Kräne über der Bad Brückenauer Innenstadt
Autor: Ralf Ruppert
Bad Brückenau, Freitag, 09. Mai 2014
Die ersten 1300 Kubikmeter Beton für die neue Senioren-Wohnanlage sind bereits verbaut. Die beste Aussicht auf die Baustelle hat Kranführer Sandu Vergil.
Zwei knallrote Kräne überragen seit kurzem die Bad Brückenauer Innenstadt: Aus 28 und 36 Metern Höhe über der Baustelle des neuen Hauses Waldenfels dirigieren Kranführer tonnenschwere Lasten zentimetergenau. Einer von ihnen ist der Rumäne Sandu Vergil. Seit zehn Jahren macht er den Job - ohne Deutsch zu sprechen: Ein Kollege am Boden ist für die Absprache zuständig und funkt auf rumänisch in die Krangondeln.
Wasserdichte Wanne für Garage
Für Polier Detlef Liche von der Schweinfurter Firma "Riedel Bau" sind die unterschiedlichen Nationalitäten unter seinen 22 Kollegen Alltag. Auch große Baustellen wie bei dem 20-Millionen-Euro-Projekt ist er gewohnt: "Wir sind in ganz Deutschland unterwegs, vorher war ich in in Soest, danach in Speyer." Von Bad Brückenau aus hat er zwar nur 100 Kilometer nach Hause, aber trotzdem bleibt er meistens vor Ort: "Wenn es abends länger wird, lohnt es sich nicht mehr, noch zu fahren", sagt er, und: "Man muss damit halt leben lernen."
Am 14. April wurde der erste, 36 Meter hohe Kran aufgestellt, am 30. April kam der zweite mit 28 Metern dazu. Die Kranarme befinden sich zwar in unterschiedlichen Höhen, aber die Schwenkbereiche überlappen sich, deshalb ist erhöhte Vorsicht bei den Kranfahrern gefragt. Die Kräne heben Schotter zum Auffüllen der ersten Bauteile, den Stahl für die Beton-Bewährung, Maschinen, Schalungen und vieles mehr.
Bereits fertig ist die wasserdichte Sohle für die Tiefgarage auf Straßenebene: 800 Quadratmeter groß und 1,10 Meter dick, macht alleine dafür 1000 Kubikmeter Beton, die an zwei Tagen gepumpt wurden. Für die Wände und die Bodenplatte des Betreuten Wohnens sind bereits weitere 300 Kubikmeter verbaut. Derzeit wird die Decke der Tiefgarage eingeschalt, danach geht es mit dem eigentlichen Erdgeschoss weiter, das über der Tiefgarage alle drei Gebäudeteile miteinander verbinden wird.
"Uns ist die gute Zeit im Winter verloren gegangen", bedauert Polier Liche, dass es durch die Absicherung des Hanges erst im April richtig los ging, obwohl seit Februar schönes Wetter war. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass der Rohbau, der aus statischen Gründen komplett betoniert wird, bis Jahresende fertig wird. "Der Rohbau im Zeitplan", sagt auch Marco Schäfer, Vorstand der Carl-von-Heßschen Sozialstiftung, der Bauherrin der Wohnanlage. Und: "Alle Fachbüros haben uns bestätigt, dass der Hang nun ausreichend gesichert ist und bebaut werden kann. Die Messungen laufen aber weiter und zeigten letzte Woche auch keine Bewegungen mehr."
Konzept Die neue Senioren-Wohnanlage "Haus Waldenfels" soll spätestens 2016 das in die Jahre gekommene Seniorenheim der kreiseigenen Carl-von-Heß'schen Sozialstiftung ersetzen. Der Neubau entsteht in Innenstadtnähe, an der Stelle des früheren Bad Brückenauer Kreiskrankenhauses in der Ernst-Putz-Straße. Das erste Konzept für den Neubau wurde im Januar 2012 vorgestellt, ein Jahr später wurden die Detailpläne genehmigt. Mit dem symbolischen Spatenstich im März 2013 begann der Tiefbau, der allerdings wegen der Hangsicherung unterbrochen wurde.
Kosten Die Kostenschätzung hat sich durch Auflagen und Ergänzungen immer wieder erhöht und lag zuletzt bei knapp 18 Millionen Euro. Durch die Sicherungsmaßnahmen am Hang summieren sich die Gesamtkosten auf 20 Millionen Euro.
Aufteilung Ebenerdig zur Ernst-Putz-Straße wurde die Tiefgarage gebaut. Darüber schließt sich das eigentliche Erdgeschoss an, das die drei Gebäudeteile miteinander verbindet. Untergebracht werden darin Therapie- und Versorgungsräume, Speisesaal, Kapelle sowie die Tagespflege "Vivo" und die Caritas-Sozialstation. Über diese gemeinsame Ebene sind drei einzelne Baukörper geplant, die in den Hang hineingebaut werden, so dass auf jeder Ebene ein Zugang nach draußen möglich ist. In Richtung Stadt entsteht dreistöckig betreutes Wohnen, in der Mitte das Seniorenheim mit 90 Plätzen und westlich ein Wohnheim für das Dominikus-Ringeisen-Werk.