OB Dirk Vogel: "Wir müssen grüner werden"
Autor: Johannes Schlereth
Bad Kissingen, Montag, 01. August 2022
Klimawandel und der Krieg in der Ukraine zwingen die Stadt zum Handeln. Bad Kissingen möchte auf Wind- und Sonnenenergie setzen. Wie eine eigenlichte alte Studie dabei helfen soll.
Es ist ein Grundsatzbeschluss. Die Stadt möchte vermehrt auf erneuerbare Energien setzen. Dafür soll eine Studie aufgearbeitet werden, um überhaupt zu wissen, was wo möglich ist. Aber: Die Planer müssen dabei einiges im Auge haben - etwa die Bürger und den Welterbetitel.
Die Studie fußt im Jahr 2010. "Inzwischen haben sich einige der damaligen Rahmenbedingungen verändert", betonte Christine Schwind, die Leiterin des städtischen Bauamts. Im Blick hat sie dabei unter anderem die Gesetzeslage. "Auch die Technik hat sich weiterentwickelt, so dass an damals unrentablen Standorten mittlerweile durchaus rentabel Photovoltaik- oder Windkraftanlagen betrieben werden können." Für den Bad Kissinger OB Dirk Vogel (SPD) ist klar: "Der Wind liefert Strom, wenn die PV-Anlage das nicht kann. Es braucht beides, nur im Verbund ist das sinnvoll." Dabei muss der Welterbetitel im Fokus sein. "Dadurch ergeben sich bezüglich der Sichtachsen neue Herausforderungen", betonte Christine Schwind. "Wir haben das Interesse an erneuerbaren Energien. Aber wir müssen schauen, dass Sichtachsen geschützt sind. Windanlagen haben wir schon in der Umgebung. Die müssen sorgsam eingebettet sein. Es ist ein Spagat, den wir machen müssen." Mit Fachleuten soll nun die alte Studie aktualisiert werden. Denn für das Stadtoberhaupt ist klar: "Wir müssen grüner werden."
Den Weg möchte er gemeinsam mit den Bürgern gehen. Sein Wunsch sind Modelle mit Bürgerbeteiligung. "Die Akzeptanz der Anlagen steigt, wenn man selbst beteiligt ist", meint er. Gemeinsam mit den Stadtwerken und der Bevölkerung sollen derlei Flächen entwickelt werden. Wir brauchen Modelle, bei denen man dann den Bürgern sagen kann: Wir errichten dort die Anlage und du kannst dort mit einsteigen. Das sind tolle Modelle für die Energiewende."
Davon, dass er bei den Bad Kissingern auf Akzeptanz stößt, ist er überzeugt. "Die vergangenen zehn Jahre waren Komfortzonenjahre, in denen wir viele Luxusdiskussionen führen konnten. Jetzt haben wir echte Probleme, der Druck ist so hoch, dass sich in dem Bereich etwas ändern kann." Er meinte: "Wir müssen vorankommen um unabhängiger zu werden." Zudem entstehe dabei regionale Wertschöpfung.
Im Fokus sind auch PV-Anlagen auf Gebäuden der Stadt. Derlei Ansätze sind allerdings nicht Bestandteil der Studie. "Für diese Anlagen braucht es keine Bauleitplanung, bei Anlagen auf der freien Fläche schon", betonte Christine Schwind. Sie sollen daher unabhängig von der Studie überprüft werden. "Es ist unsere klare Zielsetzung, die Energieversorgung mit Blick auf die Weltlage sicherzustellen", betonte auch Gerhard Schneider, der geschäftsleitende Beamte der Stadt Bad Kissingen.
Aber nicht nur über die Stromerzeugung möchte die Stadt aktiv werden. Mit Blick auf den Winter hat die Verwaltung bereits einiges geleistet. Etwa in Sachen Strom: "Überall wo wir mit dem Programm "Wir machen es uns schöner" aktiv sind und Gebäude beleuchten, reduzieren wir den Stromverbrauch um 60 Prozent", betonte der OB. Bei der Wärme ist für ihn der Fahrplan ebenfalls klar. "Einfach den Gashahn zudrehen ist nicht möglich. Als Stadt haben wir eine andere Funktion. Wenn die Leute zuhause sind und weniger Zimmer beheizen, müssen wir Orte der Zusammenkunft schaffen." Für ihn ist klar: "Ich möchte die öffentlichen Einrichtungen nicht komplett dichtmachen. Es braucht Orte der Zusammenkunft, dass die Gesellschaft nicht auseinander bricht." Für den OB ist das wichtiger, als eine Ersparnis im einstelligen Prozentbereich. Außerdem liegt der Fokus auf Effizienz und Optimierung. Dazu sollen Energieberichte zu den kommunalen Gebäuden zu Hilfe genommen werden. Klar ist ihm aber auch: "Kommt es zu einer Priorisierung, schalten wir als Stadt beispielsweise die Kisssalis ab."