Nach Großbrand in Untererthal: Polizei vermutet Brandstiftung
Autor: Benedikt Borst
Untererthal, Montag, 20. Juli 2015
Am Montag ist im Sägewerk Kess die Produktion angelaufen. Es zeigt sich, dass der Landkreis knapp um eine echte Katastrophe herumgekommen ist. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.
Stahlträger, die einmal die Gerüste von zwei Lagerhallen waren, ragen wie verdrehte Skelette aus dem Boden. Sie hatten der gewaltigen Hitze nichts entgegenzusetzen, die bei dem Großbrand vom Samstag in einem Sägewerk in Untererthal entfacht wurde. Schwarzes, verschlacktes Wasser steht in großen Pfützen. Um die Stahlträger liegt ein riesiger Haufen Kohle, mehr ist von dem in den Hallen gelagerten Holz nicht übrig geblieben. Tief in dem Kohleberg befinden sich auch 40 Stunden nach Ausbruch des Feuers immer noch einzelne Glutnester.
"Ein Restrisiko ist nicht mehr da", sagt Peter Sell, Einsatzleiter der Feuerwehren. Am Montagmorgen um acht Uhr sind die letzten Einsatzkräfte abgerückt, seitdem sorgen etliche Wassersprenger dafür, dass die Brandstelle weiter gekühlt wird. Parallel ist die Produktion in dem Sägewerk wieder angelaufen. Der Großteil des Betriebs ist verschont geblieben, unter anderem die neue Trocknungshalle, das eigentliche Sägewerk, der Fuhrpark und das Verwaltungsgebäude. Ein offizielles Statement der Geschäftsführung war am Montag nicht zu erhalten. Man kümmere sich zunächst um die Angelegenheiten mit der Versicherung, hieß es auf Nachfrage.
Der Schaden dürfte in die Millionen gehen, aber er hätte auch noch verheerender ausfallen können, sowohl für das Sägewerk, als auch für den Landkreis. Mit großer Anstrengung und viel Glück ist man einer größeren Katastrophe vorbei geschrammt, meint Einsatzleiter Peter Sell. Aus der Luft war während des Brandes zu erkennen, dass große, brennende Holzstücke durch die Luft weit in Richtung Waldrand weggeschleudert wurden. "Auf den angrenzenden Wiesen waren vom Hubschrauber aus überall schwarze Punkte zu sehen", berichtet Sell. Angesichts der akuten Waldbrandgefahr war das besorgniserregend.
Feuerflug in Richtung Wald
270 Feuerwehrleute aus dem ganzen Landkreis kämpften am Samstagabend gegen ein sich rasend schnell ausbreitendes Feuer und gegen Temperaturen von etwa 1200 Grad. Wenn sich in der Situation durch Feuerflug noch außerhalb ein Flächenbrand entwickelt hätte, hätte Katastrophenalarm ausgerufen werden müssen. Dazu kam es glücklicherweise nicht, Sell ist erleichtert: "Wir können wirklich froh sein, dass wir keinen Waldbrand bekommen haben."
Der Haupteinsatz war in der Nacht auf Sonntag beendet, die Nachlöscharbeiten dauerten den ganzen Sonntag an. Auch in der Nacht auf Montag haben noch zwei Einsatzteams der Feuerwehren Wache gehalten. Die Feuerwehren wurden vom Technischen Hilfswerks und dem BRK unterstützt.
Vieles spricht für Brandstiftung
Andreas Seidl koordinierte als Einsatzleiter das Rote Kreuz. "Anfangs war die Situation schwer zu überblicken, dafür war die Brandstelle zu weiträumig", sagt er. Es sei schnell klar gewesen, dass für Zivilpersonen, keine Gefahr bestanden hat. Dennoch hat er sich zügig entschieden, Verstärkung anzufordern, "weil das Gefährdungspotenzial für die Feuerwehrleute zu groß war". Angesichts des Infernos fiel auch hier die Bilanz einigermaßen glimpflich aus: Drei Feuerwehrleute wurden mit leichten Verletzungen ambulant versorgt und zwei schwer Verletzte wurden in eine Klinik gebracht.
Die Ermittlungen der Polizei gestalten sich aufgrund des hohen Zerstörungsgrades schwierig und dauern an. Nach aktuellem Stand spricht vieles für Brandstiftung als Ursache. Ob der Fall mit anderen Bränden in Sägewerken, wie in Burgpreppach vor wenigen Tagen, in Zusammenhang steht, wird untersucht. Konkrete Hinweise haben sich aber nicht ergeben, teilte das unterfränkische Polizeipräsidium gestern mit.