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Hausärzte Landkreis Bad Kissingen sind bereit


Autor: Ellen Mützel

LKR Bad Kissingen, Dienstag, 30. März 2021

Zum Impfstart der Hausärzte sind noch Fragen offen: Wie komme ich an einen Termin, beeinflusst das die Impfungen am Impfzentrum? Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern empfiehlt: "Ruhe bewahren."
Neben den Impfzentren werden bald die Hausarztpraxen im Impfprozess involviert sein.


Am Montagabend klingelte in der Praxis von Ralph Brath das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war die Apotheke, über die er den Bedarf für seine Praxis abdeckt. Die erfreuliche Mitteilung für Brath, der nicht nur als medizinischer Leiter des Impfzentrums in Bad Kissingen, sondern auch als Allgemeinarzt tätig ist: Für seine Praxis wurde Corona-Impfstoff angeliefert. Am Donnerstag erhalten dort 20 Impfwillige ihre erste Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca.

Ab diesen Mittwoch, beziehungsweise 1. April, ergänzen in ganz Bayern niedergelassene Ärzte als zweite Säule neben den Impfzentren die Bayerische Impfstrategie. Diese Ankündigung von Gesundheitsminister Klaus Holetschek gilt auch für den Landkreis Bad Kissingen. Die Praxis von Dr. Brath ist dabei. Wie viele weitere Praxen im Landkreis noch impfen, können weder er noch die Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) genau sagen. Bayernweit, so ein Sprecher der KVB, werden 1700 Praxen 33 600 Dosen verimpfen. Ab der kommenden Woche werden es 8500 Praxen in ganz Bayern sein.

Listen liegen bereit

Wer zur Impfung eingeladen wird, dafür liege in seiner Praxis schon seit Längerem eine Liste bereit, sagt Brath. Man habe dazu schon vor einiger Zeit die Patientendateien entsprechend der Impfpriorisierung durchforstet. Seit Dienstagvormittag seien nun Mitarbeiterinnen damit beschäftigt, die Liste abzutelefonieren. Da die Daten nicht mit denen des Impfzentrums abgeglichen werden, seien viele auf der Liste schon geimpft, manche hätten kein Interesse oder könnten aus anderen Gründen nicht kommen. So dauere es einige Zeit, bis alle eingeladen sind.

Gleichzeitig muss er bis Dienstagmittag den Impfstoff für die kommende Woche bestellen. Je nach Impfstrategie - des Bundes oder des Landes - sind es 18 oder 50 Dosen. Wie viele davon geliefert werden, müsse man sehen. "Das ist jede Woche eine Wundertüte", sind die Erfahrungen von Ralph Brath aus dem Impfzentrum.

Erhöhung der Dosen im Verlauf des Monats

Laut Holetschek werden die bayerischen Impfzentren im April pro Woche mit 350 000 Dosen Impfstoff beliefert. Darüber hinausgehende Lieferungen gehen an die Praxen. "Auf Basis der Prognose des Bundes gehen wir davon aus, dass beispielsweise schon in der Woche nach Ostern rund 121 000 Impfdosen in den Arztpraxen verimpft werden können. Diese Summe soll sich im Verlauf des April und Mai wöchentlich weiter erhöhen", so Holetschek in einer Mitteilung seines Ministeriums.

Die Impfungen sollen dann so ablaufen wie die sonstigen Impfungen, die in den Praxen standardmäßig erfolgen, so Brath. Der Hausarzt bestellt den Impfstoff bei seiner Apotheke. Dies wird von dort zu ihm gebracht und dort verimpft.

Ärzte mit Anfragen überflutet

Nun stellen sich viele die Frage, ob ihr Hausarzt impft und ob sie dort einen Impftermin bekommen können. Entsprechend wurden vor dem Impfstart am 1. April die Arztpraxen mit Anfragen überflutet. "Wir bekommen derzeit von den Kolleginnen und Kollegen aus den Praxen die Rückmeldung, das permanent Menschen anrufen, um Impftermine zu vereinbaren", so der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) in München.

"Das ist zum jetzigen Zeitpunkt weder sinnvoll noch hilfreich." Die KVB appelliert deshalb, "Ruhe zu bewahren und nicht die Praxen mit Nachfragen zu bestürmen". In den ersten Wochen werde in Bayerns Arztpraxen nur eine sehr begrenzte Menge an Impfstoff verfügbar sein, die Praxen würden von sich aus Kontakt mit den betreffenden Patienten aufnehmen.

Das sieht auch Dr. Brath so. Er versteht allerdings auch das Interesse, ob der eigene Hausarzt impft und ob man dort auf der Liste zu finden ist. Wichtig ist ihm allerdings noch der Hinweis, dass sich die Patienten, die beim Hausarzt geimpft werden nach der ersten Impfung im Impfzentrum abmelden, sofern sie sich dort bereits zur Impfung angemeldet haben.

Impfzenrum über Ostern geöffnet

Das Impfzentrum im Tattersall wird über Ostern von Karfreitag bis einschließlich Ostermontag geöffnet sein. "Insofern kommt es durch die geplanten Hausarzt-Impfungen zu keinen Veränderungen oder Verzögerungen im Impfzentrum", sagt Nathalie Bachmann, Pressesprecherin des Landratsamtes.

Mit den Impfungen der Ärzte habe das Landratsamt nichts zu tun: "Die Hausärzte impfen autark." Außerdem dokumentieren die Ärzte die Impfungen selbst. Daher gibt es auch keine Information, welche Ärzte im Landkreis schon Impfstoff bekommen haben und wann sie mit den Impfungen starten.

Inwieweit eine mögliche Aussetzung der Impfung mit Astrazeneca für unter 60-Jährige Auswirkungen auf den Impfstart in den Praxen hat, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Für Dr. Brath würde das aber kein Problem darstellen. Er - und auch seine Kollegen - hätten genügend ältere Patienten. Ein Problem wäre es nur, nicht zu impfen, denn das könne Leben kosten.

Text von Thomas Pfeuffer und Ellen Mützel