Ist der frühere Bad Kissinger OB korrupt?
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Montag, 26. Mai 2014
Der frühere Bad Kissinger Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach muss sich seit Montag vor dem Landgericht Würzburg wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung verantworten. Seit August 2013 sitzt er in Untersuchungshaft.
Dieses Blitzlichtgewitter war dem als recht fotoscheu geltenden früheren Bad Kissinger Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach (CSU/ parteilos) besonders unangenehm. Zwei bewaffnete Justizbeamte führten ihn aus der U-Haft im Schweinfurter Gefängnis vor. Er muss sich vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Würzburg verantworten. Und dabei geht es nicht um Peanuts, sondern um viel Geld: Laudenbach soll korrupt gewesen sein und außerdem den Fiskus um mehre hunderttausend Euro betrogen haben.
Der fast zehnmonatige Freiheitsentzug setzt im offenbar schwer zu. Der 56-Jährige ist sichtlich nervös und blass. Er ist noch schmaler geworden und sichtlich gealtert. Sein Haar ist fast weiß geworden. Dunkle Hose und schwarzes Jackett unterstreichen das noch. Ohne sichtbare Regung lässt er sich in den nicht überfüllten Sitzungssaal geleiten. Das Medieninteresse ist zwar erheblich, die Zahl der Zuschauer aber begrenzt. Etliche Plätze bleiben unbesetzt.
Moralische Unterstützung
Nicht alle haben sich von dem früheren Kriminaldirektor und einstigen Stadtoberhaupt, der sich gerne als "OB Gnadenlos" titulieren ließ, abgewandt. Einige Bad Kissinger waren gekommen, um ihm - moralisch - den Rücken zu stärken. Eva Maria Georgi: "Wir haben uns gedacht, wir fahren hierher, damit er das Gefühl hat, nicht alleine zu sein."
Diese Unterstützung braucht er auch. Denn nach Überzeugung der Ankläger hat er als Provision für den Verkauf des seit Jahren leer stehenden Sanatoriums "Fürstenhof" der Arbeiterwohlfahrt (AWO) samt Schweizerhaus an eine russische Investorengruppe mit Sitz in der Schweiz rund 434.000 Euro kassiert. Das hätte er als Amtsträger und OB nicht gedurft.
Erhebliche Provision
O-Ton Anklageschrift: "Dem Angeschuldigten war (...) klar, dass ein Makler im eigentlichen Sinne nicht eingeschaltet war und vielmehr ein Teil der Kaufsumme als angebliche Provision (...) abgezweigt werden sollte." Die AWO soll dafür 800.000 Euro überwiesen haben.
Belize, Zypern, Österreich
Dass die Transaktion nicht koscher war, liegt nahe: Nach Angabe der Staatsanwaltschaft floss das Geld von einer Firma im mittelamerikanischen Zwergstaat Belize nach Zypern. Von hier aus gingen 2008 vier Zahlungen an eine deutsche und eine österreichische Bank. Kontoinhaber: Karl Heinz Laudenbach beziehungsweise sein Bruder. Der reichte das Geld laut Anklage vollständig an den Ex-OB weiter. So sollten die illegalen Zuwendungen offenbar verschleiert werden. Unklar bleibt bei der Verhandlung, wie das ans Tageslicht gekommen ist.
Außerdem soll Laudenbach, der als aktuellen Beruf Unternehmensberater und selbstständigen Immoblienkaufmann angibt, in zwei Jahren Einkommens- und Umsatzsteuer sowie "Soli" in beträchtlicher Höhe verkürzt haben. Das Finanzamt geht von einer Summe von insgesamt 317.335 Euro aus.
"Vorwürfe massiv gestutzt"
Die Anklageschrift ist mit lediglich zehn Seiten relativ kurz. Die Ermittler hatten Laudenbach zunächst sogar Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall und Geldwäsche unterstellt, dann aber die Anklagevorwürfe "massiv gestutzt", wie Laudenbachs Verteidiger Michael Schulze (Schweinfurt) anmerkte. An der verbliebenen Vorteilsnahme äußerte er "erhebliche Zweifel", ohne konkret zu werden. Die Steuerhinterziehung würde zwar eingeräumt, allerdings nicht in dem genannten Umfang.
Schulze kritisierte außerdem die angebliche Fluchtgefahr, mit der die ungewöhnlich lange U-Haft begründet wird. Dazu verglich er das Verhalten der Justiz im Falle von Uli Hoeneß. Schulze zitierte weiter aus einem Leserbrief: Laudenbach sei bereits jetzt "menschlich und geschäftlich kaputt gemacht" worden, hieß es da.
Sitzung schnell vertagt
Die 6. Große Strafkammer unter Vorsitz von Hans Brückner beeindruckte das nicht besonders. Da für Montag keine Zeugen geladen waren und Schulze für den nächsten Termin eine schriftliche Stellungnahme angekündigte, vertagte das Gericht. Die Verhandlung hatte mit Verspätung begonnen, weil Schulze in einem Stau auf der Autobahn stand. Nach nur 45 Minuten war sie beendet. Am Mittwoch, 11. Juni, geht es weiter.