"Ich weiß, was Literatur aussagt"
Autor: Werner Vogel
Bad Kissingen, Dienstag, 04. Juni 2019
"Es ist manchmal schwer, sich durch dicke Wälzer zu wühlen", bekennt TV-Entertainer Thomas Gottschalk vor der Aufzeichnung der BR-Sendung "Gottschalk liest?" in Bad Kissingen.
Bevor "Gottschalk liest?", die Literatursendung des Bayerischen Fernsehens, im Regentenbau am Dienstagabend aufgezeichnet wurde, erklärte uns ein sehr aufgeräumt unkompliziert und ansteckend optimistischer Entertainer, Moderator und Literaturfreund seine Sicht zu Fernsehunterhaltung und zu Büchern.
Von der großen Samstagabendshow "Wetten, dass?" zum kleinen Format "Gottschalk liest?",
von bester Sendezeit und Millionen Zuschauern zum Nachtprogramm für Literaturfreunde. Wie gelingt Ihnen die Umstellung?
Sie wagen sich auf das "Glatteis Kultur, da kann man schon mal auf die Nase fallen", haben Sie selbst formuliert. Eloquent mit Stars plaudern war gestern. Bücher lesen, sich mit Inhalten auseinandersetzen und darüber berichten, ist jetzt gefragt. Überfliegen Sie die Bücher, oder lesen Sie jede Zeile?
Einst war das Literarische Quartett Kult. Sie sind von seinem Star, dem Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki vor einem Millionen Fernsehpublikum bei der Moderation des Fernsehpreises geadelt worden, indem er Ihnen das Du angeboten hat. Ein Ritterschlag und eine Aufforderung, sich mit Literatur zu befassen?
Er hat es wahrgenommen, dass ich ernsthafter bin, als in diesem Showbusiness vielleicht üblich. Sein Sohn hat nicht viele gebeten, eine Trauerrede für den Verstorbenen zu halten. Schirrmacher (FAZ) und Gauck (Bundespräsident) haben gesprochen und ich.Jetzt ist Reich-Ranicki fünf Jahre tot. Sein Ruhm etwas verblasst und nun wenden Sie sich tatsächlich einem ähnlichen Format zu. Hätten Sie sich das, sagen wir mal ein Jahr, nach seinem Tod auch zugetraut?