Kurparkresort Bad Kissingen: Großer Zoff um kleinere Zimmer
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Freitag, 29. Oktober 2021
Im Stadtrat gab es strittige Diskussionen um das Luxus-Hotelprojekt am Kurgarten. Grund sind Änderungen des Investors beim Betreuten Wohnen. Was die Umplanungen für das Kurparkresort bedeuten und wie es weitergeht.
Das Kurparkresort soll endlich die Lücke schließen, welche die Schließung und der Abriss der Steigenberger-Kurhaushotels am Kurgarten gerissen haben. An den Plänen für das Hotel- und Wohnprojekt wird weiter gearbeitet. Am Mittwoch behandelte der Bad Kissinger Stadtrat das Vorhaben erneut. Weil der Betreiber des Betreuten Wohnens Änderungen am Zuschnitt der Wohnungen wünscht, muss die Verwaltung den Bebauungsplan für das Projekt überarbeiten und erneut öffentlich auslegen. Der Stadtrat hat das aber vorher zu genehmigen.
Was sich nach einer bürokratischen Formalie anhört, hatte es in der Diskussion gewaltig in sich; denn gleich mehrere Stadträte befürchteten, dass mit den Änderungen der Pflegebereich am Kurgarten Überhand nehmen und das Hotel bald keine Rolle mehr spielen könnte.
Zum Hintergrund: Das Kurparkresort besteht aus einem Hotel- sowie einem Wohnbereich. Das Hotel wird im Vier-Sterne oder Vier-Sterne-Superior-Standard angesiedelt. Auf 10 450 Quadratmetern sind 120 bis 140 Hotelzimmer und Suiten geplant, dazu sind Restaurant-, Tagungs-- und Konferenzbereiche sowie Fitness-, Wellness- und Therapieangebote vorgesehen. Beim Betreuten Wohnen waren bisher auf 6000 Quadratmetern 40 bis 50 Wohneinheiten angedacht, plus 1000 Quadratmeter für Tagespflege.
Für das Betreute Wohnen am Kurgarten ist die advita Pflegedienst GmbH zuständig. Advita zählt laut dem Fachportal Pflegemarkt.com zu den größten Pflegedienstbetreibern in Deutschland. Im Sommer hat die französische DomusVi-Gruppe, mit 36 000 Pflegeplätzen der drittgrößte Pflegeanbieter in Europa, die advita Gruppe übernommen, um nach Deutschland zu expandieren.
Die advita Pflegedienst GmbH will nach dem Eigentümerwechsel nach Angaben der Verwaltung den Zuschnitt der Wohnungen im Kurparkresort anpassen. Bislang waren laut Bauamtsleiterin Christine Schwind unterschiedlich große Wohnungen vorgesehen. Kleinere, bezahlbarere und vor allem leichter zu bewirtschaftende Wohnungen seien aber stärker nachgefragt. Deshalb sollen die Mehrzimmerwohnungen in kleinere Apartments unterteilt werden. Statt bisher 40 bis 50 plant der Pflegebetreiber künftig mit 70 bis 80 Wohnungen sowie neu auch mit einer separaten Küche für das Betreute Wohnen.
Oberbürgermeister Dirk Vogel erläuterte: "Es werden kleinere Wohnungen und mehr Zimmer, aber die Wohnfläche bleibt gleich." Die Geschossfläche für das Betreute Wohnen reduziert sich in der neuen Planung sogar auf 5600 Quadratmeter. Am Hotelprojekt ergeben sich dadurch keine Änderungen.
Kritik: Pflegebereich wird zu dominant
Die Änderungswünsche stießen im Stadtrat fraktionsübergreifend auf Kritik. Besonders vehement sprach sich die CSU dagegen aus. Deren Fraktionsvorsitzender Steffen Hörtler erinnerte daran, dass er bei der ersten Beratung im April 2020 gegen das Vorhaben gestimmt hatte, weil er Betreutes Wohnen am Kurgarten ablehnte. Er habe das Projekt danach positiv begleitet, weil er die Mehrheitsmeinung des Stadtrates akzeptiere. Nun verdopple sich jedoch die Zahl der Menschen, die dort gepflegt würden. "Diese Entwicklung bereitet mir Sorge. Dort entsteht ein größeres Pflegeheim, als es 2020 hieß. Ich halte es für falsch, dass so eine große Pflegeeinrichtung an diese exponierte Stelle kommt", schimpfte er.