Arbeitslosenquote bei 3,2 Prozent, offene Stellen auf Rekordniveau: Agenturchef Thomas Stelzer ist sehr zufrieden.
Dass der Arbeitsmarkt in wellenförmiger Bewegung ist, die Beschäftigung mal steigt, aber auch fällt, ist in der Erfahrung ganz normal: Dem Hoch folgt mehr oder weniger bald ein Tief. Die letzten sieben Jahre aber hat die Region Mani-Rhön eine derart gute wirtschaftliche und Beschäftigungslage erlebt, dass Arbeitsagenturchef Thomas Stelzer ins Schwärmen gerät. "Der gute stabile Arbeitsmarkt hat sich nochmals deutlich verbessert und bietet ausgezeichnete Beschäftigungschancen", ist der Rückblick auf das Jahr 2017 übertitelt, und Stelzer meint: "Das ist sogar etwas unterkühlt formuliert, die Entwicklung war viel besser."
Tatsächlich zeigt die Statistik, dass die Arbeitslosenquote sechs Jahre lang, von 2011 bis 2016, bei guten 3,7 Prozent auf erfreulichem Niveau stabil blieb - um sich im vergangenen Jahr mit deutlichem Sprung um einen halben Prozentpunkt auf nunmehr 3,2 Prozent noch einmal deutlich zu verbessern. "Damit liegen wir im Agenturbezirk Schweinfurt/Main-Rhön jetzt genau im bayerischen Durchschnitt", so Stelzer. "damit kann man hochzufrieden sein."
Auch mehr offene Stellen
Die durchschnittliche Arbeitslosenzahl sank von 8886 im Jahr 2016 um mehr als 1100 auf 7784 im vergangen Jahr. Das ist aber nur ein Merkmal für eine gute Beschäftigungslage. Ein zweiter Indikator unterstreicht diese - nämlich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Schweinfurt Stadt und Landkreis, sowie den Kreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge. Mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 steigt diese Zahl seit 2007 bereits kontinuierlich an von knapp 150 000 auf 171 637 im letzten Jahr.
Allein von 2016 auf 2017 mehrten sich die sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse um 3336 auf den neuen Rekordstand. Hinzu kommt ein weiterer Rekord: Der Bestand an offenen Stellen wächst ebenfalls seit sechs Jahren beständig an von knapp 2300 im Jahr 2012 auf 5000 Stellen Ende 2017.
"Ein Allzeithoch", sagt der Agenturchef, über das sich Arbeitssuchende freuen könnten, Produktions- und Handwerksbetriebe, Gastronomie und Gesundheitssektor dagegen weniger. Bedeutet der wachsende Bestand an freien Stellen doch, dass sie dringend Fachkräfte suchen, aber keine oder zu wenige finden.
Und noch ein Wert, der das anhaltende wirtschaftliche Hoch der Region unterstreicht, in der - im Gegensatz etwa zu Würzburg - industrielle Produktionsbetriebe eine wichtige Rolle spielen: Kurzarbeit spielt derzeit so gut wie keine Rolle. Seit August letzte Jahres haben gerade einmal neun Betriebe Kurzarbeit angemeldet - in der Summe für aktuell 43 Beschäftigte. Dieser Wert tendiert damit gegen Null.
Alle Altersgruppen profitierten
Vom deutlichen Rückgang der Erwerbslosigkeit haben laut Arbeitsagentur im letzten Jahr alle Altersgruppen profitiert: auch Langzeitarbeitslose, Schwerbehinderte sowie Ausländer. Der stärkste Rückgang war demnach bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren zu verzeichnen. Und: "Dank der guten wirtschaftlichen Lage und der Teilnahme an Sprachkursen führte der Zugang von Menschen mit Fluchthintergrund nicht zu einer höheren Arbeitslosigkeit", heißt es in der Bilanz weiter.
Die gute Beschäftigungslage habe den bereits eingesetzten Zugang von Flüchtlingen in die Arbeitslosigkeit überkompensiert, sagt Stelzer. Am Bestand der Erwerbslosen machen die Ende Dezember registrierten 530 Flüchtlinge rund acht Prozent aus. Über 1000 allerdings befinden sich noch in Sprach- und Integrationskursen und fallen so lange aus der Statistik raus. Dass bereits 453 Geflüchtete aus acht Asylherkunftsländern in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung sind, "das hätte ich nicht gedacht", sagt Thomas Stelzer. Das sei ein deutlicher Zuwachs, "aber viele von ihnen gehen in den Helferbereich - Lager, Küche - wo gute Sprachkenntnisse nicht die große Rolle spielen", meint der Agenturchef. Das sei dennoch zu begrüßen, weil sich damit nun mal Arbeitschancen ergeben.
Allerdings: Flüchtlinge in qualifizierte Arbeit zu bringen, in Stellen wie etwa Elektriker, die von Betrieben dringend zu besetzen wären, aber gute Sprachkenntnisse und Ausbildung erforderten, werde noch Jahre brauchen, so Stelzer. Da dürfe man sich nichts vormachen, hier seien langer Atem und Geduld gefragt.
Und die Aussichten - für 2018? Für die starke wirtschaftliche Lage der Region sei keine Abschwächung in Sicht, so Stelzer: "Beide Indikatoren versprechen eine weiterhin positive Entwicklung: Die hohe Zahl der offenen Stellen und die kaum vorhandene Kurzarbeit."
fan