Ein Gefühl für die Spur: Mit dem Pistenbully und 170 PS auf Tour

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Gegen 8 Uhr ist für diesen Morgen Manfred Reders Arbeit auf der Loipe getan. Foto: Barbara Enders
Gegen 8 Uhr ist für diesen Morgen Manfred Reders Arbeit auf der Loipe getan. Foto: Barbara Enders

Manfred Reder ist seit rund 40 Jahren unterwegs, um Loipen am Kreuzberg zu spuren. Die Einsätze sind oft mit vielen schönen Erlebnissen verbunden.

Morgens sechs Uhr, das Thermometer zeigte vor der aktuellen Warmfront schon mal minus 14 Grad an. Wer konnte, blieb im Warmen. Nicht so Manfred Reder.

Wir begleiteten ihn auf einer Rundtour. Der Haselbacher hatte dafür bereits die Tore der Halle am Viehweg in Haselbach geöffnet und stieg in die Fahrerkabine des roten Pistenbullys. Seit 40 Jahren ist er im Winter unterwegs, um die Langlaufloipen und Winterwanderwege rund um den Kreuzberg zu spuren.

Wie im Cockpit

Sein Weg führt ihn parallel zum Viehweg über den Parkplatz am Dreitannenlift den Kreuzberg hinauf. Bereits hier wird der Schnee mit der Fräse am Heck des Pistenbullys aufgearbeitet und angedrückt. Der steile Anstieg bis zum Neustädter Haus wird als Winterwanderweg genutzt, der über die Gemündener Hütte zum Kreuzberg führt.

Am Neustädter Haus beginnt die Loipe. Zusätzlich zur Fräse wird jetzt die Spurplatte hydraulisch abgesenkt. Manfred Reder legt auf der rechten Seite die sogenannte Diagonalspur an, benannt nach dem Schritt des klassischen Langlaufstiles. Der breite Bereich wird für die Skater angedrückt. Frästiefe und Anpressdruck lassen sich hydraulisch steuern und sind abhängig von den Schneeverhältnissen.

"Man kriegt im Laufe der Zeit ein Gespür dafür", bemerkt Manfred Reder, der früher ein leidenschaftlicher Diagonalläufer war, und bedient kurz den Scheibenwischer. Tief hängende Äste streifen immer einmal die Fahrerkabine und bestäuben die Windschutzscheibe mit dem Pulverschnee, der im Scheinwerferlicht glitzert.

Die behaglich beheizte Fahrerkabine wirkt mit dem kleinen halbrunden Lenker ein bisschen wie ein Cockpit, dessen Knöpfe Reder ganz entspannt bedient.

Die Kreuzbergloipe ist als Rundkurs befahrbar. Der Haupt-Einstieg liegt am Kreisparkplatz unterhalb des Klosters. Auch hier gibt es einen Zubringer auf die etwa 9,5 Kilometer lange Runde. Weitere Einstiegsmöglichkeiten gibt es vom Neustädter Haus aus, sofern die Zufahrt befahrbar ist, und vom Irenkreuz. Auch vom Guckaspass gibt es einen Zubringer mit Diagonalspur und Skaterpiste, allerdings müssen sich die Langläufer hier die Strecke mit den Fußgängern teilen.

Fuchs auf der Loipe

"Die ganzjährige Pflege der Forstwege ist auch für den Winterbetrieb wichtig", erklärt Reder. "Ein trockener Weg hat eine ganz andere Festigkeit, als ein aufgeweichter, auch wenn mit schweren Transportern Stämme aus dem Wald geholt werden."

Solche Fahrzeuge traf Reder auch schon im Winter hier in der Loipe. Aber auch heimische Forstleute hat er hier schon durch die Loipen fahren sehen, was ihn genauso ärgert.

Die schönen Erlebnisse überwiegen jedoch. Als er kurz nach 7 Uhr zum zweiten Mal auf den Rundkurs fährt, um die linke Hälfte der Spur zu fräsen, verlaufen frische Spuren durch die Schneerillen. "Das ist ein Fuchs, dort vorne biegt er wieder in den Wald ab", freut sich Manfred Reder. Vor Kurzem traf er eine Rotte Wildschweine, die sich voller Panik ob des herannahenden Pistenbullys im Tiefschnee eine Böschung hinauf quälten, nur Armeslänge von ihm entfernt. Seiner Meinung nach haben sich die meisten Tiere an das Fahrzeug gewöhnt und bleiben ruhig im Wald stehen.

Reder fährt den 170 PS-starken Pistenbully mit zehn bis zwölf Stundenkilometern durch den Wald, auf eisigen Abschnitten oft mit halber Geschwindigkeit.

Motorschlitten und Spurgerät

Der Haselbacher erinnert sich an die Anfangszeiten. Damals fragte die Verwaltung des Naturparks beim RWV (Rad- und Wintersportverein Haselbach) an, ob er sich um die Anlage und Pflege der Langlaufloipen und Winterwege kümmern könne. Bereits in der Saison 1975/76 fuhren die Haselbacher Brüder Hans-Joachim und Friedbert Fuß mit einem Motorschlitten und angehängtem Spurgerät um den Kreuzberg.

"Das war eine richtige Plagerei", erinnert sich Reder. 1979 wurde der erste Kabinenbully in den Dienst gestellt. Heute ist bereits der vierte moderne Pistenbully im Einsatz, dessen Anbauten wie Fräse und Andruckplatte per Knopfdruck aus der Fahrerkabine gesteuert werden. In den Anfängen musste der Fahrer aussteigen und die Geräte von Hand an- oder abkoppeln.

Das Loipenspurgerät ist Eigentum des Naturparks Bayerische Rhön, der sich um regelmäßige Wartung kümmert. In Auftrag der Naturparkverwaltung ist Manfred Reder seit 40 Jahren ehrenamtlich unterwegs, seit 18 Jahren ist Michael Roßhirt mit dabei. Die beiden Fahrer sprechen ihre Einsätze ab. Reder ist Rentner und zeitlich flexibel, falls Roßhirt beruflich gebunden ist. Das Präparieren der 60 Kilometer Loipen und Winterwanderwege dauert fünf bis sechs Stunden. Die Loipen am Kreuzberg sind, im Gegensatz zu den Winterwanderwegen, ein kleiner Geheimtipp. Sie sind immer top gepflegt und mäßig frequentiert. Durch den Zubringer zum Guckaspass hat die Kreuzbergloipe Anschluss an die Loipen der Schwarzen Berge. Einige Läufer nutzen einen Winterwanderweg als Anschluss zu den Loipen rund um den Arnsberg. Somit erschließt ein ausgedehntes und abwechslungsreiches Sport- und Freizeitgelände, das auch unter der Woche von Langläufern auch aus Würzburg oder Frankfurt genutzt wird. Manfred Reder wünscht sich ein Infoportal, das alle Loipen der gesamten Rhön in den Fokus rückt.Barbara Enders