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Riedenberger Musiker in Teheran: Herzlichkeit, Hitze und Hiebe


Autor: red

Riedenberg, Donnerstag, 09. Oktober 2014

Der Riedenberger Bassist Stefan Hergenröder fühlte sich in Teheran glänzend aufgenommen. Zusammen mit zwei Kollegen unterrichtete er 170 wissbegierige Perser.
Das Musiklehrer-Trio Peter Wölpl (von links), Claus Hessler und Stefan Hergenröder in Teheran. Foto: SH


— Heiß her ging es beim Instrumentalworkshop der Ranging Haman Musik Giutar Academy in Teheran. Heiß sowohl musikalisch, als auch klimatisch. Der Riedenberger Bassist Stefan Hergenröder unterrichtete dort zusammen mit Peter Wölpl (Gitarre) und Claus Hessler (Schlagzeug) 170 wissbegierige Perser.

"Die haben gar nicht gedacht, dass wir kommen und waren unwahrscheinlich dankbar", erzählt der Instrumentalist über den Empfang durch die

Kursteilnehmer in der Akademie. Man habe sich in der Millionenstadt fürsorglich um sie gekümmert. Solche Gastfreundschaft erlebe man in Deutschland kaum.

Aufgeschlossene Gastgeber

Das Musiklehrer-Trio freute sich über aufgeschlossene Einwohner und Musiker. "Die wissen unwahrscheinlich viel aus dem Internet", betont Hergenröder. Obwohl Facebook und Youtube gesperrt sind, gibt es jede Menge Lehrvideos zum Umgang mit den Instrumenten. "Zu Tipps in der Praxis waren wir gefragt", sagte Hergenröder. Die Experten stellen sich einem strammen Lehrplan bei 40 Grad Außentemperatur und 28 Grad im klimatisierten Studio. Dort boten sie Instrumentalunterricht, einen Masterkurs für Fortgeschrittene und Tipps zur effektiven Nutzung eines modernen Tonstudios. Die Ausstattung sei prächtig gewesen.

Ratschläge gefragt

"Zeit ist auch in unserer Branche Geld", weiß Hergenröder. Wer seine Aufnahmen im Studio virtuos und schnell abgespeichert hat, wird das nächste Mal wieder gebucht, erklärten sie ihren orientalischen Schülern. Den Wink zum richtigen Dreh an den Pulten hatten sie in ihrem Unterrichtspensum auch parat. "Von Teheran haben wir nicht viel gesehen", schmunzelt der Bassist. Bis in die Nacht waren Ratschläge gefragt. Zeit, eine der Einladungen anzunehmen, um Land und Leute kennenzulernen, blieb nicht. Nicht verborgen blieb der Spagat der Musikerkollegen im Iran zwischen religiöser Tradition und Moderne. Bei allen Unterrichtseinheiten lief eine Kamera des Staates mit. "Das war gewöhnungsdürftig", sagt Hergenröder.

Als Instrumentalist laufe man aber nicht Gefahr, mit politischen Texten anzuecken. Das Dozententeam passte sich an alle Gepflogenheiten an. In den Unterricht gelangten sie nur mit langer Hose. Männern, die kurze Hose tragen und Frauen, die ihre Knöchel oder den Haarschopf zeigen, drohen 40 Peitschenhiebe. Hin und wieder werde ein Verstoß gegen den Bekleidungskodex tatsächlich geahndet, erzählte man ihnen. Trotz der Widersprüche wollen die Lehrer im kommenden Jahr wieder in Teheran unterrichten und sogar ein paar Tage für Land und Leute dranhängen. Von vielen modernen Teheranern aus den Kursen sind sie offenbar ins Herz geschlossen worden. Etliche suchen über das Internet weiterhin Kontakt nach Deutschland. Sei es, um sich musikalischen Rat zu holen, oder einfach nur, um nett zu grüßen.Weil sich die drei Musikpädagogen so gut verstehen, wollen sie ihre internationalen Aktivitäten ausweiten. So ist 2014 auch ein Kurs in Südkorea geplant.
Wolfgang Dünnebier