Der Niederlauerer Künstler Jimmy H. Fell protestiert gegen einen möglichen linken Ministerpräsidenten in Thüringen und versetzt seine Volk-Skulptur in den Westen.
Schon kurz nach der Wahl in Thüringen hatte Jimmy H. Fell angekündigt: "Wenn die Linke in Thüringen den Ministerpräsidenten stellt, dann baue ich das Einheitsdenkmal ab, und es kommt auf bayerische Seite!" Nun hat er seine Drohung ernst gemacht - auch wenn Bodo Ramelow noch nicht Ministerpräsident ist. Allein die Ankündigung der SPD-Fraktion im Landtag des Nachbarlandes, die dazu eine Mitgliederbefragung startete, war für Fell Anlass genug, sein Denkmal "in den Westen zu holen".
Besonderer Bezug zur Deutschen Einheit Wer zum Skulpturenpark Deutsche Einheit am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen-Henneberg kommt, findet das Werk nun in einem Waldstreifen auf bayerischem Gebiet, direkt hinter der Goldenen Brücke. Diese steht zur Hälfte auf dem Gebiet von Franken und Thüringen, genau dort, wo einst die deutsch-deutsche Grenze verlief. "Ich habe hier ein freies Fleckchen gefunden, wo dieses Kunstwerk genau passt." Wichtig war dem aus Niederlauer stammenden Künstler, dass von diesem Einheitstor aus auch der Wachturm zu sehen sein muss.
Das Denkmal hat für Fell einen besonderen Bezug zur deutschen Einheit, deren Jahrestag sich 2015 zum 25. Mal jährt. "Die Einheit des deutschen Volkes war ja nie weg, sie wurde immer angestrebt und konnte auch umgesetzt werden. Aber in all dieser Zeit der Trennung waren wir Deutsche - ob in der damaligen DDR oder in Westdeutschland."
Deshalb hat der in Berlin wohnende Aktionskünstler auch eine Internetseite eingerichtet (www.einheits-und-freiheitsdenkmal.de). Auch hier stellt Fell bewusst die Einheit nach vorne. Bekanntlich geht es in der Nationalhymne auch um Einigkeit und Recht und Freiheit. Hat Jimmy Fell nun vor, weitere Skulpturen nach Bayern zu versetzen? Der Künstler lacht: "Ich bin für alles offen, aber zunächst sicher nicht."
Genau auf dem Todesstreifen Die Absicherung der Skulptur "Grab" will er mit den Landräten aus Schmalkalden-Meiningen und Rhön-Grabfeld klären. Weit wichtiger ist ihm aber das Zeichen, das er mit dem Abbau des Tores "Wir sind das Volk" gesetzt hat.
Fünf Jahre ist es übrigens her, dass Fell das "Tor der Einheit" am Skulpturenpark aufgestellt hat. Damals zusammen mit einem "Luftkreuz" seines Thüringer Künstlerkollegen Gernot Ehrsam. Ein, wie es damals hieß, "sehr imposantes Kunstwerk" mit einer Höhe von 3,6 Metern und einer Breite von 7,5 Metern. Positioniert hat Fell es genau dort, wo einst der Todesstreifen der innerdeutschen Grenze verlief. Bundeskanzlerin Angela Merkel höchstpersönlich hatte damals die Schirmherrschaft übernommen, wie sich Fell erinnert.
Symbol für vier Mauer-Elemente Warum aber nun das Umsetzen? Was hat Fell gegen Bodo Ramelow? "Persönlich gar nichts", bekennt er. Fell will sich mit seiner Protestaktion gegen "die Altvorderen bei den Linken" wenden, diejenigen, die, wie er sagt, "Millionen Opfer unter den Teppich kehren" würden. Für ihn ist es deshalb wichtig, dass das Kunstwerk auch am neuen Platz im einstigen Schussfeld des früheren Wachturms steht.
Das Tor symbolisiert vier Elemente der früheren Berliner Mauer in Originalgröße. Bewusst hat Fell zwei Teile aus verrostetem Eisen herausgearbeitet, die an die Vergangenheit der DDR erinnern und zwei blaue Glasteile - sie sollen das zusammenwachsende Europa dokumentieren.
Kampagnenkunst zur Selbstinszenierung
Wenn der Leser in den letzten Wochen die Zeitungen aufgeschlagen hat, konnte er ausführlich lesen, wie eine anstehende demokratische Entscheidung in Thüringen zu Eigenpropaganda umgemünzt wurde. Das versetzen der Skulptur „Wir sind das Volk“, auf der Schanz, Grenze zwischen Thüringen und Bayern, hat Wirkung gezeigt. Lokalpolitiker reagieren auf diese Aktion, die Medien berichten, Jimmy Fell hat sein Ziel erreicht. Doch welches?
Der Kunst ist nicht gedient, wenn sie zum Zwecke der Selbstinszenierung missbraucht wird. Der Inhalt sollte der Form dienen und nicht wie im Falle der Skulpturen auf der Schanz, wird eine schlechte Skulptur durch übertriebene Inhalte besser. Noch unerträglicher wird es, wenn wieder und wieder die gleichen formalen Fehler gemacht werden, Jahr für Jahr. Spektakuläre Aktionen ohne sinnliche Tiefe und reflektiertes Arbeiten im künstlerischen Prozess. Feueraktionen allein schaffen noch nicht bedeutsames, sie haben eher einen faden Beigeschmack, gespeist aus dunkler deutscher Geschichte.
Hier wird mit Lautsprecherischer Kampagnenkunst auf politische Themen aufgesattelt. Wir befinden uns mittendrin im Disneyland künstlich geschaffener Betroffenheit. Der Gang durch die Anhäufung posierlich aufgemotzter Horrorszenarien, lässt einen erschaudern und jedes Jahr kommt ein neues hinzu. Wer bezahlt eigentlich diesen Haufen ungelenker, uninspirierter Pseudomahnungen, die wenn es so weitergeht in den nächsten Jahren als Geisterbahn durch die jüngere deutsche Geschichte herhalten kann.
... aber Gott sei Dank nicht alle ...
... sind schlichtweg Schwachköpfe ...
Ein Denkmal "Wir sind das Volk - Sind wir das Volk" - und dann
kann er eine freie und demokratische Entscheidung eben dieses
Volkes nicht akzeptieren !
Er sollten auch mal daran denken: Ein Volk kann man nicht nur
in Ost und West spalten, sondern auch in Arm und Reich.
Vor diesem Hintergrund würde ich die Wahlentscheidung der
Thüringer sehen und nicht in ein "zurück zur DDR".
Ein Mann der nicht nur redet, sondern handelt.
Hat es eigentlich schon irgendjemand bemerkt, dass das Denkmal eine Frage ist?