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Mit Flammen gegen Raupen


Autor: Redaktion

Lohr am Main, Montag, 12. Juni 2017

Lohrer Bauhof bekämpft Eichenprozessionsspinner in der städtischen Anlage.
Mit der Flamme gegen die Raupen: Zwei in Schutzkleidung gehüllte Mitarbeiter des Bauhofs rückten am Freitagmorgen an einer Eiche in der städtischen Anlage den Raupen des Eichenprozessionsspinners mit einem Bunsenbrenner zu Leibe.  Foto: Johannes Ungemach


Es war ein Anblick, der ahnungslosen Passanten Angst machen konnte: In Ganzkörper-Schutzanzüge gehüllt und mit Atemschutzmaske waren am Freitagmorgen zwei Gestalten in der städtischen Anlage in Lohr unterwegs. In den Anzügen steckten Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt. Ihr Auftrag: Eliminieren des Eichenprozessionsspinners.


Nester abgeflammt

Mit Hebebühne und Bunsenbrenner gingen die beiden nahe der Alfred-Stumpf-Straße an einer Eiche zu Werke und flammten Nester ebenso wie Raupen ab. Mitarbeiter der städtischen Gärtnerkolonne hatten diese bei Pflegearbeiten entdeckt. Beseitigt werden müssen sie speziell an stärker frequentierten Bereichen wie der städtischen Anlage, da ein Kontakt mit den Tieren für Menschen äußerst unangenehme Folgen haben kann. Es war der erste Einsatz dieser Art in diesem Jahr. Wie Katharina Näpfel von der Pressestelle der Stadt gegenüber der Redaktion erklärte, kommt es im Schnitt zwei- bis dreimal im Jahr vor, dass im Stadtgebiet der Eichenprozessionsspinner bekämpft werden muss.


Seit 20 Jahren Ausbreitung

In Deutschland trat bis vor rund 20 Jahren der Eichenprozessionsspinner kaum in Erscheinung. Etwa seit 1995 jedoch breitet sich der früher eher seltene Schmetterling vor allem in trocken-warmen Gebieten aus. Auch in Unterfranken gibt es seither immer wieder gehäuftes Auftreten. Seinen Namen hat der Eichenprozessionsspinner von den bis zu zehn Meter langen Ketten, zu denen sich die Raupen auf der Nahrungssuche aneinanderreihen.
Es sind eben diese Raupen des als Schmetterling unscheinbaren Eichenprozessionsspinners, die für den Menschen zum Problem werden können. Genauer: die Haare des meist zwischen Ende Mai und Ende Juni existierenden dritten Larvenstadiums. Diese fast unsichtbaren Brennhaare können sich auch nach Jahren noch mit ihren Häkchen an Haut und Schleimhäuten des Menschen festsetzen und dort zu starken allergischen Reaktionen führen.
Die Hautreaktionen können unbehandelt ein bis zwei Wochen anhalten. In Einzelfällen kann es bei empfindlichen Menschen auch zu allergischen Schockreaktionen kommen. Weitere Symptome können Übelkeit, Müdigkeit und Bindehautentzündungen sein.


Raupen unbedingt meiden

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald rät daher dazu, befallene Bäume unbedingt zu meiden. Wer Nester des Eichenprozessionsspinners entdecke, solle sie auf keinen Fall berühren, sie stattdessen umgehend der zuständigen Ortsverwaltung melden.
Schon beim Verdacht eines Kontakts mit den Gifthaaren soll man die Kleidung wechseln und sie bei mindestens 60 Grad waschen. Sichtbare Raupenhaare kann man mit einem Klebestreifen entfernen. Man soll sich gründlich abduschen und die Augen ausspülen.
Hunde, die mit den Raupenhaaren in Kontakt gekommen sind, sollen gebadet werden. Menschen sollen bei allergischen Hautreaktionen einen Arzt aufsuchen, bei Atemnot sofort den Rettungsdienst alarmieren. Für die befallenen Eichen stellt der Eichenprozessionsspinner im Übrigen meist keine größere Bedrohung dar.
Selbst bei einem stärkeren Kahlfraß können sich die Bäume durch den ab Ende Juni geschobenen Johannistrieb regenerieren. Problematisch wird es nur, wenn es in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren einen Kahlfraß gibt.