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Ein starkes Pflaster für die Telemedizin


Autor: Thomas Mäuser

Bad Kissingen, Mittwoch, 23. Sept. 2015

Der 3. Bad Kissinger Telemedizinkongress befasste sich mit der Gesundheits- versorgung im digitalen Zeitalter und deren gesetzlicher Verankerung. Telemedizinische Leistungen gewinnen vor allem in dünn besiedelten Regionen an Bedeutung.
Landrat Thomas Bold, Sebastian Dresbach und Prof. Dr. Bernd Griewing im Gespräch über die Möglichkeiten der Telemedizin. Fotos: Thomas Mäuser


Die Refinanzierung der Telemedizin nach der Förderphase und der Datenschutz zählten zu den Themen, die den 3. Telemedizinkongress in Bad Kissingen dominierten. So sprachen Referenten und Teilnehmer über den entsprechenden Gesetzentwurf der Bundesregierung, der gute Ansätze zeige. Mit einem E-Health-Gesetz würden die Kostenträger aufgerufen, sich zu beteiligen.

Wichtig seien nun konkrete Abrechnungsmodelle.

"Digitale Krankenakten können Leben retten", sagte Prof. Dr. Bernd Griewing, der Vorstandsvorsitzende des Zentrums für Telemedizin (ZTM) Bad Kissingen. Wobei er ein weiteres Mal betonte, dass kein Computer die Art ersetzen könne. Dies bestätigte ZTM-Geschäftsführer Sebastian Dresbach, der in der Telemedizin eine Untertützung des Arztes und nicht dessen Ersatz sieht.

"In den letzten 15 Jahren hat sich die Systematik der Medizin stärker verändert als in den 100 Jahren zuvor", so Prof. Griewing weiter. Die Informatisierung der Medizin sei als nächster Schritt absehbar. Griewing sprach von den Chancen der Digitalisierung, die nicht nur den Patienten in den Ballungsgebieten, sondern vor allem den Bewohnern dünn besiedelter Räume zugute kämen und angesichts des demographischen Wandels auch große Vorteile für ältere Menschen brächten. Wie Prof. Dr. Hans-Jochen Brauns, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin, ergänzte, mache die Telemedizin ärztliche Kompetenz auch über weite Entfernungen hinweg verfügbar.


Vernetzung

Auf den Reha-Standort Bad Kissingen bezogen sprach sich Griewing für eine Vernetzung von Patient, Hausarzt, Akut-Krankenhaus und Reha-Einrichtung aus. Eine Vernetzung, die auch nach einer Reha fortgeführt werden sollte. Neben Vorteilen für den Patienten sieht der ZTM-Vorstandsvorsitzende unter anderem erhebliche Einsparungsmöglichkeiten im Bereich der Diagnostik.

Auch mit dem Thema Datensicherheit befassten sich der Kongress. Dresbach spricht von "hochsensiblen Vorgaben, die zu erfüllen sind". Eine hundertprozentige Datensicherheit werde es nie geben, doch die Verschlüsselungstechnik sei inzwischen so weit, dass kaum etwas passieren könne.

Der Verbindung der Telemedizin mit den Bereichen Lifestyle und Fitness spielte beim Bad Kissinger Kongress ebenfalls eine Rolle. So ging es unter anderem um das "Smartphone als Lebensretter".


Bayern als Vorreiter

Schon während der Grußworte, aber auch im Rahmen der Referate wurde deutlich, dass Bayern eine Vorreiterrolle bei der Telemedizin hat. Ziel ist es laut Dresbach, einen bundesweiten Gleichstand zu erreichen. Auch diese Entwicklung wolle der Kongress forcieren.


Bereits etabliert

Im Raum Bad Kissingen/ Bad Neustadt hat sich die Telemedizin bereits etabliert. Schon seit längerem arbeitet das Reha-Zentrum Bad Bocklet mit der Klinik in Werneck zusammen, inzwischen besteht auch eine Kooperation mit dem Thoraxzentrum in Münnerstadt und der Neurologie in Bad Neustadt. Die Deegenbergklinik nimmt die Vorteile der Telemedizin ebenso in Anspruch wie eine Reihe von niedergelassenen Ärzten.

Um die Zukunft des Bad Kissinger Zentrums für Telemedizin ist dem Geschäftsführer nicht bange. Die Förderung für das nächste Jahr sei in Aussicht gestellt, der Antrag werde gerade auf den Weg gebracht: "Ab Anfang nächsten Jahres wird auf politischer Ebene das weitere Fortbestehen besprochen." Die Unterstützung der Kommunalpolitik dürfte sicher sein. Während auch Landrat Thomas Bold (CSU) die Telemedizin als große Chance für die Menschen im ländlichen Raum bezeichnete, sprach Bürgermeister Toni Schick (DBK) von Bad Kissin gen als "starkem Pflaster für die Telemedizin".

Als Veranstalter des 3. Bad Kissinger Telemedizinkongresses, der gleichzeitig als 5. Telemedizinischen Fachtagung Bayern firmierte, zeichnete neben dem ZTM die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin verantwortlich. Die Schirmherrschaft lag bei Gesundheitsministerin Melanie Huml. Neben den zahlreichen Fachreferenten waren gut 110 Teilnehmer aus allen Regionen Deutschlands erschienen.