Südlink: Rückt Sinngrund in den Fokus?
Autor: Ulrike Müller
Zeitlofs, Donnerstag, 27. November 2014
Mit einer Trassenführung durch den Sinngrund könnten die Südlink-Planer das Biosphärenreservat fast umgehen. In Zeitlofs informierte Tennet über das Projekt.
Wo die Stromtrasse Südlink hinkommt, ist reine Spekulation. Noch. Aber die Pläne für das Netzausbauprojekt Südlink, das ab 2022 Windstrom vom Norden in den Süden transportieren soll, werden konkreter. Gestern Nachmittag stellte der Netzbetreiber Tennet bei einem Info-Markt in Zeitlofs mögliche Trassenführungen zur Diskussion.
Das Unternehmen ist zum zweiten Mal in der Region unterwegs.
Im Sommer hatte Tennet seine Pläne für die Stromtrasse, die von Wilster bis Grafenrheinfeld und weiter nach Baden-Württemberg führt, bereits öffentlich vorgestellt.
Bündelung mit Freileitungen
"Wir wollen den Bürgern zeigen, was aus ihren Einwänden geworden ist", begründet Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht die Feedback-Märkte. Bleibt die Frage, warum sich der Netzbetreiber ausgerechnet Zeitlofs aussucht. Nun. Zum einen hat die Gemeinde die Veranstaltung erlaubt. Das ist nicht selbstverständlich: In Bad Bocklet, Oerlenbach und Wasserlosen ist Tennet aufgelaufen. Die Kommunen sprachen sich aus unterschiedlichen Gründen gegen Info-Märkte aus. Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU) allerdings sah das anders: "Information muss sein. Die möchte ich den Bürgern nicht vorenthalten."
Zum anderen liegt Zeitlofs strategisch günstig. "Wir wollten den Betroffenen aus dem Sinngrund die Möglichkeit geben, an den Info-Märkten teilzunehmen", erklärt Lieberknecht. Denn eine der Alternativ-Trassen verläuft ab Fulda in Bündelung mit bestehenden Freileitungen Richtung Westen, führt von Zeitlofs bis Gemünden direkt durchs Sinntal und kommt schließlich in zwei unterschiedlichen Varianten in Grafenrheinfeld an.
Es gibt noch eine weitere Alternativ-Trasse im Altlandkreis Bad Brückenau. Sie zweigt bei Riedenberg von der Autobahn A7 ab und führt - ebenfalls in Bündelung mit bestehenden Hochspannungsleitungen - an Geroda vorbei und weiter nach Burkardroth und Bad Bocklet. Ein Blick in die Unterlagen, die Tennet ins Netz gestellt hat, zeigt: Beide Strecken weisen eine mittlere Eignung auf.
Weitere Korridore möglich
Das Kriterium der Bündelung allerdings liegt mit 92 Prozent im Sinngrund etwas höher als mit 74 Prozent für die Trasse durch die schwarzen Berge. Weiterer Pluspunkt aus Sicht von Tennet: Das Biosphärenreservat Rhön wird nur gestreift. Kernzonen sind nicht in unmittelbarer Nähe. "Alle Vorschläge werden von der Bundesnetzagentur gleichwertig geprüft", kann und will Lieberknecht noch keine Prognose abgeben. Der Markt Zeitlofs aber nimmt die Entwicklung durchaus ernst. "Aus Solidarität mit den betroffenen Gemeinden sind wir der Initiative Rhönlink beigetreten", sagt Friedrich. "Jetzt hoffen wir, dass der Rest des Landkreises auch zu uns steht."
"Wir gehen davon aus, dass gerade im Bereich Zeitlofs und Main-Spessart noch mehr Trassenkorridore vorgeschlagen werden", sagt Lieberknecht. Will Tennet diese Vorschläge allerdings noch in seine Pläne aufnehmen, müssen sich die Fachleute ranhalten, denn noch vor Weihnachten will der Netzbetreiber bei der Bundesnetzagentur den Antrag auf Bundesfachplanung einreichen.
Bürgermeister Friedrich kritisiert, dass Tennet nicht erst das Ende des bayerischen Energiedialogs abwartet. Lieberknecht entgegnet: "Für uns gilt das Bundesbedarfsplangesetz als Verpflichtung." Das Unternehmen sehe seine Info-Märkte aber als Ergänzung des bayerischen Energiedialogs.