Landratswahl Bad Kissingen - Thomas Bold: Schiene nach Norden fehlt
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Montag, 17. Februar 2020
Der Landrat will seine vierte Amtszeit antreten. Im Interview redet er über Ängste der Leute in Bezug auf Telemedizin und ärztliche Versorgung, warum sich beim ÖPNV zuletzt einiges verzögert hat und warum ihm das Naturerlebniszentrum wichtig ist.
Seit 18 Jahren steht Thomas Bold (CSU) an der Spitze des Landkreises. Der 59-Jährige kam in Neuwirtshaus zur Welt, machte in Hammelburg Abitur und ging danach zur Polizei. 1996 wurde er Bürgermeister in Wartmannsroth, sechs Jahre später wurde er Landrat. Im Interview erklärt er, warum er beim Nahverkehr auf Rufbusse setzt, wieso ihm der Umgang mit der Natur wichtig ist und weshalb er eine Bahntrasse nach Fulda fordert.
Herr Bold, wie bewerten Sie unseren ÖPNV?
Ich würde sagen, er ist vergleichbar mit anderen Landkreisen im ländlichen Raum. Wir haben Dinge, die sind besser und es gibt sicherlich Dinge, die weiterentwickelt werden müssen. Wir haben Angebote eingeführt, da sind wir weit vorne dran, beispielsweise unsere Schüler-BusFlatrate, das Seniorenticket und die Beförderung der Kurgäste, die wir schon 2014 eingeführt haben. Das ist sicherlich im Verhältnis zu anderen Landkreisen hier sehr fortschrittlich gewesen und kommt auch gut an.Reichst das? Was ist mit der Mutter, die ihren Azubi-Sohn zur Arbeit fährt und wieder abholt.
2022 soll der erweiterte Verkehrsverbund fertig sein. Aktuell schreibt der Landkreis den Nahverkehrsplan fort. Gibt es da Änderungen oder wird weiter gewartet?
Wie könnte das am Ende aussehen?
Ich kann Ihnen da jetzt viele Wünsche formulieren, aber am Ende muss es bezahlbar sein. Die Richtung geht in eine Vertaktung von Haupt- und Nebenlinien. Die Hauptlinien fahren im Stundenrhythmus, die Nebenlinien im Zweistundentakt. Dazu kommen flexible Zulieferbusse. Wir müssen überlegen, wo Rufbuslinien Sinn machen. Das braucht Untersuchungen. Da sind wir dabei. Eine Überlegung ist, über ein Rufbussystem Flächenkonzessionen auszustellen. Ein Bus fährt etwa von Hammelburg nach Bad Brückenau und bei der Flächenkonzession sind dann noch die Gemeinden Oberthulba, Oberleichtersbach und Wartmannsroth mit dabei. Dann wird die Strecke gefahren und wenn sich Passagiere entsprechend vorher anmelden, werden sie in ihrem Wohnort mitgenommen. Aber man muss realistisch sein. Wir sind nicht in einer Großstadt. Es gibt einen Bedarf, den man decken muss, aber der ist nicht so, dass wir im 15-Minuten-Takt fahren müssen. Das würde auch nicht dazu führen, dass sofort jeder das Auto stehen lässt und Bus fährt.Aber müsste man nicht sagen: Unser Ziel ist, dass mehr Leute ihr Auto zuhause lassen?
Wir wollen den Menschen ermöglichen, dass sie mit dem Bus fahren. Wir machen Hauptlinien zwischen Orten, wo viel Frequenz zu erwarten ist. Wenn der Zuspruch da ist, kann man den Takt weiter verdichten. Aber es macht keinen Sinn, Busse leer fahren zu lassen, nur damit ich einen 15-Minuten-Takt habe. Für Menschen in Orten, an denen die Hauptlinien vorbei gehen, müssen wir flexible Möglichkeiten schaffen, damit sie zu den Hauptlinien kommen. Wir können nicht jeden Ort im Landkreis zu jeder Zeit anfahren. Das ist nicht finanzierbar. Aber den Bedarf müssen wir decken. Und wenn wir den ÖPNV ausbauen ist natürlich das Ziel, dass mehr Leute ihn nutzen. Dazu müssen wir die Anbindung an die Hauptlinien verbessern.Ist der ÖPNV das drängendste Problem im Landkreis oder sehen Sie noch andere Themen?