Südlink: Können Kernzonen die Trasse verhindern?
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Dienstag, 18. November 2014
Beim Kampf gegen die Stromtrasse setzt der Landkreis Bad Kissingen vor allem auf das Unesco-Biosphärenreservat Rhön. Was aber ist dran am vielbeschworenem Ausschlusskriterium Kernzone?
Es ist eine heikler Frage und nein, Michael Geier kann sie auch nicht beantworten. Noch nicht. Aber als Leiter der bayerischen Verwaltungsstelle des Bi osphärenreservats Rhön kann er zumindest eine Einschätzung abgeben, ob das Reservat tatsächlich das ist, was sich viele erhoffen: Nämlich ein Sperrriegel gegen die Stromtrasse Südlink.
"Das Biosphärenreservat war für die Identifizierung von Trassenkorridoren kein Raumwiderstand der Kategorie
1", erklärt Geier. Und das hat folgenden Grund: Im Biosphärenreservat gibt es verschiedenen Zonen, die unterschiedlich stark geschützt sind. Neben den Kernzonen, die als Naturschutzgebiete einen sehr hohen Schutzstatus haben, gibt es noch Pflege- und Entwicklungszonen. In den Bereichen, in denen wirtschaftliche Entwicklung aber erlaubt und gewollt ist, sind die Naturschutzbestimmungen recht lax.
Der Netzbetreiber Tennet, der für die Planung und den Bau der Gleichstromtrasse Südlink verantwortlich ist, hat drei Raumwiderstandsklassen festgelegt. Damit wird die Eignung des Geländes für eine mögliche Trassenführung bewertet. "Die Kernzonen des Biosphärenreservats sind über die Kernzonen-Verordnung als Na turschutzgebiet ausgewiesen und fallen in die Raumwider standsklasse 1", gibt Markus Lie berknecht, Pressesprecher von Tennet, auf Anfrage der Saale-Zeitung Auskunft. Pflegezonen fielen hingegen in die zweite Raumwiderstandsklasse, während Entwicklungszonen keiner der drei Klassen zuge ordnet seien.
Sinngrund oder Schwarze Berge?
"Wir haben an der A 7 sieben Kernzonen, die von der Trassenführung betroffen wären", sagt Geier. Zudem sei nicht jede Kernzone in gleichem Ausmaß berührt. "Es gibt Kernzonen, die nur am Rande betroffen sind. Es gibt aber auch Kernzonen, die ganz zentral betroffen sind", berichtet Geier.
Für den Altlandkreis Bad Brückenau heißt das im Klartext: Entlang des ursprünglichen Korridors, der sich entlang der A 7 durch den Landkreis Bad Kissingen zieht, wäre eine Kernzone bei Speicherz und eine weitere nördlich der Autobahn in Höhe Römershag im Weg. Auch um die Pilsterköpfe und im Bereich Lange Steine befinden sich Kernzonen.
Aber das ist noch nicht alles. Ende September veröffentlichte Tennet Alternativ-Trassen für Südlink. Eine davon führt durch den Sinngrund und würde den Markt Zeitlofs betreffen. Hier gibt es keine Kernzone. Die Ge meinde liegt am äußeren Rand des Biosphärenreservats. Eine weitere Alternativ-Trasse streift Geroda und verläuft durch die Schwarzen Berge in Richtung Bad Bocklet und Bad Kissingen. Die Ausweitung der Trassenpläne auf damit alle drei Bayerischen Staatsbäder im Landkreis hatte erheblich für Empörung gesorgt.
Bundesfachplanung abwarten
In den Schwarzen Bergen gibt es mehrere Kernzonen (siehe Bericht oben). Ob das der Grund dafür ist, warum Tennet eine nächste Info-Veranstaltung in Zeitlofs und eben nicht im Markt Geroda abhält? "Beide Alternativvorschläge sind [...] in ihrer Eignung gleichwertig [...] und werden daher als ernsthaft in Betracht kommende Alternative weiter verfolgt", stellt Tennet-Sprecher Lieberknecht klar.
Kernzonen als Ausschlusskriterium für Südlink? "Wenn wir das wüssten...". Michael Geier vom Biosphärenreservat beendet den Satz nicht. Für Spekulationen ist es auch noch zu früh. Im Moment lau fen erst die Vorarbeiten bei Tennet, um einen Antrag auf Bundesfachplanung bei der Bundesnetzagentur stellen zu können.
"Wir werden abwarten müssen, womit Tennet tatsächlich ins Rennen geht", sagt Geier in Be zug auf die ver schiedenen Korridore, die aktuell noch im Raum stehen. Erst dann wissen die Rhöner, woran sie wirklich sind.