Rosin bringt Pep in die Küche
Autor: Redaktion
Oberelsbach, Mittwoch, 17. Februar 2016
Die Wirtin Anja Schill hat sich prominente Hilfe und Beratung in ihren Berggasthof geholt, weil sie Kritik wollte.
Der Berggasthof "Rother Kuppe" startet mit neuer Speisekarte und vielen guten Ratschlägen in eine bessere Zukunft - das wünschen sich Inhaberin Anja Schill und ihre Mutter Ramona Hacker mit dem ganzen Team. Und das wünscht sich auch der bekannte Starkoch Frank Rosin, der das Traditionsgasthaus durchleuchtet, die Schwachstellen erkundet und für Verbesserungen gesorgt hat.
Im April 2015 hatte Anja Schill den Berggasthof übernommen und damit den Schritt in die
Selbstständigkeit gewagt. Sie kannte die Gaststätte von einer Aushilfstätigkeit im Service und wusste, dass viele Wanderer und Urlauber dorthin kommen. Der Rhönklub-Zweigverein Nordheim, Verpächter des Gasthauses, hat dort sein Vereinsheim.
Gäste blieben aus
"Am Anfang lief alles gut, aber dann blieben viele Gäste weg.
Nur Kaffee und Kuchen waren noch gefragt - davon kann man aber nicht leben", berichten Anja Schill und Ramona Hacker. Sie bewarben sich bei Frank Rosin für die Sendung "Rosins Restaurants" auf Kabel 1 und hatten Glück. "Wir erhielten einen Anruf, dass wir auf der Liste stehen, und eines Tages stand Rosin plötzlich vor der Tür", erinnert sich Anja Schill.
Inzwischen ist viel passiert, und die Phase der Neugestaltung wurde jetzt mit einem Testessen mit geladenen Gästen abgeschlossen. Bei einem Pressetermin beantwortete Frank Rosin viele Fragen.
Abwägen und genau hinschauen
Das Format "Rosins Restaurants" sei zu einer richtigen Community geworden, berichtet der aus Dorsten stammende Sternekoch (seit 2011 zwei Michelin-Sterne). Seit 2009 ist er "auf Sendung" und strebt die 100.
Folge an. Bis zu 500 Anfragen von Gastronomen erreichen ihn pro Jahr - da heißt es abwägen und genau hinschauen, ob der Betrieb Potenzial hat und sich der Hilfseinsatz lohnt.Ärgert es ihn, dass so viele Quereinsteiger denken, in der Gastronomie laufe ein Betrieb fast von allein? Wirklich "unsäglich" findet er mangelnde Qualität bei Speisen und beim Wein. "Beherbergung und Beköstigung sind die ältesten Dienstleistungen der Gesellschaft, das setzt Bildung sowie fachliches und ökonomisches Wissen voraus." Gegen Quereinsteiger hat er nichts, wenn der nötige Hintergrund aus den Bereichen Gastronomie oder Betriebswirtschaft vorhanden sei.
Auf welche Probleme traf er im Berggasthof "Rother Kuppe" in der Rhön? Die Küche, die mithilfe eines Mietkochs betrieben wurde, bereitete Schwierigkeiten. Inzwischen wurde ein neuer Küchenchef, Peter Herberer aus Schlitz bei Fulda, eingestellt. Er formte gerade Semmelknödel für das Testessen, als ein Blick in die Küche gestattet wurde. "Ein bisschen stressig" fand der Neuling das Ganze. Unsicherheit, aber insgesamt gute Voraussetzungen bescheinigte Rosin der Inhaberin, die gut mit Menschen umgehen könne. Sie habe die Selbstständigkeit vielleicht ein wenig zu leicht genommen.
Rosin setzt auf den Erhalt der Kochkultur, wobei die Globalisierung auch hier nicht Halt macht. "Warum nicht regionale Küche mit internationalen Bestandteilen kombinieren", fragt er. So entstehen zum Beispiel "Neapolitanische Rouladen", die dem Geschmack der Leute mehr entgegenkämen als die Zubereitung aus Omas Zeiten. Schäufele und Ähnliches könnten trotzdem auf der Karte bleiben.