Druckartikel: Freistaat erhöht Kissinger Kurtaxe auf 3,60 Euro

Freistaat erhöht Kissinger Kurtaxe auf 3,60 Euro


Autor: Redaktion

Bad Kissingen, Mittwoch, 13. März 2019

Qualität hat ihren Preis, und im Falle Bad Kissingens ist dieser Preis ein stolzer: Die Kurtaxe in Deutschlands bekanntestem Kurort ist zum Jahreswechsel gestiegen. Was verwunderlich ist: Diesmal war in der Stadt keine Aufregung über die Erhöhung zu vernehmen.
Der Freistaat hat zum Jahreswechsel die Kurtaxe erhöht. Pro Tag sind in Bad Kissingen jetzt 3,60 Euro fällig.  Foto: Siegfried Farkas


Bad Kissingen gehört zur absoluten Spitze der deutschen Heilbäder und Kurorte. Das gilt nicht nur, weil die Stadt immer noch mit dem inoffiziellen Titel des bekanntesten Kurorts werben kann. Es stimmt auf jeden Fall auch preislich. Höher als im Sehnsuchtsort der Kaiser, Könige und Kanzler des 19. Jahrhunderts, hieß es schon vor ein paar Jahren, sei die Kurtaxe nirgendwo in der Republik. Und damit sich das auch nicht entscheidend ändert, hat der Freistaat Bayern den pro Tag fälligen Betrag zum Jahresbeginn erhöht.

Statt 3,50 Euro sind jetzt 3,60 Euro Normalsatz fällig. Schwerbehinderte bezahlen 3,10 Euro. Für Tagungs- und Seminargäste sowie für Personen, die sich laut bayerischer Kurtaxverordnung "ausschließlich aus Anlass ihrer Berufsausübung im Kurbezirk aufhalten", gilt eine Ermäßigung auf 1,80 Euro. Kranke, die ihre Unterkunft nicht verlassen können, unter 18-Jährige, bestimmte Auszubildende und Begleiter von Schwerbehinderten sind befreit.

Ungewöhnlich ist, dass die Kissinger Alarmsysteme im Falle dieser Erhöhung nicht funktioniert haben. Sonst ist in der Stadt das Heulen und Zähneknirschen in der Regel schon Monate vor dem Stichtag der Erhöhung laut zu vernehmen. Die Stadt hat früher sogar schon mal beim Freistaat gegen eine Erhöhung interveniert.

Diesmal wurde der Anstieg des Betrags zehn Wochen nach Inkrafttreten von Kurdirektorin Sylvie Thormann im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats bekanntgegeben. Die Betroffenen, also Kurhalter und sonstige Beherbergungsbetriebe, müssen es zudem schon vorher gewusst haben. Sie behalten die Taxe ja im Auftrag von den Gästen ein. Doch auch hier blieb das Rumoren aus.

Unter den fünf bayerischen Staatsbädern, für die die Verordnung gilt, führt Bad Kissingen nach der Erhöhung die Tabelle weiter mit deutlichem Vorsprung an. Bad Reichenhall folgt mit einem Normalsatz von 3,30 Euro. In Bad Steben sind genau 3 Euro pro Tag fällig. Bad Brückenau steht bei 2,90 Euro, und im Biedermeierbad Bocklet gilt mit 2,40 Euro pro Tag der bescheidenste Normalsatz.

Ob Bad Kissingen nach wie vor nicht nur der bekannteste Kurort Deutschlands ist, sondern in Bezug auf die Kurtaxe auch mit der teuerste, vermochten der Ausschuss und die Kurdirektorin nicht zu klären. Dass die Stadt mit den 3,60 Euro in Deutschland nach wie vor zur Champions League gehört, ist aber wahrscheinlich.

Unbestritten ist aber auch die Bedeutung der Kurtaxe für den Betrieb des Badeorts. Ohne diese wichtige Einnahmequelle wäre es kaum möglich, das vielseitige Angebot für die Gäste der Stadt zu bezahlen.

Mit der Erhöhung hat der Freistaat aus rechtlichen Gründen, wie Oberbürgermeister Kay Blankenburg kurz erklärte, auch einige neue Befreiungstatbestände eingeführt. Diese betreffen laut Kurtaxverordnung zum Beispiel Frauen, die in Frauenhäusern Schutz suchen, oder Menschen, die etwa wegen Obdachlosigkeit oder Naturkatastrophen vorübergehend Unterkunft erhalten. Bis auf das Thema Obdachlose sind diese Befreiungen in Bad Kissingen bislang nicht relevant. Es gibt kein Frauenhaus in der Stadt. Und wegen Naturkatastrophen andernorts hier in Turnhallen untergebracht werden musste zum Glück auch noch niemand.

Ganz abwegig ist der beschriebene Befreiungstatbestand aber nicht. Denn grundsätzlich, heißt es in der Verordnung, besteht die Kurtaxpflicht "unabhängig davon, ob von der Möglichkeit der Benutzung der Kur- und Erholungseinrichtungen oder der Teilnahme an den Veranstaltungen Gebrauch gemacht wird". Müsste man diesen Satz tatsächlich auf Obdachlose und Schutzsuchende beziehen, wäre das wohl kaum jemand zu vermitteln.Siegfried Farkas