Schäden im Gesims der Jakobuskirche
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Samstag, 05. Juli 2014
Die Zimmerleute haben derzeit im Dachstuhl der Jakobuskirche das Sagen: Sie erneuern Teile des denkmalgeschützten Gebäudes gemäß der alten Handwerkstradition. Die Kirche bleibt ab sofort werktags gesperrt.
Mit dem bloßen Finger bohrt Architekt Henry Kiesel ein Loch in den Eichenbalken am Gesims der Jakobuskirche. "Das ist nur noch Schnupftabak", sagt er und lacht - aber nur kurz: "Das muss natürlich alles ausgetauscht werden", schiebt er hinterher und seine Miene wird gleich wieder ernst. "Ein Teil der Schadensbilder war unerwartet", fasst Kiesel die Bestandsaufnahme an der Jakobuskirche zusammen.
Begutachtung vom Gerüst aus
Mit dem Fernglas hatte Kiesel die insgesamt 200 laufenden Meter Gesims unterm Dach der Jakobuskirche begutachtet. "Das Holz sieht von außen sehr gut aus", verweist er auch an dem schadhaften Balken auf die äußeren drei bis vier Zentimeter. Dahinter kommt dann aber der "Schnupftabak", also morsches Holz. "Da ist jahrzehntelang das Wasser reingelaufen", nennt Kiesel als Ursache. Schließlich seien die Balken mindestens 239 Jahre alt (siehe Info-Kasten zur Geschichte).
Seit vier Wochen steht nun das Gerüst, und Kiesel kann direkt nachsehen. Trotz mancher Überraschung hofft er, dass sich die Gesamtkosten von 320 000 Euro nur leicht erhöhen. Gute Nachrichten also für Kirchenpfleger Peter Kaidel. "Wir erhalten alles, was schützenswert ist", betont er, und: "Das Verhältnis mit der Denkmalpflege ist gut." Die Experten vom Landesamt für Denkmalpflege hätten auch ein Gutachten geschrieben, auf dessen Grundlage die Bayerische Landesstiftung zehn Prozent der Sanierungskosten zahlt. "Die Jakobuskirche ist eine ganz besondere Kirche", nennt Kaidel als Begründung.
Insgesamt soll möglichst viel erhalten bleiben: Intakte Gesimsstücke werden wieder eingebaut, gute Ziegel sollen auf einem der 28 Dachflächen zusammengefasst werden und Übergänge werden nach historischem Vorbild gestaltet: Sämtliche Ortgänge sind nicht mit Ton-Ziegeln, sondern mit Schieferplatten abgedichtet. Kiesel überlegt noch, wie die Ortgänge trotz Schiefer-Eindeckung dicht zu bekommen sind.
Wo es gar nicht anders geht, muss allerdings auch neues Material eingebaut werden, vor allem an den Knotenpunkten und Ecken der Gesimse. "Das wird alles mit dem Handhobel herausgearbeitet", berichtet Zimmerer Marko Fischer von der Bad Kissinger Firma "Grund und Kraus", die auf die Sanierung alter Gebäude spezialisiert ist. "Für manche Profile werden sogar extra die Hobel gefertigt", berichtet er. Und dann ist jede Mange Muskelkraft gefragt: Bis zu zwei Stunden dauere es, einen laufenden Meter Gesims nach dem historischen Vorbild aus den Eichenbalken herauszuarbeiten.
Geschichte Für das Jahr 1286 ist der Bau einer Kirche in Kissingen nachgewiesen. Ob es sich dabei um eine Kirche am Ort der heutigen Marienkapelle oder der Jakobuskirche handelt, ist allerdings unsicher. In jedem Fall stammt der fünfgeschossige Turm der heutigen Jakobuskirche aus dem 14. Jahrhundert. Im Jahr 1509 gab es einen Neubau, der jedoch Mängel aufwies. Das heutige Kirchenschiff wurde zwischen 1767 und 1775 unter dem Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim gebaut. Als Besonderheit gelten der quadratische Grundriss und die kunstvolle Ausgestaltung. Trotz des Neubaus wurde die Jakobuskirche im folgenden Jahrhundert zu klein, deshalb entstand 1884 die Herz-Jesu-Kirche als neue Stadt-Pfarrkirche.
Sperrung Die Jakobuskirche bleibt wegen der Bauarbeiten in den kommenden Wochen werktags geschlossen. Die Gottesdienste werden am Dienstag und Freitag jeweils um 8 Uhr in der Marienkapelle gefeiert. Die eucharistische Anbetung am Freitag entfällt bis auf Weiteres. Am Samstag und Sonntag ist die Jakobuskirche geöffnet, jeden Sonntag um 8.30 Uhr findet dort ein Gottesdienst statt.