Hätte man die Mängel früher erkennen können?
Autor: Redaktion
Bad Kissingen, Donnerstag, 14. Juli 2022
Die Rundstützen im Arkadenbereich des früheres Telekomhauses müssen ausgetauscht werden. Im Kreisausschuss hagelte es Kritik am Tragewerksplaner. Was beide Seiten sagen.
Es kommt äußerst ungelegen: Acht bis zehn Wochen könnte es dauern, bis im Arkadengang am früheren Telekomhaus in Bad Kissingen die Notabstützung angebracht ist. Erst dann kann man nach und nach zehn der alten Rundpfeiler mit den innenliegenden maroden Stahlrohrstützen einzeln abbauen und durch neue Betonfertigteilstützen ersetzen. Ob dann der für November 2022 geplante Umzugstermin zu halten ist?
Im Kreisausschuss war das Ausmaß dieser unerwünschten, aber notwendigen Maßnahme offenbar geworden: Elf Stahlrohrstützen des Arkadengangs wiesen bei der jüngst erfolgten Untersuchung starke Korrosionsschäden auf. Insgesamt gibt es dort zwölf Rundpfeiler. Eine der Stahlrohrstützen - und zwar die an der Einfahrt zum Parkhaus - weist keinerlei Schäden auf und kann so stehenbleiben. Die Außenstütze auf der anderen Seite soll neu aus Stahlrohr erstellt werden. Geschätzte Kosten für alles: 504.375 Euro.
Im Kreisausschuss gab es heftige Kritik
Dass die Rundstützen dringend ersetzt werden müssen, war den Ausschussmitgliedern freilich klar. Die Frage war aber für einige unter ihnen, warum diese Mängel nicht schon bei den statischen Voruntersuchungen des Telekomgebäudes festgestellt worden waren. Dies hatten vor allem Landrat Thomas Bold (CSU), aber auch sein Stellvertreter Gotthard Schlereth (FW) und PWG-Fraktionssprecher Roland Limpert in der Sitzung am Montag heftig kritisiert.
Die Untersuchung der kompletten Rundstützen habe, laut Bold, zum Planungsauftrag dazugehört. "Wenn man den Kubus oben drüber saniert, muss unten alles stimmen." Er befürchtet nun, wie er sagte, dass beim Entfernen der alten und dem Setzen der neuen Stützen Risse im bereits sanierten Oberbau entstehen könnten.
Statikerbüro legte drei Stützen im Erdreich frei
Ursprünglich sollten die Rundstützen bleiben, wie sie sind, sagt Tragwerkplaner Peter Glatt (Bad Kissingen) einen Tag nach der Sitzung im Gespräch mit dieser Redaktion. Dies sei damals, bei der Voruntersuchung, vonseiten des Landratsamts als Devise ausgegeben worden.
Der Sandstein sollte nicht abgenommen werden, so Glatt weiter. Die Rundpfeiler sollten lediglich äußerlich optisch etwas verändert werden, habe es damals geheißen. Glatt hätte sich gewünscht, dass man dies vonseiten der Bauverwaltung in der Sitzung am Montag auch einmal deutlich ausgesprochen hätte.
Fachmann ist erstaunt
Als seinerzeit die Erweiterung der künftigen Zulassungsstelle im Erdgeschoß bis auf den Arkadengang hinaus ins Gespräch kam, habe man vonseiten seines Büros dann an drei Stützen die Füße freigelegt und jeweils in den Asbest hineingebohrt, sagt Glatt. Man habe jedoch darunter "ordentliche Stahlstützen" vorgefunden. Wenn solche alten Stützen Mängel aufweisen, so seien diese immer an den Füßen im Boden zu finden, sagt Glatt. Denn im Erdreich bestehe über die Jahre die größte Gefahr, dass Nässe eindringt und Stahl dann korrodiert. "Wir prüfen immer am Fuß."