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Jochen Vogel zu Südlink: "Das Reservat ist unser Pfund"


Autor: Ulrike Müller

Motten, Donnerstag, 30. Oktober 2014

Jochen Vogel fährt zum Energiedialog nach München. Im Interview spricht der Vorsitzende des Protest-Vereins Rhönlink über die nächsten Schritte der Trassengegner.
Er hat schon eine Autobahnbrücke in seiner Gemeinde, da braucht Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) nicht noch eine Stromtrasse. Foto: Ulrike Müller/Archiv


Die Stille trügt. Seit der Veröffentlichung der Alternativ-Trassen für die Stromtrasse Südlink Ende September ist es seltsam ruhig geworden um das Großprojekt der Energiewende, dessen Auftraggeber niemand geringeres als die Bundesregierung ist. Doch im Hintergrund tut sich einiges: Der Netzbetreiber Tennet, der für Planung, Bau und Betreiben der Trasse zuständig ist, bereitet den Antrag auf Bundesfachplanung vor, auf dessen Grundlage die Bundesnetzagentur in

Bonn über den endgültigen Trassenverlauf entscheiden wird.

Aber auch die betroffenen Kommunen sind nicht untätig. Im Landkreis Bad Kissingen wird der Protest im Verein "Rhönlink" gebündelt. Dessen Vorsitzender Jochen Vogel, Bürgermeister von Motten (CSU), erklärt im Interview mit der Saale-Zeitung das weitere Vorgehen der Trassengegner.

Herr Vogel, die Zeit der Stellungnahmen und Resolutionen ist vorbei. Was tut Rhönlink, um Südlink zu verhindern?
I m Hintergrund laufen ganz viele Gespräche. Die ersten Gemeinden leiten rechtliche Schritte ein. Ich selbst werde am Montag an der ersten Runde des Bayerischen Energiedialogs in München teilnehmen - als einziger Vertreter für unsere Region und einer der wenigen Vertreter der betroffenen Bürger.

Kritiker nennen diesen Dialog reine Zeitverschwendung. Wie sehen Sie das?
Das sehe ich nicht so. Die Frage muss geklärt werden, ob Bayern in der Lage ist, sich selbst mit Energie zu versorgen. Erst auf dieser Grundlage kann ja eine Entscheidung für oder gegen Südlink getroffen werden. Und diese Entscheidung ist für uns hier in der Rhön sehr wichtig.

Wie ernst meint Rhönlink den juristischen Widerstand?
Absolut ernst. Wobei es im Moment noch nicht um eine Klage geht. Wir haben unsere Argumente bei Tennet vorgebracht und sind nicht gehört worden. Unser nächster Ansprechpartner ist die Bundesnetzagentur. Sobald der Antrag auf Bundesfachplanung gestellt ist, gibt es so genannte Antragskonferenzen, bei denen die Träger öffentlicher Belange gehört werden. Dort wollen wir noch einmal unsere Argumente vorbringen. Dazu brauchen wir professionelle Hilfe durch eine spezialisierte Anwaltskanzlei.

Und auf welche Argumente setzen Sie vor allem?
Wir sind das einzige UNESCO-Biosphärenreservat an der geplanten Trasse. Alle anderen Argumente gibt es mehr oder weniger überall von Wilster bis Grafenrheinfeld. Das Reservat ist unser Pfund. Und dann gibt es natürlich noch jede Menge anderer Argumente.

Angenommen, der Energiedialog kommt zu dem Schluss, dass es Südlink braucht...
...dann ist die nächste Frage, wo und wie die Trasse gebaut wird. Dafür müssen wir erst einmal abwarten, bis Tennet den Antrag bei der Bundesnetzagentur eingereicht hat. Ich nehme an, dass Tennet damit noch wartet, bis München und Berlin bei dem Thema einig geworden sind.

Bleiben den betroffenen Bürgern noch irgendwelche Möglichkeiten, sich einzubringen?
Ja, auf jeden Fall. Zum einen können sie sich an Rhönlink oder an eine der Bürgerinitiativen wenden. Zum anderen hat mir die Bundesnetzagentur mitgeteilt, dass auch in der Antragskonferenz Bürger zu Wort kommen sollen.


Infos zu Rhönlink:

Verein "RhönLink" ist ein allgemeinnütziger Verein mit Sitz in Motten. Vereinszweck ist in erster Linie die Verhinderung der Stromtrasse Südlink. Stimmberechtigt sind alle ordentlichen Mitglieder (Kommunen, Vereine, Verbände). Einzelne Personen können sich als fördernde Mitglieder einbringen.

Vorstand Vorsitzender ist Jochen Vogel, Bürgermeister von Motten. Seine Stellvertreter sind Gotthard Schlereth (Oberthulba), Brigitte Meyerdierks (Bad Brückenau) und Dieter Kolb (Eichenzell). Beisitzer sind Markus Stockmann von der Bürgerinitiative Elfershausen, Reiner Morshäuser (BI Schondra), Gerhard Schumm (BI Bad Brückenau) und Hans Bolender (BI Burghaun).

Mitglieder Rhönklink gehören 24 Kommunen aus dem Landkreis Bad Kissingen und drei Kommunen aus dem Landkreis Fulda (Eichenzell, Künzell und Petersberg) sowie die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld an. Zudem sind vier Bürgerinitativen, die Kreisgruppe Bad Kissingen vom Bund Naturschutz, Tourismus Thulbatal und die Holzrechtler Oberthulba Mitglieder im Verein.

Information Das Landratsamt Bad Kissingen hat im Internet ein Informationsportal rund um die Stromtrasse eingerichtet.