Droht ein neuer Run auf die Rhön?
Autor: Johannes Schlereth
LKR Bad Kissingen, Sonntag, 21. November 2021
Im vergangenen Winter litt die Region unter dem Overtourism. Mitte dieser Woche soll der erste Schnee des Winters fallen. Wie gut sind die Verantwortlichen auf einen möglichen Massenansturm vorbereitet?
In dieser Woche soll der erste Schnee fallen. Damit würde der zweite Corona-Winter beginnen. Der erste ist vielen Rhönern noch im Gedächtnis; Staus, rücksichtlose Touristen und Müll. Manch einer forderte die Sperrung der Region. Droht ein zweiter Winter mit Overtourism und haben sich Behörden darauf vorbereitet?
Klaus Spitzl, Geschäftsführer vom Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön, meint: "Eine profunde Antwort darauf gibt es meines Erachtens nicht, sondern wäre nur Spekulation." Aktuell seien noch zu viele Unbekannte im Spiel.
Thomas Vöth, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bad Brückenau, sieht die Lage skeptischer: "Es ist schwer zu sagen, wie es mit den Touristen heuer wird. Prinzipiell gilt: Wenn Schnee liegt, kommen Wintergäste. Aber ob es überhand nimmt, können wir noch nicht sagen." Seine Vermutung: "Ich schätze, dass es nicht so brisant wird, wie im vergangenen Jahr."
Das begründet der Polizist damit, dass im Winter 2020 noch andere Corona-Auflagen galten - etwa die Ausgangsbeschränkungen. "Vielleicht entzerrt es sich dadurch. Aber: Wir schauen uns die Situation genau an und reagieren dann entsprechend."
Die Rhön GmbH - die hiesigen Touristiker - gehen von einer "volatilen und unvorhersehbaren Situation" aus. "Daher werden wir uns und alle beteiligten Akteure möglichst flexibel aufstellen, um auf die kurzfristigen Veränderungen reagieren zu können", heißt es aus Oberbach. "Ein seriöser Forecast zur diesjährigen Situation ist aufgrund der vielen unbekannten ,Variablen der Gleichung' nur bedingt möglich."
Tourismus im Naturschutzgebiet
Davon, dass Handlungsbedarf herrscht, ist Enno Piening überzeugt. Er ist Vorsitzender des Birkwild Hegerings, der sich in der Hochrhön dem Erhalt des Birkhuhns angenommen hat. Er meint: "Die Situation ist schwierig. Im Naturschutzgebiet sind Zustände, die mit dem Status nicht mehr in Einklang zu bringen sind." Konkret: "Die Leute laufen kreuz und quer." Er meint: "So ergibt das keinen Sinn mehr, es braucht eine Strategie, um die Menschenmassen zu kanalisieren."
Mit dem Beginn der Pandemie sei der Drang nach draußen zu gehen, gewachsen. "Ich verstehe es ja, die Rhön ist wunderschön - aber die Landschaft lässt sich auch genießen, wenn man auf den Wegen bleibt."