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Preissturz beim Garitzer Kreisel


Autor: Benedikt Borst

Garitz, Donnerstag, 17. Dezember 2015

Nach wochenlangem Streit um die Garitzer Kreuzung wurde jetzt ein Durchbruch erzielt. Der Kreisverkehr wird schlanker geplant und anders berechnet. Die Kosten halbieren sich dadurch.
Die Garitzer Kreuzung soll zu einem Kreisverkehr umgebaut werden. Foto: Benedikt Borst


Die unendliche Geschichte um den Garitzer Kreisel hat eine unerwartete Wendung erfahren. Der für die Planung zuständige Abteilungsleiter vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt, Matthias Wacker, hat in der Stadtratssitzung am Mittwochabend den aktuellen Kostenstand vorgestellt. Im Gegensatz zum Sachstand Ende Oktober haben sich die Kosten auf 915 000 Euro nahezu halbiert. Damit wäre der geplante Kreisverkehr an der Garitzer Kreuzung wieder so teuer wie in den ersten Kalkulationen von vor zwei Jahren. Die Entwicklung sorgte für gute Stimmung unter den Stadträten. Zur Weihnachtszeit gebe es Kreisel im Sonderangebot, kommentierte etwa Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). "Ein toller Erfolg", meinte CSU-Fraktionssprecher Michael Heppes, Bürgermeister Toni Schick (DBK) wertete die Angelegenheit als "großen Sieg".


Kreisel muss abspecken

Die Gründe für die enorme Kostenreduzierung: Wacker hat eine abgespeckte Kreiselvariante vorgestellt. Außerdem wurden die Kosten noch einmal neu aufgeteilt. Dadurch wird der Bund in Summe stärker belastet, Stadt und Landkreis kommen dagegen billiger weg.

Die Ausgaben waren im Vorentwurf zwischenzeitlich auf 1,9 Millionen Euro angewachsen. Das hatte in den vergangenen Wochen sowohl im Stadtrat, als im Kreisausschuss für Diskussionen gesorgt. Beide Gremien weigerten sich zunächst, die auf dem Tisch liegende Kostenvereinbarung mit dem Staatlichen Bauamt abzuschließen. Im Stadtrat entwickelte sich sogar eine Grundsatzdiskussion darüber, ob nicht doch eine Ampelkreuzung an der Stelle beibehalten werden soll. Davon rückten die Stadträte am Mittwoch wieder ab.


Bund bezahlt den Radweg

Ein Streitpunkt war der den Westring begleitende Radweg, der von der Garitzer Kreuzung aus in Richtung Albertshausen geführt werden soll. Der Kreisausschuss forderte vergangene Woche, den Radweg aus der Kostenberechnung für die Kreuzung herauszunehmen. Der Radweg werde begleitend zur B286 gebaut und müsse dementsprechend vom Bund finanziert werden. Blankenburg machte sich diese Haltung zu eigen. "Den Radweg finden wir schön, aber nicht so schön, dass wir ihn bezahlen wollen", sagte er. Die Argumentation wurde auch von Wacker übernommen.

Der Radweg bis kurz hinter der Überführung Steinmauer wurde bisher in die sogenannte Kostenteilungsmasse für den Garitzer Kreisel eingerechnet. Ein Sicherheitsaudit wertete den Radweg zwar nicht als Bau-, aber als Folgekosten des Kreisverkehrs. "Wir haben uns den Punkt Folgekosten noch einmal angeschaut", sagte Wacker. Mit dem Ergebnis: "Alle Radwege, die sich entlang des Rings bewegen, übernimmt der Bund." Allein die Radwegebrücke über die Steinmauer ist mit 180 000 Euro veranschlagt.

Das Staatliche Bauamt plant den Kreisverkehr jetzt in einer kleineren Variante. Bislang war ein Bypass in die Schönbornstraße vorgesehen, also eine direkte Abbiegespur, auf der Autofahrer aus Richtung der Heiligenfelder Allee direkt nach rechts einfahren können. Der Bypass wurde in einem Gutachten empfohlen. "Wir brauchen ihn, damit der Verkehr nicht bis zur Heiligenfelder Allee zurück gestaut wird", nannte Wacker die alte Begründung. Eine aktualisierte Verkehrssimulation mit neuer Ampelschaltung geht allerdings davon aus, dass ein Rückstau zwei Mal während der Spitzenstunde von 16 bis 17 Uhr auftritt. Er löse sich innerhalb von zwei Minuten wieder auf. "Wir brauchen den Bypass nicht", fasste Wacker zusammen.


Kosten für Stadt halbieren sich

Ohne Radweg und Bypass sinken die Kosten für den Umbau der Kreuzung auf die vorgestellten 915 000 Euro. Davon bleiben statt 500 000 Euro nur noch rund 240 000 Euro an der Stadt hängen. Der Landkreis zahlt 240 000 Euro (vorher 490 000), den Rest trägt der Bund. Mit der Entwicklung zeigten sich die Stadträte zufrieden, auch die Kreiselgegner. "Ich habe immer für die Kreuzung gestimmt, aus Sicherheitsgründen. Ich würde mich mit dieser Lösung abfinden", sagte etwa Bürgermeister Thomas Leiner (CSU).


Diskussion um Steinmauer

Am Ende fiel die Abstimmung dennoch denkbar knapp aus. Der Stadtrat stimmt mit 15 zu 13 Stimmen, die Kostenvereinbarung mit dem Staatlichen Bauamt abzuschließen. Es gab eine Diskussion darüber, ob die Steinmauer an den Kreisverkehr angeschlossen oder ob die Zufahrt gesperrt werden soll. Für den Anschluss müsste die kleine Straße um eine Fahrbahnbreite vom Ring weg verlegt werden. Wird auf die Anbindung verzichtet, sinken die Kosten für den Kreisel um weitere 43 000 Euro. Zwei CSU-Stadträte wurden zum Zünglein an der Waage. Sie stellten sich gegen ihre Fraktionskollegen, die sich aus Kostengründen mehrheitlich gegen den Anschluss der Steinmauer aussprachen.