Hotel- und Gaststätten-Branche in Bad Kissingen: 90 Prozent in Kurzarbeit
Autor: Redaktion
Bad Kissingen, Montag, 15. Juni 2020
Auch im Landkreis Bad Kissingen waren noch nie zuvor so viele Menschen in Kurzarbeit wie jetzt. Hier ist das Hotel- und Gaststättengewerbe am stärksten betroffen. Ein Gespräch mit dem Leiter der Arbeitsagentur, Hoteliers und Gastronomen legt das Ausmaß offen.
Bis 12. Mai 2020 hatten im Arbeitsagenturbezirk Schweinfurt 4036 der 10 955 Unternehmen in der Region Main-Rhön Kurzarbeit angemeldet. Das betrifft 52 800 Personen. Genaue Zahlen für den Landkreis Bad Kissingen lassen sich nicht so einfach erheben, sagt Arbeitsagenturleiter Thomas Stelzer im Gespräch mit der Redaktion. Die Arbeitslosenquote ist im Mai leicht gestiegen, aber auch das sei schon eine Folge der Corona-Krise. "Deshalb ist es wichtig, die Unternehmen mit der Kurzarbeit zu stabilisieren."
Der Gesetzgeber habe "an vielen Schrauben gedreht", um die Situation zu erleichtern, sagt Stelzer. So bekommen Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge für ihre Beschäftigten jetzt zu 100 Prozent vom Staat erstattet. Zudem werde das Kurzarbeitergeld (60 bis 67 Prozent des Netto-Einkommens) nach drei und sieben Monaten aufgestockt. Denn schließlich lägen die Gründe für die Kurzarbeit anders als sonst: Nicht wegen schlechter Auftragslage im Unternehmen wird Kurzarbeit angemeldet, sondern wegen behördlicher Auflagen, sagt Stelzer.
Prognose ist schwierig
Stelzer tut sich mit einer Prognose schwer. "Es hängt vom Coronavirus ab. Wir wissen nicht, ob noch eine zweite Welle kommt." Vielleicht gebe es noch einmal striktere behördliche Auflagen und wieder mehr Kurzarbeit, vielleicht auch nicht. Der Arbeitsmarkt-Experte rechnet damit, dass die Arbeitslosigkeit ansteigt, denn so lange die Kurzarbeit in den Unternehmen greift, werde dort niemand neu eingestellt. "Der Arbeitsmarkt ist derzeit verschlossen, man bringt niemanden mehr in Arbeit."
Im Landkreis Bad Kissingen ist, laut Stelzer, die HoGa-Branche (Hotel- und Gaststättengewerbe) am stärksten von Kurzarbeit betroffen: Über 90 Prozent der dort Beschäftigten sind in Kurzarbeit. Heinz Stempfle, Kreis- und Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, wagt nicht vorauszusagen, wie lange man mit der Kurzarbeit über die Runden kommt. Fast täglich sei er mit Inhabern der 120 Hotels und Betriebe im Gespräch, die im Kreisverband organisiert sind. Die Situation sei angespannt, obwohl manche schon wieder geöffnet haben.
Ohne Schwimmbad geht's nicht
"Aber für viele trägt sich's finanziell noch nicht", weiß der Chef des Bad Kissinger Westpark-Hotels auch aus eigener Erfahrung. Große Häuser wie das Hotel Sonnenhügel und das Cup Vitalis hätten immer noch zu. Denn so manches Haus lebe von Bustouristen, die aber noch nicht kommen. "Und wenn ich mein Hausschwimmbad noch nicht öffnen darf, wie das im Sonnenhügel der Fall ist, dann kann ich dem Gast auch nicht den vollen Service bieten", argumentiert Stempfle.
"Aber auch den Geschäften in der Innenstadt geht's schlecht", sagt Stempfle. Alle müssten hohe Mieten zahlen und würden andererseits nichts einnehmen. Jeder habe Beschäftigte in Kurzarbeit und wisse nicht, wie lange er sie noch behalten kann. Und jeder überlege gerade, wie man unter den aktuellen Voraussetzungen im Sommer Gäste in die Kurstadt bringen könnte.
"Aber es fällt halt niemandem so richtig was dazu ein." Dennoch zeigt sich Stempfle hoffnungsvoll. "Wenn die Pandemie sich abschwächt und die Menschen weiterhin vernünftig bleiben und sich an die Regeln halten, können wir es schaffen."