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Viel zu wenig Betreuungsplätze


Autor: Redaktion

Bad Kissingen, Dienstag, 25. Sept. 2018

Bad Kissingen braucht dringend mehr Kinderbetreuungsplätze. Doch die kosten Geld.
Manuela Sauer, Leiterin des Kliegl-Kindergartens, hat eine originelle Idee zur Lösung des Mangels an Kinderbetreuungsplätzen. Bad Kissingen brauche wieder einen Anton Kliegl, sagt sie. Einen Stifter, der etwas für Kinder übrighabe. Foto: Siegfried Farkas


Wenn nicht nur Rentner und Pensionäre auf der Suche nach einem Altersruhesitz nach Bad Kissingen ziehen, sondern auch junge Familien, ist in der Kommunalpolitik die Freude groß. Dabei wäre die Kurstadt wahrscheinlich sogar noch attraktiver bei jungen Familien, wenn es nicht bei einem für sie wichtigen Standortfaktor einen Mangel gäbe. Bad Kissingen hat zu wenig Kinderbetreuungsplätze.

Dass es eine Lücke zwischen Angebot und Bedarf gibt, bestätigt auch die Stadt Bad Kissingen. Wie groß die Lücke ist, könne das Rathaus zurzeit aber noch nicht sagen, erklärte Pressesprecher Thomas Hack dazu. Man arbeite aber intensiv daran, den Bedarf zu decken.

Manuela Sauer, die Leiterin des Kliegl-Kindergartens, kann auch keine gänzlich gesicherten Zahlen vorlegen. Sie hat aber eine ungefähre Vorstellung. "Für 100 Kinder", schätzt sie, fehlen in Bad Kissingen Betreuungsplätze. Die Zahl der Kinder, die im Stadtgebiet in Einrichtungen betreut werden, setzt sie grob mit 400 an. Rein rechnerisch fehle also unterm Strich ein ganzer Kindergarten.

Bedarf gestiegen

Besonders ausgeprägt sei der Mangel bei der Altersgruppe der ein- und zweijährigen Kinder. Hier sei der Bedarf stark angestiegen. Eltern seien jetzt viel mehr als früher bereit, Kinder bereits in jüngeren Jahren in Kitas zu geben. Letztlich sei diese Entwicklung politisch gefördert. Zur Begründung verweist Manuela Sauer unter anderem auf das Recht auf einen Kinderbetreuungsplatz.

Eine Rolle spiele sicher auch die gewachsene Attraktivität von Bad Kissingen für junge Familien. Das Stichwort Flüchtlinge dagegen habe für diese Entwicklung eher geringe Bedeutung. Manuela Sauer will aber auch nicht falsch verstanden werden. Dass sie für junge Familien attraktiv ist, sei gut für die Stadt. Es sorge aber auch für Engpässe beim Betreuungsangebot. Und verlässliche Planung sei da eben schwierig.

Am größten sei der Mangel im Fall Bad Kissingens in der Innenstadt, sagt die Kindergartenleiterin. Das sorge selbst bei Familien, die einen Betreuungsplatz gefunden haben, zum Teil für großen organisatorischen Aufwand. Dann nämlich, wenn die Familie diesen Platz nur in einem Stadtteil gefunden hat, ergeben sich längere Wege beim Bringen und Holen der Kinder.

Einen Schritt zur Verbesserung der Situation in der Innenstadt hat die Katholische Kirchenstiftung kürzlich getan. In der Kapellenstraße hat vor gut einer Woche eine Außenstelle des in der Maxstraße angesiedelten Kliegl-Kindergartens den Betrieb aufgenommen. Nach Angaben der Stadt sollen dort zu Beginn 14 Kinder betreut werden. Bis Ende des Jahres steige die Zahl der Kinder auf 18.

Die Höchstzahl der Regel-Kinder, die dort betreut werden können, liege bei 28, teilte das Rathaus im Finanzausschuss mit. Dabei sei aber zu berücksichtigen, dass Kinder unter zweieinhalb Jahren bei dieser Berechnung doppelt zählen, hieß es im Ausschuss. Die Betriebserlaubnis für die Außenstelle sei zudem auf fünf Jahre befristet.

Im Hintergrund werde intensiv daran gearbeitet, die Versorgungslücken zu schließen, berichtet Manuela Sauer. Die Stadt sei durchaus willig. Die Situation sei aber kompliziert. Katholische Kirchenstiftung, Theresienspitalstiftung und Stadt seien zwar in Gesprächen für einen Kindergartenneubau im Bereich des Theresienstifts. Für die Umsetzung gebe es aber noch mehrere Fragezeichen.

Am günstigsten wäre, findet Manuela Sauer, an die Stelle einen Kindergarten zu errichten, der nicht nur den jetzt noch offenen Bedarf deckt, sondern auch die Möglichkeit bietet, die innerstädtische Kinderbetreuung an einer Stelle zusammenzuführen. Dadurch ergäben sich aber wieder Probleme beim aktuellen Kliegl-Kindergarten an der Maxstraße, weil dessen Sanierung öffentlich gefördert wurde. Gebe man den Kindergarten zu früh auf, müssten unter Umständen Zuschüsse zurückgezahlt werden. Dazu dann noch die Investition in einen Neubau, das sei kaum darstellbar. Die Stadt schwimme ja auch gerade nicht im Geld.

Es fehlt an Geld

Weil es aus ihrer Sicht zwar nicht am guten Willen, sondern letztlich vor allem am Geld fehlt, hat die Kindergartenleiterin eine ungewöhnliche und durchaus ernst gemeinte Idee entwickelt. Vielleicht finden sich ja mal wieder eine Art "Anton Kliegl, der etwas für Kinder übrighat", sagt sie. "Wir bräuchten mal wieder einen Stifter." Genügend reiche Leute gebe es in der Stadt ganz bestimmt. far