Falscher Mehltau setzt Biowinzern schwer zu
Autor: Redaktion
Würzburg, Montag, 16. August 2021
Seit drei Jahrzehnten gab es keinen so extremen Pilz-Befall mehr, sagen fränkische Winzer. Was der Grund dafür ist.
Nach zwei Jahren mit extremer Trockenheit und Spätfrösten im Mai schien das regenreiche Jahr 2021 ein gutes Weinjahr zu werden. Doch vor allem die Ökowinzer schlagen jetzt Alarm. Der Pilz Peronospora, im Volksmund falscher Mehltau genannt, setzt Frankens Weinbergen zu.
Heinrich Hofmann von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim sagt: "Ich habe in meinen gut 30 Berufsjahren noch nie ein Jahr mit einem solch starken Befall gesehen." Dabei unterscheide der Pilz nicht, ob die Trauben biologisch oder konventionell angebaut werden. Im biologischen Weinbau seien die zugelassenen Präparate zur Abwehr jedoch weit weniger effektiv.
Betroffen seien Winzer deutschlandweit, sagt Ludwig Knoll, der sein Weingut am Würzburger Stein seit 16 Jahren ökologisch betreibt. Die extremen Wetterlagen seien Auswirkungen des Klimawandels. Der Mehltau sei, verglichen mit dem verheerenden Starkregen an der Ahr im Juli, da noch ein kleineres Problem. Bei der Erntemenge rechnet der Würzburger Winzer in seinem Weingut mit Ausfällen von rund 50 Prozent. Und es könne noch schlimmer kommen.
Auch Konventionelle betroffen
Auch konventionelle Weinbauern hätten in diesem Jahr massive Probleme mit einem der größten Feinde im Weinbau, sagt Beate Leopold, Geschäftsführerin des Weinbaurings Franken e.V. mit Sitz in Kitzingen. Durch den kühlen Mai sei der Austrieb verspätet gewesen, dann brachte der Juni hohe Temperaturen und viel Regen. Die Natur sei regelrecht "explodiert", sagt Leopold. Die Winzer seien mit der Pflege der Stöcke gar nicht mehr nachgekommen, auch weil die Weinberge wegen der zunehmend hohen Bodenfeuchtigkeit kaum befahrbar waren.
Und Pflanzenschutzmittel seien gleich wieder abgewaschen worden oder hätten wegen des starken Wachstums kaum Wirkung entfaltet. Ideale Bedingungen für den falschen Mehltau, sagt Leopold.
Die einzelnen Regionen Unterfrankens sind unterschiedlich stark betroffen. Es gebe Weinberge, in denen keine Traube mehr hänge, und solche, die überhaupt nicht befallen seien, berichtet LWG-Mitarbeiter Heinrich Hofmann. Vor allem das südliche Maindreieck um Segnitz, Frickenhausen und Sulzfeld sei wegen des sehr frühen Regens dort stark betroffen. Von Würzburg an mainaufwärts habe der Befall erst später begonnen. Je früher der Pilz auftauche, desto stärker seien die Schäden an den Trauben.
"Wir hatten von Juni bis August so viel Niederschläge, wie 2018 und 2019 im ganzen Jahr nicht", sagt Ulrich Luckert, der mit seinem Bruder den Zehnthof in Sulzfeld (Lkr. Kitzingen) seit 2007 ökologisch betreibt. Auch er rechnet mit 50 Prozent Ernteausfall. Der Pilz-Befall sei stark von der Rebsorte abhängig, so Luckert: Während beim Silvaner einige Lagen bis zu 90 Prozent unbeschadet geblieben seien, sei der Müller-Thurgau in seinen Weinbergen in diesem Jahr ein Totalausfall.