Die Reibereien im Rhönklub ebben nicht ab
Autor: Marion Eckert
Poppenhausen (Wasserkuppe), Freitag, 05. November 2021
Die Hauptversammlung des Gesamtrhönklubs hatte es in sich: Heftige Diskussionen, abgelehnte Anträge und die Wiederwahl des Präsidenten. Delegierte verlassen während der Versammlung den Saal.
Streitgespräche, persönliche Anfeindungen, Beharren auf Formalitäten und der Abbruch eines Vortrags - wie groß die Unzufriedenheit innerhalb des Rhönklubs ist, wurde bei der Delegiertenversammlung in Poppenhausen deutlich. Zwischen Teilen der Basis und dem Hauptvorstand, beziehungsweise Rhönklub-Präsident Jürgen Reinhardt, besteht offensichtlich eine große Diskrepanz. Ihm gelang es auch in Poppenhausen nicht, versöhnend und verbindend zu agieren. Im Gegenteil: Er ging seinerseits engagierte Mitglieder der Saale-Sinn Region verbal heftig an.
Posten bleiben unbesetzt
Dabei wurde Reinhardt bei dieser Versammlung als Präsident im Amt bestätigt, mit 117 Stimmen von 155 Delegierten. Doch bei der Besetzung der weiteren Positionen zeigte sich, wie schwach der Hauptvorstand ist. Offen bleiben müssen die Posten des Hauptwanderwartes und des Hauptnaturschutzwartes. Kandidaten für diese Kernfunktionen des Rhönklubs fanden sich nicht. Der Hauptwegewart wird nicht vom Rhönklub selbst gestellt, diese Aufgabe übernimmt Alvaro Sanchez, ein beim Naturpark und Biosphärenreservat bayerische Rhön angestellter Hauptwegekoordinator. Er darf für den Rhönklub mit beschränkter Arbeitszeit tätig sein.
Mit eigenem Personal bestückt der Rhönklub den Posten des Hauptkulturwartes, um den sich Matthias Flory (Hünfeld) bewarb sowie Hauptfamilienwartin Alexandra Klemm (Unterelsbach). Sie wurde ebenso im Amt bestätigt wie Edith Zink (Unterelsbach) als Schriftführerin. Die Kassengeschäfte werden auch nicht mehr von einem Mitglied, sondern von einem Steuerbüro geführt. Die Schriftleitung für die Vereinszeitschrift liegt weiterhin in den Händen von Bernd Müller-Strauß.
Über zehn Anträge lagen vor
Bevor die Wahl überhaupt stattfinden konnte, ja bevor sich die Delegierten auf die Tagesordnung einigen konnten, gab es schon Reibereien. Über zehn schriftliche Anträge lagen dem Hauptvorstand vor, sie standen auf der Tagesordnung als letzter Punkt. Die Vorsitzende des Rhönklub-Zweigvereins Gersfeld, Margit Trittin, hatte den Antrag gestellt, dies alles vor der Wahl zu behandeln. Das seien wichtige zukunftsweisende Themen. Unter anderem begründete sie ihren Antrag mit der Sorge, dass sich die Versammlung zu lange hinauszögern werde und keine Zeit und Geduld mehr vorhanden sei, die Zukunftsthemen des Rhönklubs zu behandeln. Mehrere Abstimmungen aufgrund von Unklarheiten unter den Delegierten waren notwendig, bis Trittins Antrag mit 85:72-Stimmen abgelehnt war.
Vortrag abgebrochen
Für weiteren Zündstoff sorgte der nachträglich eingeschobene Vortrag von Benjamin Günder (Eichenzell), dem Sohn des ebenfalls wieder gewählten Vize-Präsidenten Bernd Günder, zur Digitalisierung. Sein Referat zur Geschichte der Digitalisierung wurde als zu ausufernd und nicht ausreichend vorbereitet kritisiert - und nach über einer halben Stunde abgebrochen. Dabei stellten die Antragsteller klar, dass sie nicht gegen die Digitalisierung des Rhönklubs seien, sondern dieses wichtige Thema über einen Arbeitskreis aufbereitet sehen wollen. Zumal unklar erschien, welche Art der Interessenverquickung Günders möglicherweise gegeben sei.
Vor seiner Wiederwahl wurde der Rhönklub-Präsident von Georg Will (Mellrichstadt) aus der Region Saale-Sinn gefragt, welche Ziele er sich für die nächste Wahlperiode stelle und wie er zu den kürzlich von der Region vorgeschlagenen Zukunftszielen stehe. "Es geht um die Frage, ob sie mit ihrer Person den Rhönklub in die Zukunft führen können. Es hat sich in den vergangenen Jahren herausgestellt, dass Sie relativ wenig Ziele hatten. Wir sind mehr ein Altherren- und Altdamen-Verein geworden. Es hat sich nichts bewegt", so Will.
Persönliche Angriffe
Die Vorschläge aus der Saale-Sinn-Region beantwortete Reinhardt mit seinem schriftlich vorbereiteten Statement. 30 Zweigvereine zählt die Saale-Sinn-Region, 18 beteiligten sich am Zukunft-Workshop, sechs hatten sich entschuldigt. Der Rhönklub-Präsident sprach den Vertretern ab, für ihre Vereine zu sprechen, sondern zählte sie als Privatpersonen, und damit seien sie nur 0,15 Prozent der Gesamtmitglieder. Persönlich griff er den kommissarischen Vorsitzenden der Saale-Sinn-Region, Bernhard Walter (Oberweißenbrunn) an, unterstellte ihm die Vereine zu manipulieren, sprach von "Täuschungsmanövern" und vermutete, dass es Walter nur darum ginge ihn als Präsidenten loszuwerden. "Dafür ist ihm jedes Mittel recht. Er schreckt auch nicht vor Verleumdung und Lügen zurück." Proteste aus der Delegiertenversammlung würgte Reinhardt mit einem herrischen "Ruhe" ab.