Naturschutz-Ranger stoßen an ihre Grenzen
Autor: Redaktion
Oberelsbach, Dienstag, 22. Februar 2022
Blauer Himmel, Sonne und Schnee - das sind Anzeichen dafür, dass es in der Rhön eng werden könnte. Für Ordnungshüter gibt es dann jede Menge zu, denn viele halten sich nicht an die im Naturschutzgebiet geltenden Regeln.
Am Montagmorgen war für Daniel Scheffler "Wunden lecken" angesagt. Der Ranger musste den Dienst vom Vortag im Naturschutzgebiet Lange Rhön erst verarbeiten. Was er an jenem Wochenende und vor allem am Sonntag vor einer Woche erlebt hat, übertraf alle seine bisherigen schlechten Erfahrungen. "So turbulent war es noch nie", fasst er das Geschehen etwas verharmlosend zusammen. Tatsächlich war er am Sonntagabend vor einer Woche nicht nur körperlich geschafft. Auch sein Nervenkostüm war reichlich strapaziert.
Von 7.30 bis 16.30 Uhr war Scheffler - teils zu Fuß - zwischen Holzberghof, Heidelstein und Schwarzem Moor unterwegs. Schließlich war abzusehen, dass bei blauem Himmel, Sonnenschein und Schnee an diesem Wochenende Besuchermassen den Rhöner Winter erleben und genießen wollten. Dagegen spricht nach Ansicht des Rangers natürlich nichts. Allerdings sollten die Naturliebhaber die dort geltenden Regeln beachten. Tun sie das nicht, muss er sie darauf hinweisen.
An jenem Wochenende haben die Verstöße eine bisher unbekannte Dimension erreicht. Scheffler blieb nichts anderes übrig als zu versuchen, so viele Besucher wie möglich anzusprechen und sie um das Einhalten der Regeln zu bitten.
Lautstark am Parkplatz gefeiert
Es ging schon am Samstagabend los. Da habe eine größere Gruppe von Jugendlichen lautstark auf einem der Parkplätze im Schutzgebiet gefeiert. Das bedeutete nicht nur eine Störung für die Tiere, sondern auch für Wohnmobilisten, die dort - ebenfalls nicht ganz legal - übernachten wollten und sich entsprechend beschwerten.
Ansonsten waren diesmal nicht die Autofahrer das große Thema. Zwar habe es am Wochenende wieder Chaos auf den Parkplätzen und durch illegales Parken gegeben. "Das war aber nicht das größte Problem!" Denn die Polizei habe auf seine Hinweise reagiert und trotz Personalengpässen Parkverstöße geahndet.
Ein beliebtes Ziel war auch das Schwarze Moor. Das ist zwar im Winter aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der dort lebenden Tiere gesperrt, was aber oft nicht respektiert werde. Massenweise werde der Zaun überstiegen. Teils würden gar Campingstühle mitgeschleppt, um mitten auf dem Pfad im Moor zu sitzen und ein Bier trinken zu können, wie Scheffler mit mehreren Fotos belegen kann.
Hunde nicht angeleint
Dann häuften sich die Fälle von Schneeschuhwanderern, die sich nicht darum scherten, dass sie auf den Wegen bleiben müssen. Im Gegenteil: Sie scheinen prinzipiell auf keinem Weg bleiben zu wollen, so der Eindruck des Rangers. Auch Wanderer waren querfeldein unterwegs. Viele auch noch mit nicht angeleinten Hunden, die frei umhersprangen. "Die wissen überhaupt nicht, was sie anrichten", so Scheffler. Die Tiere, die so aufgescheucht werden, hätten derzeit extrem schwierige Bedingungen, die so verbrauchte Energie wiederzugewinnen. So hat der Ranger einen Wanderer beobachtet, der mit seinem umherlaufenden Hund auf eine Gruppe Rehe zuging, die dann flüchteten und beinahe einen Unfall auf der Hochrhönstraße verursachten.