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Neues Post-Verteilzentrum: Bald Baustart am Kissinger Schlachthof


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Freitag, 26. November 2021

Vor 20 Jahren wurde der Schlachthof geschlossen, nun sollen die Arbeiten für das Post-Logistikzentrum starten. Der Abriss historischer Nebengebäude wurde genehmigt. Für die Sanierung des Haupthauses hat die Stadt eine Frist gesetzt.
Am Schlachthof entsteht  ein neues Logistikzentrum der Post. Die Arbeiten sollen mit dem Abriss von Nebengebäuden starten.


Aus Sicht der Post soll es jetzt ganz schnell gehen und die ersten Bauarbeiten auf dem Schlachthofgelände noch in den nächsten Tagen starten. "In unserem Verteilzentrum in der Innenstadt ist alles aus den Nähten geplatzt", betont Post-Pressesprecher Alexander Böhm die Dringlichkeit. Die Deutsche Post DHL will die Filiale in der Münchner Straße beibehalten, die gesamte Logistik jedoch an den Schlachthof verlagern.

Der Standort werde ansonsten eins zu eins umziehen, erklärt Böhm. Aktuell sind bei der Post in Bad Kissingen rund 55 Mitarbeiter beschäftigt, es gibt 44 Zustellbezirke für die Stadt und das Umland. All das wird gleich bleiben. "Unsere Kunden werden den Umzug nicht merken", verspricht er. Die Deutsche Post geht davon aus, das neue Verteilzentrum im August oder September nächsten Jahres in Betrieb zu nehmen.

Das Verteilzentrum wird auf dem Schlachthofgelände neu gebaut, und zwar auf dem südlichen Teil des Grundstücks zwischen dem Hauptgebäude und der Oskar-von-Miller-Straße. In dem Bereich stehen nach Angaben des städtischen Bauamtes drei denkmalgeschützte, historische Nebengebäude sowie drei neuere Unterstellhallen und eine Doppelgarage. Diese Gebäude müssen dem Neubau weichen. Zudem muss ein unterirdischer Tunnel aufgefüllt werden. Dieser diente früher der Entsorgung von Schlachtabfällen.

Zustimmung zum Abriss

Das Bauprojekt lag dem Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung zur Beratung vor. Wie Stefan Ziegler von der Bauverwaltung berichtete, ist das Verteilzentrum als eingeschossige Halle geplant, mit einer Wandhöhe von 4,90 Metern. Zwei weitere historische Gebäude - ein Wohnhaus zur Würzburger Straße sowie ein Nebenbau in Richtung Lindesmühlpromenade - will die Post mitnutzen. Dort sind Verwaltungsräume und eine Postfachanlage geplant. "Die Erschließung erfolgt hauptsächlich über die Oskar-von-Miller-Straße", erläuterte Ziegler. Das heißt tagsüber fahren die Postautos das Gelände über diese Straße an. Für Lkw, die in den frühen Morgenstunden vor sechs Uhr fahren, wird eine zusätzliche Einfahrt zur Würzburger-Straße geschaffen. So soll während der Nachtruhe der Verkehr von den Anwohnern in der Oskar-von-Miller-Straße ferngehalten werden.

Die historischen Nebengebäude dürfen nicht einfach dem Erdboden gleichgemacht werden. Grundsätzlich ist es nur in Ausnahmefällen und unter gewissen Bedingungen möglich, denkmalgeschützte Gebäude abzureißen. Der Bauherr muss unter anderem nachweisen, dass etwas anderes als ein Abriss wirtschaftlich für ihn unzumutbar ist, und dass ansonsten keine sinnvolle Nutzung oder ein Verkauf möglich sind. Die Bauverwaltung sieht sämtliche Voraussetzungen im Falle des Schlachthofareals als gegeben an. "Wir werden den Abbruch zulassen", informierte Ziegler.

Er informierte über zwei entscheidende Stellungnahmen: Sowohl das Landesamt für Denkmalpflege, als auch der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos, der Rat beurteilt das Vorhaben aus Welterbe-Sicht) stimmen dem Gesamtprojekt am Schlachthof und somit auch dem Abriss der Nebengebäude zu. Der Stadtrat schloss sich der Expertise an und stimmte für den Abriss. Von Verwaltungsseite ist das Postverteilzentrum ebenfalls genehmigt.

Doppelprojekt für 50 Millionen

Was steckt hinter dem Gesamtprojekt? Vergangenen Sommer hatte die Stadt die Investoren für den Schlachthof präsentiert: Die GVS- Unternehmensgruppe aus Rottweil. Die Investoren planen ein Doppelprojekt mit einem Investitionsvolumen von 50 Millionen Euro, sowohl am Schlachthof als auch am jetzigen Postareal in der Innenstadt.

Am Schlachthof soll nicht nur das Postlogistikzentrum entstehen, die Projektentwickler wollen auch den Schlachthof sanieren und als Mobilitäts- und Erlebniszentrum wieder Leben einhauchen. Seit der Schließung 2002 steht das gemeinhin als "Ochsenkathedrale" bekannte Gebäude leer und ist dem Verfall preisgegeben.

Nach dem Umbau sollen darin ein Restaurant mit Festsaal, eine Kochschule, ein Café mit Rösterei oder Brauerei untergebracht sein, außerdem Historienräume, eine Oldtimerwerkstatt und Ausstellungsflächen für Oldtimer. Auch für die Innenstadt hat sich die GVS-Gruppe einiges vorgenommen: Die Postimmobilien an der Münchner Straße sollen ebenfalls saniert und umgebaut werden. Im (noch) Posthof ist ein Neubau vorgesehen. Auf dem Areal sollen neben der Post- und Postbankfiliale ein Ärztehaus unterkommen, eine Apotheke, eine Kita, ein Café sowie ein Seniorenzentrum.

So sichert sich die Stadt Bad Kissingen vertraglich beim Schlachthof ab

Am Ende schwingt viel Zuversicht und Optimismus mit: "Es besteht eine sehr gute Chance, dass der Schlachthof nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft hat", sagt der Sprecher des Erklärvideos, das die Stadtverwaltung zum Schlachthof hat produzieren lassen.

Das Video ist seit Donnerstag auf der Facebookseite "Rathaus Bad Kissingen" zu sehen. Darin erklärt die Verwaltung die vertragliche Konstellation zwischen der Großen Kreisstadt und dem Investor, der das Schlachthofareal gekauft hat und der es wieder beleben will. Das Video legt insbesondere dar, wie die Stadt sich beim Verkauf des Schlachthofes abgesichert hat.

Die GVS-Unternehmensgrupppe habe sich verpflichtet, den Schlachthof Unesco konform zu sanieren und umzubauen. "Damit ist ein Etappenziel der Stadt erreicht: Der Erhalt des Denkmals, ohne, dass sie es finanzieren muss", heißt es in dem Video. Der Investor habe sich weiterhin verpflichtet, die Gebäudehülle des Schlachthof innerhalb der nächsten fünf Jahre zu sanieren, für den Umbau zu dem Erlebnis- und Mobilitätszentrum hat er insgesamt zehn Jahre Zeit. Es ist geregelt, dass der Investor vorab zwei Millionen Euro zur Sicherheit auf ein städtisches Konto einzahlt. Für den Fall, dass das Gebäude nicht saniert wird, kann die Stadt mit der Summe das selbstständig umsetzen.

Als weiterer Sicherungsmechanismus ist festgehalten, dass der Schlachthof zu einem symbolischen Preis wieder an die Stadt zurückfällt, sollte innerhalb der Frist von zehn Jahren der Umbau nicht stattgefunden haben. "Die im Vertrag vereinbarten Sicherungselemente garantieren der Stadt und den Bürgern, dass die Sanierung des Schlachthofes auch tatsächlich gewährleistet ist", heißt es im Video dazu.