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Rannungen: 41 Paare und ein Streuselkuchen


Autor: Redaktion

Rannungen, Sonntag, 16. Oktober 2022

Beim Rannunger Plua kam am Samstag erst die Arbeit, am Sonntag dann das große Vergnügen. Es war erstaunlich, was alles aufgeboten wurde.
Es war kaum zu glauben: Am Sonntagfrüh hatte es noch geregnet, aber als die Planpaare sich zum Tanzen sammelten, kam die Sonne heraus. Foto: Isolde Krapf


Wochenlang hatten die Planmädchen und -burschen auf das große Festwochenende in Rannungen zugearbeitet. Am Samstagmoren um sechs Uhr wurde dann endlich im Ort der "Plua" ausgerufen. Obwohl es etwas regnerisch war, säumten doch etliche Zaungäste die Straßen im Ort.

Recht früh waren die Planburschen am Samstag aus den Federn gekrochen, um gegen vier Uhr im Wald den Planbaum zu fällen. Es bestand Zeitdruck, denn der Stamm musste bis sechs Uhr am Boden liegen, sonst wäre der "Notfall" eingetreten: Dann hätten die Verheirateten das Fest ausrichten dürfen, der Sinn des wohl einst als lokaler Heiratsmarkt konzipierten dreitägigen Festes wäre auf den Kopf gestellt worden.

Mädchen übergeben die Hüte

Natürlich klappte an diesem Samstag alles, und die Jungs zogen mit dem Stamm auf dem Anhänger eines Traktors ins Dorf ein, als es früh noch relativ duster war. Die Spitze (eines zweiten Baumes) für ihren Planbaum hatten sie schon am Freitag aus dem Wald geholt.

Gegen neun Uhr übergaben die Planmädchen dann an der großen Maschinenhalle am Ortsrand, in der Stamm und Spitze lagerten, ihren Planburschen die traditionellen Hüte mit den weißen Federbüschen. Der Musikverein spielte auf und begleitete später den Zug der Plangesellschaft durchs Dorf. Denn traditionell wurden Stamm und Spitze erst einmal mit zwei Traktoren durch den Ort gefahren.

Gefragte Fachleute

Später waren erfahrene Fachleute gefragt, wie zum Beispiel Erhard und Heiko Holzapfel oder Franz Wolf - lauter Männer, die aus Erfahrung wissen, wie das mit dem Planbaum geht: Stamm und Spitze müssen nämlich sorgfältig angesägt und aneinandergefügt werden. Dann werden die Stämme mit eisernen Ringen "geschäftet" (gefestigt), während die Planburschen den monströsen Stamm mit Stangen auf dem Anhänger sichern.

Stolze 27,90 Meter las Planbursche und Zimmermann Jonas Markert schließlich vom Maßband ab, mit dem er zuvor Stamm und Spitze abgeschritten war. Wenn man die Fahne auf der Baumspitze noch dazu rechnete, kam der Baum-Koloss insgesamt auf stolze 29,40 Meter.

Das Aufstellen wurde zelebriert

Am Samstag gegen Mittag machten sich die diesjährigen Planburschen, mit Unterstützung von Planburschen früherer Feste und weiterer kräftiger Mannsbilder aus dem Ort, daran, den Baum Stück für Stück in die Höhe zu hieven. Dabei mussten die Holz-Schwalben, die den Koloss stützen, immer wieder versetzt werden. Das "Boden-Personal" wechselte dabei von Zeit zu Zeit den Standort. Es dauerte nicht allzu lange, bis wenigstens der Fuß des Stammes schon mal in die 3,70 Meter tiefe Grube hineingeflutscht war.

Doch bis der Planbaum schließlich stand, vergingen Stunden. Den riesigen Stamm in die Senkrechte zu bringen, wurde von den Mannsbildern geradezu zelebriert. So kam bei manch einem Gast der Verdacht auf, dass dieser Vorgang möglicherweise auch deswegen etwas in die Länge gezogen wurde, damit die Gäste bleiben und es sich bei Essen und Getränken auf dem Dorfplatz gemütlich machen sollten.

Die Sonne kam pünktlich zum Tanz

Gegen 18 Uhr war die Schwerstarbeit beendet, der Baum war fachmännisch in der Grube verkeilt und so nach allen Seiten gesichert. Die Planburschen hatten danach noch die Aufgabe, ihre Zigarren unters Volk zu bringen, um die Planfest-Kasse etwas zu füllen, bevor es zum Festkommers in die Mehrzweckhalle ging.

Der Tanz der 41 Paare um den Fest-Baum war am Sonntag ein weiterer Höhepunkt des nur alle zehn Jahre stattfindenden Planfestes. Am Morgen hatten alle angesichts des strömenden Regens noch gebangt. Doch dann riss der Himmel plötzlich auf und die Sonne strahlte. Klar, dass dann auch die Gäste recht zahlreich herbeiströmten, um das Tanzvergnügen zu verfolgen, das in Rannungen auf eine inzwischen 242 Jahre alte Tradition zurückgeht.

Tanzen mit großen und den Planmädchen

"Dem Pfarrvolke wird auf dem Kirchweihfest gemeiniglich eine ehrbare Lustbarkeit erlaubt", schrieb Pfarrer Willibald Köberlein nämlich vor 242 Jahren in sein Verkündigungsbuch. Die "allgemeine Freud" der Rannunger in diesen Tagen solle man daran erkennen, dass viel getrunken werde. Da fallen bei Köberlein unter anderem auch die Worte "Saufferey" und "Zigarrenrauchen".

Dieser Empfehlung der "allgemeinen Freude" leistete man freilich am Wochenende gern Folge. Am Sonntag drehten sich die Planpaare zu überlieferten Tänzen, später hatten die Planburschen bei einer Tanzrunde kleine Planmädchen dabei.

Gesundheitstrinken

Und schließlich stand das "Gesundheitstrinken" auf dem Programm, bei dem die drei Vorsitzenden Lorenz Zehner, Manuel Kiesel und Simon Schodorf unter dem Planbaum so manchen netten, lustigen und gelegentlich auch frechen Trinkspruch ausgaben. Damit bedacht wurden zum Beispiel auch die Schirmherrin des Planfests, die Parlamentarische Staatsekretärin Sabine Dittmar (SPD), der bayerische Innenstaatssekretär Sandro Kirchner und Landrat Thomas Bold (beide CSU).

Und auch das hatte weiter Tradition: Nach dem Tanzvergnügen war wieder ein großer Streuselkuchen (Bäckerei Karch) an den Pluabaum gehängt worden, der später ans Volk verteilt wurde.

Am Montag, 17.Oktober, tanzen die Planpaare noch einmal um 13.30 Uhr am Dorfplatz.

Infos zum Fest unter planverein-rannungen.de oder unter rannungen.de/aktuelles. Isolde Krapf