Mit 95 Sachen die Piste hinunter
Autor: Hannah Hemel
, Dienstag, 16. Sept. 2014
16 Profis kämpften um den Titel bei der dritten Bayerischen Bobbycar-Meisterschaft in Ostheim. Für Lokalmatador Max Graumann ist der Wettbewerb nicht ganz so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte.
Max Graumann hatte sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt. Der Lokalmatador aus Ostheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) wollte seinen Dauerkonkurrenten Marcel Paul aus dem Hessischen bezwingen - und zwar bei der dritten Bayerischen Bobbycar-Meisterschaft. Doch am Ende lief es für den 21-Jährigen ganz anders, als er es sich gedacht hatte.
Seit sieben Jahren fährt Graumann offiziell Bobbycar-Rennen. Von klein auf begeisterte sich der Ostheimer für die Kult-Gefährte.
Und die Begeisterung ließ - anders als bei anderen - mit dem Größerwerden nicht nach. Die Freiwillige Feuerwehr organisierte damals im Ort Gaudi-Rennen, bei denen Original-Bobbycars gefahren wurden. Um Max und ein paar Kumpels war es geschehen. Immer wieder fuhren sie (Freizeit-)Rennen, entwickelten ihre Gefährte weiter, bastelten neuere Lenkungen und Hinterachsen.
Maximal 40 Kilo
Das Ziel: das Bobbycar möglichst schnell machen. Dazu muss es vor allem eines werden: schwerer. "Ein normales Bobbycar wiegt zwei Kilogramm", sagt Graumann. Bei den Profis seien maximal 40 Kilo erlaubt. So bestehen moderne Renn-Cars zuvorderst aus Technik und Gewichten. Nur die charakteristische, meist rote Plastikhülle und der Schriftzug lassen das Original erahnen.
Professionelle Bobbycar-Fahrer sitzen nicht; sie liegen, ähnlich wie beim Rennschlitten im Wintersport. Denn wer sitzt oder auch nur den Kopf hebt, erzeugt Luftwiderstand. Widerstand bremst und gefährdet den Sieg. Doch die Liegeposition macht das Rennen schwierig. Der Fahrer sieht ja kaum, wohin er lenkt und wann er gegensteuern muss.
Das lernte Max Graumann schnell bei seinen ersten Profirennen. Sein erstes sah er 2006 oder 2007 in Markt Einersheim (Lkr. Kitzingen); selbst fuhr er mit in Rösrath bei Köln.
Streckenrekord 104 km/h
Nun also die Bayerische Meisterschaft, zum dritten Mal ausgetragen in Ostheim vor der Rhön - der vorletzte Lauf der Weltranglistenwertung. Die Weltcup-Führenden sind - wer hätte es geahnt - Marcel Paul und dahinter Max Graumann. Rennen für Rennen duellieren sie sich. Mal hat der eine Füße und Lenker vorne, mal der andere. Würde Max diesmal siegen, könnte er seinen Konkurrenten im letzten Rennen in der Eifel noch einmal ärgern.
16 Teilnehmer gingen am Sonntag an den Start. Und schon die Trainingsläufe auf der 1,1 Kilometer langen Fahrbahn ließen vermuten: Graumann und Paul würden den Sieg unter sich ausmachen. Mit 95 Sachen sausten sie die mit fünf Kurven anspruchsvolle Strecke schon in den Trainingsläufen hinunter. Zum Vergleich: Der Streckenrekord in Ostheim liegt bei 104 Stundenkilometern. Schneller als 108 km/h ist noch niemand gefahren.
Max Graumann war an diesem Renntag angespannt, wie vor jedem Rennen, auch ein wenig müde. Aber die ersten Duelle verliefen gut für die Favoriten. Paul und Graumann brillierten, auch wenn sie nicht die Höchstgeschwindigkeit des Tages (96,7 km/h) verbuchen konnten.
Der Rennverlauf wollte es so, dass beide früh in der Finalrunde aufeinandertrafen - mit dem besseren Ende für Paul. Graumann riskierte viel - und rauschte in einer Kurve spektakulär in einige der 2000 zur Sicherung aufgestellten Strohballen. Ein Sturz, der vor allem mental Spuren hinterließ. Zwar arbeitete sich Graumann durch weitere Siege ins Finale gegen seinen Dauerkontrahenten vor. Aber dort fehlte ihm der Mut, Paul noch einmal anzugreifen.
Am Ende war der 21-Jährige sehr erschöpft, aber "nicht enttäuscht". Auch wenn seine Chancen auf den Gesamtsieg stark gesunken sind. Den hält er nur für möglich, "wenn Marcel Paul beim letzten Rennen früh rausfällt. Aber das glaube ich nicht." Immerhin: Zu seinem 2. Platz beglückwünschten den Ostheimer viele der 500 Zuschauer. Schließlich ist er der Lokalmatador.