Haushalt 2022: Bad Kissingen legt Fokus auf Schule, Kita und Kanal
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Donnerstag, 20. Januar 2022
Die Steuereinnahmen sollen sich 2022 wieder erholen und ans Vor-Corona-Niveau anknüpfen. Steigende Kosten fressen das Plus jedoch wieder auf. Der Großteil des 22 Millionen-Euro-Investitionsplans fließt in Infrastruktur und Bildung.
Die städtischen Finanzen haben sich in der Pandemie als einigermaßen krisensicher erwiesen. Das wurde deutlich, als der Finanzausschuss am Mittwochabend den Haushalt für dieses Jahr beraten hat. Bad Kissingens neuer Leiter der Finanzverwaltung, Daniel Bahn, hatte in seiner ersten Haushaltsberatung trotz der allgemein angespannten Finanzsituation allen Grund, Zuversicht auszustrahlen. "Wir sind auf einem sehr soliden Ergebnis gelandet", bilanzierte er.
Der Haushalt sei ausgewogen, genehmigungsfähig und halte die Vorgaben ein, damit die Stadt mit weiteren Stabilisierungshilfen von der Regierung rechnen kann. Das bedeutet, dass an vielen Stellen gespart wird und dass viele Investitionen erst einmal warten müssen: Beispielhaft nannte Bahn die Dacherneuerung des Stadtsaals, Umbaumaßarbeiten in der Bibliothek und diverse Projekte im Tiefbau. Rund 900 000 Euro wurden allein hier aus dem Haushalt gestrichen.
Investieren trotz Sparvorgaben
Dennoch: Mit Blick auf das Investitionsvolumen von mehr als 22 Millionen Euro in diesem Jahr betonte der Kämmerer: "Es ist nicht so, dass Stillstand herrscht. Im Investitionsprogramm sind wichtige Maßnahmen enthalten." Der Großteil ist dabei für den Kanal- und Straßenbau vorgesehen. 7,8 Millionen Euro werden für Arbeiten an der Kanalisation benötigt oder zur Finanzierung des Mammutprojekts Neue Altstadt vorgehalten. Weitere 2,3 Millionen Euro sind für den Straßenbau eingeplant.
Der zweite große Brocken geht in den Bereich Bildung: 1,7 Millionen Euro sind dafür vorgesehen, etwa für die Anschaffung von Luftfilteranlagen für die Schulen, die Erweiterung der Sinnberg-Grundschule sowie die Erweiterung der Kita Poppenroth und den anstehenden Kita- und Hortneubau Kliegl II. Während die beiden Kita-Projekte im Haushalt 2022 zum ersten Mal mit großen Summen aufschlagen, ist die Sinnberg-Grundschule mit der Erweiterung das letzte Mal dabei. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Sommer abgeschlossen. Dafür steht in den nächsten Jahren der zentrale Neubau der Henneberg-Grundschule an. "Wir haben große Herausforderungen bei Schulen und Kindergärten, der Infrastruktur, der ,Neuen Altstadt' und bei der Sanierung des Terrassenschwimmbades vor uns, und die müssen wir mit den Stabilisierungshilfen in Einklang bringen", bekräftigte Bahn. Die Stabilisierungsgelder seien vor allem wichtig, weil die Stadt damit bei den Schul- und Kita-Projekten höhere Fördersätze bekommt und weniger selbst zahlen muss. "Die 2,5 Millionen Euro sind da nur der Bonus", erklärte er.
Als im Herbst begonnen wurde, den Haushalt aufzustellen, hatten die Zahlen noch schlecht ausgesehen. Doch vor allem auf Einnahmenseite hat sich die Lage seitdem deutlich verbessert. "Das ist das Positivste, was wir berichten können: Den Corona-Einbruch 2020 sollten wir überwunden haben", freute sich Bahn. Vor allem die Gewerbesteuereinnahmen hätten wieder kräftig angezogen. Insgesamt liege Bad Kissingen bei den Einnahmen wieder auf dem Niveau wie vor der Corona-Krise. Das sei nicht zuletzt dem ansässigen medizinischen Sektor zu verdanken, der wesentlich zur finanziellen Erholung beitrage. Einziger Wermutstropfen: Der Umsatzsteueranteil ist um 200 000 Euro zurückgegangen, was laut Bahn auf ein schwächeres Geschäftsjahr etwa bei den stationären Händlern schließen lässt.
Sorgen um steigende Abwassergebühren
Die Kämmerei rechnet mit fünf Millionen Euro Mehreinnahmen. Diese werden jedoch von steigenden Kosten aufgefressen, so dass am Ende ein Minus von 0,7 Millionen Euro stehen bleibt. "Die Aufwände steigen deutlich stärker als die Erträge", berichtet der Kämmerer. Im Vergleich zum Vorjahr rechnet die Verwaltung zwei Millionen mehr Ausgaben mit ein. Hauptgrund sind steigende Personalkosten (diese nehmen um 475 000 Euro zu auf 17,9 Millionen Euro), höhere Sachausgaben und die Explosion bei den Energiepreisen.
"Wir müssen unseren Kurs der Modernisierung fortsetzen", sagte Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD). Dazu gehören sowohl Pflichtprojekte wie auch freiwillige Ausgaben. Bad Kissingen brauche Planungssicherheit. Stadtrat und Verwaltung sollten sich nur das vornehmen, was auch umsetzbar ist.