So wird das Bier modern in Motten gebraut
Autor: Paul Ziegler
Motten, Mittwoch, 27. Mai 2015
Leser der Saale-Zeitung besichtigen die Will Bräu in Motten. Sie ist eine der zwei letzten im Landkreis verbliebenen noch produzierenden Brauereien.
Aus der Region, für die Region - dieser Satz ist die Maxime für eine der letztlich im Landkreis Bad Kissingen noch verbliebenen Brauereien: Die Will Bräu (heute "Hochstiftliches Brauhaus in Bayern") in Motten. Das Bierbrauen hat in der Region lange Tradition, eine, die noch bis in die Gegenwart reicht, konnten bei einer von der Saale-Zeitung organisierten Brauerei-Besichtigung in Motten unsere Leser nachverfolgen.
Will Bräu: Geschichtliches
Im 9. Jahrhundert ließen die geistlichen Herren aus dem Hochstift Fulda ein Wirtshaus mit Braustätte im Döllbachtal errichten. Das Brauhaus diente als Station zu den Hammelburger Besitzungen und Weinbergen, welche damals dem Hochstift Fulda (Fürstbistum) gehörten. Die im Döllbachtal gebrauten Säfte waren in der damaligen Zeit ausschließlich als "Privatgetränk" für die hohen Herren des Hochstifts sowie die verbundene Schankwirtschaft bestimmt. Die Ortschaft Motten entstand später im Laufe der Zeit "rund um die Wirtschaft".
200 Jahre Familientradition
Im Jahr 1791 kaufte Johann Georg Will die "Fürstlich-Fuldische Amtsbrauerei nebst Wirtshaus" von dem damaligen Fürstbischof Adalbert von Harstall und begründete damit den Anfang einer über 200-jährigen Familientradition der Will Bräu in Motten. Diese Tradition endete nach dem Tod von Helmut Will im Jahr 1987. Damals kehrte die "Will Bräu" wieder zu ihren Wurzeln zurück, als sie von der damaligen Hochstift Bräu in Fulda übernommen wurde.
Sowohl die Zusammengehörigkeit der beiden Regionalbrauereien als auch die gemeinsamen hochstiftlichen Wurzeln waren 1994 der Anlass für die Umfirmierung in die heutigen Namen "Hochstiftliches Brauhaus in Bayern" und "Hochstift liches Brauhaus Fulda".
Angeschlossene Betriebe
Dieser Zusammenschluss wurde 1997 um die Riedeselsche Burgbrauerei Lauterbach samt "Auerhahn Bräu Schlitz" erweitert. Zu diesem Verbund gehört heute auch die von Johann Salch 1887 in Hammelburg gegründete und nach ihm benannte Brauerei. Über drei Generationen befand sich die Saalch'sche Brauerei im Besitz der Familie. Da keine Nachfolger vorhanden waren, wurde sie 1997 an die Privatbrauerei "Hochstiftliches Brauhaus Fulda" verkauft.
Führung durch die Anlagen
Mit dieser Geschichte vor Augen traf sich eine Gruppe von Lesern der Saale-Zeitung mit Redaktionsleiter Paul Ziegler in Motten. Man wollte einmal selbst den Produktionsablauf in einer modernen Brauerei erleben. Zum Bierbrauen ist zunächst einmal gutes Wasser nötig, sagte Braumeister Markus Nüchter, und wies darauf hin, dass das Wasser für die Will Bräu aus einem eigenen Brunnen aus rund 100 Meter Tiefe mit drei bis vier Härtegraden gefördert werde.
Der Braumeister zeigte und erklärte sehr ausführlich im Sudhaus nicht nur die vier großen Sudkessel, sondern auch die Bestandteile eines guten Bieres: neben Wasser zunächst Hopfen und Malz. Der Sud wandert schließlich in den Gärkeller, wo ihm die Hefe beigegeben wird. Etwa sechs Wochen später ist das Bier fertig.
Danach geht der Gerstensaft durch die Abfüllanlage, Fässer und Flaschen werden gefüllt und schließlich ausgeliefert. All diese Prozesse bis hin zur Auslieferung konnten die Saale-Zeitung-Leser bei ihrem Rundgang genau unter die Lupe nehmen. Man stellte viele Fragen, zum Ausstoß, zu den Mitarbeitern, zu den einzelnen Herstellungsprozessen von Bieren und Limonaden und im Besonderen zur Biergärung.
Großes Interesse
"Mich interessiert überhaupt, wie ein Bier gebraut wird und als Biertrinker alles Drumherum", sagte Franz Friedel aus Bad Kissingen, der die Will Brauerei bislang nur dem Namen und des Bieres nach kannte, nicht aber die Produktionsstätte. Diese Wissenslücke konnte er jetzt füllen. Die Gespräche mit Braumeister Markus Nüchter bei seiner Führung waren genauso erfrischend wie das Bier, das man in geselliger Runde bei einer Brotzeit danach natürlich noch probierte. G'schmeckt hat's.
Will Bräu
40 Mitarbeiter am Standort Motten; Jahresausstoß rund 60.000 Hektoliter; Abfüllung 30.000 Flaschen pro Stunde; Kapazität eines Sudkessels rund 26.000 Liter.
Brauereien in Betrieb
Will Bräu (seit 1791), heute Hochstiftliches Brauhaus in Bayern, Motten; Wittelsbacher Turm Bräu (seit 2000), Arnshausen; Brauerei Salch (seit 1887) in Hammelburg - die Produktion läuft nicht mehr in Hammelburg, sondern über Hochstiftliches Brauhaus Fulda; Museumsbraugasthaus Jägersruh, Garitz - befindet sich im Zuge der Schließung.
Ehemalige Brauereien
Brauerei Wolf Fuchstadt (1739 bis 2009); Brauerei Wahler Bad Kissingen (1532 bis 1992); Klosterbrauerei Münnerstadt (1381 bis 2010).