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Studie zeigt Verbesserungspotential


Autor: Redaktion

Bad Kissingen, Sonntag, 09. August 2020

Laut einer Studie ist die Lebensmittel-Nahversorgung in den meisten der Kommunen des Bäderlandkreises im Vergleich nicht schlecht. Ansiedeln könnten sich Läden aber beispielsweise noch in Wartmannsroth.
Kleine Lebensmittelfachgeschäfte wie etwa Bäckereien (im Bild Bäcker Heribert Hedrich) oder Metzgereien, gibt es noch fast in jeder Kommune im Landkreis Bad Kissingen. Archiv Siegfried Farkas


Der Lebensmitteleinzelhandel gehört für die meisten Menschen zu den wichtigsten Elementen des wirtschaftlichen Lebens. Und das nicht nur aus dem banalen Grund, dass der Mensch eben essen muss, um zu leben. Wie gut die Nahversorgung ist, trägt erheblich zur Lebensqualität bei. Das hat jetzt wieder einmal eine Studie festgestellt. Angefertigt hat sie das Zentrum für Regionalforschung der Universität Würzburg im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt.

"Besonders im ländlichen Raum", heißt es in der Studie, "übernimmt der Lebensmitteleinzelhandel eine Ankerfunktion für viele weitere Dienstleistungen im öffentlichen und privaten Bereich". Das liege daran, dass "er als zentrumsbildender Magnet" für hohe Kundenfrequenz sorge. In Orten ohne Nahversorger könnten sich wegen fehlender Kundenbindung "ergänzende Handels- und Dienstleistungseinrichtungen" häufig nicht halten oder ansiedeln.

Ein Standortfaktor

Eine funktionierende Nahversorgung sei ein wichtiger Standortfaktor bei der Wahl des Wohnorts. Die Anziehungskraft einer Gemeinde bemesse sich auch an Qualität und Erreichbarkeit des Einzelhandels. Darüber hinaus habe der Lebensmitteleinzelhandel wirtschaftliche und soziale Funktionen. Einerseits stelle die Branche auch im ländlichen Raum einen wichtigen Arbeitgeber dar.

Aus Sicht der Studie nicht zu unterschätzen ist zudem "die kommunikative Komponente beim persönlichen Einkauf". Da gehe es um soziale Teilhabe vor Ort sowie um "die Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens im Alter".

Die Autoren dieser Studie verweisen in diesem Zusammenhang auf eine andere Studie über die Versorgungssituation im ländlichen Raum. Die Befragten sollten dabei angegeben, wie wichtig ihnen in Zukunft Infrastrukturen sein werden. Mit dem ÖPNV, den Gastwirtschaften, der Kinderbetreuung und den Freizeitmöglichkeiten zählten die Einkaufsmöglichkeiten hier durchwegs zu den fünf wichtigsten Faktoren.

Meist mindestens ein Geschäft

Im Landkreis Bad Kissingen verfügen laut dieser Studie 96 Prozent der Gemeinden zumindest über ein kleines Lebensmittelfachgeschäft, also zum Beispiel eine Bäckerei oder eine Metzgerei. Das heißt, nur in einer der insgesamt 26 Kommunen gibt es so etwas nicht. 42 Prozent der Gemeinden hätten entweder einen kleinen oder einen großen Supermarkt in ihrem Gebiet. Bei 31 Prozent der Gemeinden gebe es vor Ort einen Discounter.

Zu beachten ist dabei aber, das sich die Angaben jeweils auf die gesamte Kommune und nicht auf einen einzelnen Ort beziehen. Das spielt bei den Ergebnissen der Studie zur fußläufigen Erreichbarkeit der nächstgelegenen Lebensmittelversorgung eine Rolle. Denn die ist für durchschnittlich 40 Prozent der Menschen im Landkreis Bad Kissingen nicht gegeben.

"Standorte von Lebensmittelversorgern sind häufig auf Kundschaft mit eigenem Pkw ausgelegt", erklärt Christian Seynstahl, Referent Regionalentwicklung der IHK, dazu. Vor allem ältere Menschen würden dadurch benachteiligt.

"Recht gute Werte"

Im regionalen Vergleich seien die genannten Prozentsätze für den Landkreis Bad Kissingen "recht gute Versorgungswerte" dar, zitiert die IHK-Pressemitteilung zur Studie Anja Binder. Die Geschäftsführerin der Stadtwerke Hammelburg ist zurzeit Vorsitzende des IHK-Gremialausschusses für den Landkreis Bad Kissingen. "Bei kleinteiliger Betrachtung", sagt sie, ergäben sich im Landkreis Bad Kissingen "noch Ansiedlungspotenziale, so etwa in der Gemeinde Wartmannsroth".

Nach der Studie sind vor allem im Bereich zwischen Hammelburg und Bad Brückenau größere Lebensmittelfachgeschäfte schwer erreichbar. Ungünstige Erreichbarkeitswerte von über neun Minuten für die Fahrt mit dem Auto zu größeren Einzelhandelsgeschäften oder kleineren Supermärkten hat die Studie für Schondra, Wartmannsroth, Zeitlofs und Motten ermittelt. In diesen Kommunen gebe es zwar kleinere Lebensmittelfachgeschäfte, jedoch keine Supermärkte oder Discounter. Wobei die Macher einräumen, dass es für Menschen aus Zeitlofs und Motten Supermarktangebote oder Discounter im benachbarten Hessen gibt, die nicht in die Studie einbezogen werden konnten. Sehr schnell erreichbar sei dagegen im Vergleich die Lebensmittel-Nahversorgung in Bad Kissingen, Nüdlingen und Euerdorf.Siegfried Farkas