Corona-Krise trifft Escape Room "Geheimnisreich" in Schweinfurt hart: "Spielhallen sind geöffnet, Escape Rooms weiter in der Zwangspause. Wir haben keine Interessensvertretung und gehören der Kategorie Freizeit Indoor an - deswegen haben wir geschlossen", fasst Michael Wilhelm kurz und schmerzlos zusammen, was den 42-Jährigen und seinen Kompagnon Dieter Heppt wirtschaftlich längerfristig treffen könnte. Die Corona-Krise hat die kommerzielle Freizeitbeschäftigung auf null gefahren. Damit auch den Escape-Room-Betrieb "Geheimnisreich" in Schweinfurt.
Die beiden, die ihr Unternehmen in vier kreativ gestalteten Erlebnisräumen im dritten Stock eines Wohnhauses in der Siebenbrückleingasse angesiedelt haben, stehen aktuell ohne Einnahmen da - für sie trotzdem halbwegs verschmerzbar, da sie beide berufstätig sind. Aber: "Wir stecken neben den Mietkosten auch sonst noch Geld in den Laden, um ihn am Laufen zu halten", so Heppt. "Wir wollen ja, dass die Fans trotz der Krise am Ball bleiben und sicher gehen können, dass Gutscheine nicht verfallen."
20 Betreiber von Escape Rooms formulieren Brief an Freistaat Bayern
Der 32-Jährige bekommt leuchtende Augen, wenn er vom "jüngsten Baby" erzählt: "Escape Room to go." Während sonst in den Räumlichkeiten Rätsel gelöst werden müssen, um das Schloss und damit die Tür nach draußen zu öffnen, können Liebhaber dieses Spiels nun drei Holzkisten mit nach Hause nehmen - Ziel bleibt, durch richtige Lösungen Schlösser zu knacken. Drei Tage Miete kosten 30 Euro. "Die Idee hatten wir schon länger, Corona hat es forciert", sagt Wilhelm, der aber noch zweifelt, ob daraus eine größere Serienproduktion wird.
Schließlich läge der primäre Reiz des Spiels darin, sich in einer Kulisse eingeschlossen zu fühlen und "auszubrechen". Und weil das ohne Aussicht auf baldige Änderung nicht möglich ist, haben sich Wilhelm und Heppt mit über 20 bayerischen Escape-Game-Kollegen zusammengeschlossen und einen offenen Brief an den Freistaat Bayern formuliert. "Wir wollen uns das nicht weiter gefallen lassen, da wir die Hygienevorschriften sehr gut erfüllen können. Wir fordern das Ende der kategorischen Schließung der Freizeitbranche indoor und die Möglichkeit zu Sondergenehmigungen für Betriebe, die Sicherheitsvorkehrungen einhalten können."
In diesem offenen Brief, der zuvorderst an Ministerpräsident Markus Söder adressiert ist, beklagen die Unterzeichner, dass in der Corona-Krise von Freizeitvergnügen und damit auch von Freizeitunternehmen kaum jemand sprechen würde. Besonders sauer stößt den Absendern auf, dass inzwischen Spielhallen offen hätten, wegen der, so wird gemunkelt, besseren Lobby. "Automatenhallen sowie Wettannahmen sind bewusst nicht mehr aufgenommen im Paragrafen, weil diese zur Einhaltung der infektionsschutzrechtlichen Schutzmaßnahmen wie Hygiene- und Abstandsvorschriften besser in der Lage sind als andere, weiterhin untersagte Freizeiteinrichtungen", teilte das Gesundheitsministerium dazu mit.