Druckartikel: Umweltministerin Scharf bekennt sich zur Rhön

Umweltministerin Scharf bekennt sich zur Rhön


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Donnerstag, 20. November 2014

Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU), Vertreter der Unesco und der Politik haben am Donnerstag im Rossini-Saal in Bad Kissingen die Erweiterung des Biosphärenreservats gefeiert. Südlink-Gegner nutzten den prominenten Besuch für einen Protest gegen die Stromtrasse.
Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (von rechts) hört sich mit Landrat Thomas Bold (CSU) die Anliegen der Stromtrassen-Gegner an. Markus Stockmann von der Bürgerinitiative Gegenstrom spricht ins Mikrofon.  Fotos: Benedikt Borst


Als die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) vor dem Regen t enbau angekommen war, wurde es laut. Trillerpfeifen wurden gepfiffen, etwa 50 Südlink-Gegner skandierten "Biosphäre Rhön nur ohne Trasse schön". Scharf war gestern zu einem Festakt nach Bad Kissingen gereist, auf dem die erfolgreiche Erweiterung des Unesco-Biosphärenreservats Rhön in Bayern, Hessen und Thüringen gefeiert wurde.



Die Bürgerinitiative Gegenstrom nutzte den Besuch der Ministerin und hatte vor den Feierlichkeiten zu einer Protestkundgebung gegen die geplante Stromtrasse aufgerufen. Der Trassenverlauf führt auch durch das Schutzgebiet in der Rhön. "Es widerspricht sich, dass man die Erweiterung feiert und dass gleichzeitig das Biosphärenreservat von einer Trasse durchschnitten wird", kritisierte der Gegenstrom-Vorsitzende Markus Stockmann. Er wiederholte gegenüber der Ministerin die Forderung, dass die Politik zuerst klären müsse, ob die Trasse tatsächlich für die Stromversorgung benötigt werde. Erst danach könne man sich über das wo und wie unterhalten. Stockmann: "Das Biosphärenreservat darf nicht durchschnitten werden. Wir sehen sonst dessen Schutzwürdigkeit in Gefahr."

Naturverträgliche Energiewende
"Eine Energiewende in Bayern wird nie ohne die Belange des Umweltschutzes umgesetzt", versicherte Scharf. Die Ministerin betonte, dass sie die geäußerten Sorgen ernst nimmt. Der Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner (CSU) wertete den Besuch der Umweltministerin als starkes Signal für die Region in dem Kampf gegen die Stromtrasse.

Bad Bocklets Bürgermeister Wolfgang Back (CSU) nutzte die Demonstration, um seinem Ärger über den Netzbetreiber Tennet Luft zu machen. Er kündigte an, dass das Unternehmen in Bad Bocklet bis zum Abschluss des Energiedialogs keine Infoveranstaltung abhalten dürfe. "Für mich ist das eine Alibifunktion, um hinterher sagen zu können, wir haben die Bevölkerung ja eingebunden", sagte Back. Landrat Thomas Bold (CSU) erklärte, dass der Landkreis Bad Kissingen sich auf mögliche rechtliche Schritte gegen Tennet vorbereite.

Auf den anschließenden Feierlichkeiten im Rossini-Saal haben Vertreter der Unesco die offiziellen Urkunden für das erweiterte Biosphärenreservat überreicht. Nach einem zwölfjährigen Prozess ist das Schutzgebiet im Sommer um rund 60 000 Hektar auf eine rund 1300 Quadratkilometer große Fläche allein in Bayern gewachsen. "Es ist keine Selbstverständlichkeit, so ein großes Gebiet auszuweisen", sagte Christiane Paulus vom deutschen Unesco-Komitee. Die Rhön sei eine internationale Modellregion für nachhaltige Entwicklung. Für Bayern sei die Rhön ein Aushängeschild, so Umweltministerin Scharf. "Im Biosphärenreservat zeigen wir, dass Ökonomie und Ökologie keine Gegensätze sind." Seltene Tierarten und Arbeitsplätze würden sich hier ergänzen.

Der Festakt war gleichzeitig der Startschuss für ein neues "Rahmenkonzept Biosphärenreservat Rhön", das in den nächsten Jahren länderübergreifend entwickelt werden soll. Dabei stehen Themen wie Umweltbildung, Tourismus, Artenschutz und Verkehr im Mittelpunkt. Scharf: "Die Erweiterung eröffnet neue Perspektiven und gibt den Startschuss für die künftige Weiterentwicklung zum Nutzen der Region."