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Südlink: Reaktion auf Berliner Warteschleife


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Mittwoch, 25. Februar 2015

Die Koalitionsspitzen in Berlin haben die Entscheidung über den Bau neuer Stromtrassen vertagt. Rhönlink-Vorsitzender Jochen Vogel findet das nicht schlimm. Er setzt weiter auf den großen Trumpf der Rhön.
Jochen Vogel auf einem Strommasten bei Waldfenster: Als Vorsitzender des Vereins Rhönlink kämpft er gegen den Bau der Stromtrasse Südlink. Foto: Ulrike Müller


Der Protest gegen den geplanten Bau der Stromtrasse Südlink wird im Landkreis Bad Kissingen im Verein "Rhönlink" gebündelt. Dessen Vorsitzender Jochen Vogel (CSU) ist als Bürgermeister von Motten direkt von Südlink betroffen.

Frage: Herr Vogel, in Berlin wurde die Entscheidung über den Bau der Stromtrassen vertagt. Was war Ihre erste Reaktion?
Jochen Vogel: Nun, ich war nicht wirklich überrascht. Seit mehr als einem Jahr beschäftigen wir uns mit dem Thema, der Bayerische Energiedialog allein dauerte drei Monate. Ich hätte mich gewundert, wenn das Problem plötzlich innerhalb von zwei, drei Stunden in Berlin gelöst worden wäre.

Fühlen Sie sich hingehalten? Immerhin sollte schon nach dem Energiedialog geklärt sein, ob es neue Trassen braucht oder nicht.
Nein. Für mich war immer klar, dass die Frage nach dem Bedarf nicht in München geklärt wird, sondern in Berlin. Dass sich die Koalition mit der Entscheidung bis zum Sommer Zeit lässt, ist - so vermute ich - der Tatsache geschuldet, dass die Bundesnetzagentur dem Netzbetreiber Tennet den Antrag zur Überarbeitung zurückgegeben hat. So können die ersten Antragskonferenzen wahrscheinlich erst im Juli stattfinden. Damit hat auch Berlin einen Puffer.

Spielt die Zeit dem Bürgerprotest in die Hände?
Für uns ändert das nichts. Unser Anliegen ist überall bekannt. Und wir bleiben weiterhin am Thema dran.

Was sind die nächsten Aktionen?
Am 6. März findet eine Postkarten-Aktion an Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel statt. Ich gehe davon aus, dass unsere Bürgerinitiativen sich daran beteiligen. Ich selbst werde am 14. März an einem bundesweiten Konvent in Fulda teilnehmen.

Das Treffen wird vom Bundesverband "Bürgerinitiativen gegen Südlink" organisiert. Rhönlink ist nicht Mitglied. Warum?
Ich möchte mich keinem Bundesverband anschließen, der die Erdverkabelung wie eine Monstranz vor sich herträgt. Solange die Notwendigkeit für Südlink noch nicht geklärt ist, werde ich nicht in der Öffentlichkeit über Erdkabel diskutieren.

Die große Frage des "Ob" ist also weiterhin offen?
Aus meiner Sicht ja.

Für das Planungsverfahren für Südlink ist die Bundesnetzagentur in Bonn zuständig. Was für einen Eindruck haben Sie von der Behörde?
Die Kommunikation läuft sehr gut. Ich habe den Eindruck, unsere Argumente kommen an. Neulich sind wir mit zwei Vertretern der Bundesnetzagentur den möglichen Trassenkorridor abgefahren. Von der Mottener Haube ging's zum Steilhang bei Römershag, weiter durch die Schwarzen Berge bis nach Elfershausen. Den Rest haben wir ihnen auf der Karte gezeigt. Ich glaube, sie haben erkannt, dass es wirklich sehr schwierig ist, sowohl in der Rhön als auch im Spessart eine Stromtrasse durchzusetzen.

Da wären doch zum Beispiel Erdkabel durch den Sinngrund ein Kompromiss...
An solchen Spekulationen beteilige ich mich nicht. Meine Hoffnung ist, dass am Ende gar keine neuen Trassen gebaut werden. Die Energiewende ist auch ohne neue Leitungen möglich. Das muss aber politisch gewollt sein.

Was für Forderungen stellen Sie?
Wir brauchen eine gesetzliche Änderung der Rahmenbedingungen der Energiewende. Das Betreiben von Gaskraftwerken muss wieder wirtschaftlich sein. Kraft-Wärme-Kopplung muss ausgebaut werden. Und die Speichermöglichkeit von Strom durch "Power to gas" muss weiter erforscht werden

Am Sonntag hat die Bürgerinitiative "Sinntal gegen die Stromtrasse" einen hölzernen Strommasten in Brand gesetzt...
Ich habe davon gehört. Eine tolle Aktion!

...Vorstandsmitglied Gerhard Schumm sprach von drei Trümpfen, die die Region gegen Südlink habe: Die Selbstversorgung mit Energie in Bayern, das Biosphärenreservat Rhön und Erdkabel. Sehen Sie das auch so?
Für mich ist und bleibt das Biosphärenreservat unser größter Trumpf. Unsere Landschaft ist schützenswert! Insbesondere die Kernzonen sind ein No-Go. Es kann doch nicht sein, dass die Einheimischen noch nicht mal zum Pilzesammeln in diese Gebiete dürfen, dort aber Strommasten gebaut werden. Aus diesem Grund bin ich sehr optimistisch.

Das Gespräch führte Ulrike Müller.