Städtische Mitarbeiter warten auf Entscheidung
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Mittwoch, 22. Oktober 2014
Der Stadtrat behandelte in seiner Sitzung am Mittwoch das Aufregerthema Altersteilzeit. Die betroffenen städtischen Mitarbeiter, zahlreiche Zuhörer und Medienvertreter warteten vergeblich auf ein Ergebnis. Die Stadträte verschoben die Angelegenheit in den nichtöffentlichen Teil.
Lydia Gerlach zieht eine ratlose Miene, als sie gemeinsam mit ihrem Mann Ludwig den Sitzungssaal des Rathauses verlässt. "Jetzt wissen wir genauso viel wie vorher", sagt sie. Hilflos zuckt die Frau mit den Schultern und geht die Treppe hinab. Einen Stock höher tagt der Bad Kissinger Stadtrat weiter.
Die Sitzung am Mittwoch war eine heikle.
Ein Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks war anwesend und außerdem so viele Zuhörer, dass nicht alle im Sitzungssaal Platz fanden. Einige nahmen im Foyer Platz und verfolgten das Geschehen über die Lautsprecher. Behandelt wurden unter anderem die Aufregerthemen Altersteilzeit bei städtischen Mitarbeitern und das Hotel Fürstenhof.
"Der Fürstenhof interessiert mich aber nicht", sagte Lydia Gerlach, als sie ging. Sie interessiert sich für das Thema Altersteilzeit, weil es ihren Mann betrifft. Ludwig Ge rlach arbeitete die meiste Zeit seines Lebens für die Stadt Bad Kissingen, jetzt klagt er gegen sie. Der Stadtrat hatte im Juli beschlossen, neun längjährigen Mitarbeitern die Altersteilzeitverträge zu kündigen und sie stattdessen in die Rente zu schicken (wir berichteten). Den Betroffenen entstehen dadurch schmerzliche finanzielle Einbußen. "Das ist einfach unfair und moralisch eine Sauerei", war Lydia Gerlach vor der Sitzung aufgebracht. Ihr Mann Ludwig arbeite bereits in Altersteilzeit, er erfülle seinen Teil der Vereinbarung, sagt sie. "Was mich so erschüttert ist, dass die Stadt einen Vertrag bricht."
Das Vorgehen der Stadt sorgte in den vergangenen Monaten für viel Aufregung. Die SPD-Fraktion hat das Thema nochmals auf die Tagesordnung gesetzt, weil zwischenzeitlich neue Informationen vorlägen und jetzt die Auswirkungen genauer zu erkennen seien. "Da der Betriebsfrieden nachhaltig gefährdet erscheint und unsere Arbeitnehmer zum Teil deutlich schlechter gestellt wären als die anderer Kommunen, beantragen wir weiterhin, dass den Beschäftigten die entstehenden Nachteile ganz oder größtenteils ausgeglichen werden", begründete SPD-Fraktionssprecher Bernd Czelustek den Antrag.
Vor den Betroffenen stritten sich die Stadträte über das Thema. Bernhard Schlereth (CSU) versuchte das Abstimmverhalten vom Juli zu relativieren und kritisierte die Informationspolitik der Verwaltung. "Ich persönlich hätte anders abgestimmt, wenn ich anders informiert worden wäre", erklärte er. Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) wehrte sich gegen den Vorwurf. Die Stadt habe damals alle bekannten Informationen weitergegeben. Wenn deswegen Bedenken bestanden hätten, hätte die Entscheidung verschoben werden können. "Niemand hatte ergänzende Informationen angefragt", sagte Blankenburg. Im Nachhinein einen Rückzieher zu machen und es auf die Informationslage zu schieben, sei eine Ausrede, sagte Bürgermeister Anton Schick (DBK).
Der Rat entschied sich zwar, erneut über die Altersteilzeit zu diskutieren, verschob das Thema aber auf Antrag der CSU-Fraktion in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung. Ob es einen neuen Beschluss gegeben hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Das Ehepaar Gerlach muss warten.