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Die Henneberg-Schule geht leer aus


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Donnerstag, 09. Juli 2015

Der Finanzausschuss stimmt der Jugendsozialarbeit an der Anton-Kliegl- und der Sinnberg-Schule zu. Die Henneberg-Schule erfüllt dagegen nicht die Förder-Voraussetzung.
Sozialpädagogin Elena Tiefenbach ist für die Jugendsozialarbeit in der Saaletal-Schule und der Berufsschule zuständig. Sie hat immer ein offenes Ohr für ihre Schüler.  Foto: Robert Huger


Nach zweistündiger Beratung hat sich der Finanzausschuss einstimmig dafür ausgesprochen, für die Anton-Kliegl-Schule eine ganze und für die Sinnberg-Grundschule eine halbe Stelle im Rahmen des Projektes "Jugendsozialarbeit an Schulen" (JaS) zu beantragen. Weil die Förderrichtlinien vorsehen, dass Grundschulen nur JaS-Stellen bekommen, wenn mindestens 20 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund haben, ging die Henneberg-Grundschule leer aus.

Karl-Heinz Deublein, Rektor der Sinnberg-Schule, schlug zwar vor, eine ganze Stelle für seine Schule zu beantragen, die später geteilt werden könnte, wenn weitere Asylbewerber zuziehen. Dem folgte der Ausschuss jedoch nicht.
"Es geht um eine niederschwellige, schnelle und unbürokratische Hilfe und eine Schnittstelle zwischen Schule, Familie und Sozialraum", begründete Siegbert Goll, Leiter des Kreis-Jugendamtes, die Notwendigkeit von JaS-Stellen. Er stellte auch die aktuelle Finanzierung vor: Durch die Tarif-Erhöhung im öffentlichen Dienst steigt der Anteil der Stadt auf 18 600 bis 21 800 Euro pro Vollzeit-Stelle. Kämmerer Gerhard Schneider geht also langfristig von rund 32 000 Euro pro Jahr aus, wegen des Starts im Herbst 2016 wird für kommendes Jahr nur ein Teilbetrag in den Haushalt eingestellt.
Der Freistaat Bayern beteiligt sich mit 16 360 Euro pro Stelle. Goll hofft, dass dieser Anteil ab dem Jahr 2019 auf die Hälfte der Personalkosten erhöht wird, damit würden die Anteile von Stadt und Kreis sinken. Der Jugendamtsleiter verteidigte auch das Vorgehen des Kreises: Es sei üblich, dass die Kommunen beteiligt würden (siehe "Angemerkt" auf der Titelseite). Als Träger hat der Landkreis Berfufsförderungszentrum (bfz) und Rotes Kreuz ins Boot geholt. Er versicherte auf Nachfrage mehrfach, dass sowohl Schulleitung, als auch Jugendamt ein großes Mitspracherecht bei der konkreten Umsetzung haben.

Entlastung für Lehrer und Klassen

"Wir werden ein klares Konzept erstellen", sicherte auch Schulleiter Harald Bötsch von der Kliegl-Schule zu. Er belegte den Bedarf mit aktuellen Zahlen (siehe Info-Kasten rechts). "Wir haben keine Möglichkeit, in die Familien zu gehen", stellt er klar. Ziel des Projektes sei es, dass sich Lehrer wieder mehr auf den Unterricht konzentrieren können, denn: "Die Probleme, die zuhause ausgetragen werden, tragen die Kinder auch mit in die Schule." Bötsch ging auch auf konkrete Probleme ein: So haben sich nach seinen Worten Phänomene wie Mobbing und Missbrauch von Smartphones immer mehr in die 5. und 6. Klasse verschoben.
Stadtrat Klaus Werner (Grüne) sah die Stellen als Investition in die Zukunft: "Das erspart uns vielleicht irgendwann die Sozialhilfe." Alexander Koller von der DBK ergänzte: "Wir helfen nicht nur den Kindern, die betroffen sind, sondern auch den Lehrern und den Kindern, die dem Unterricht folgen wollen." Bötsch und Deublein wiesen auch darauf hin, dass der zuständige Schulpsychologe und der mobile sozialpädagogische Dienst Wartezeiten von bis zu zwei Monaten hätten.

Der Finanzauasschuss hat in seiner jüngsten Sitzung auch dem Ausbau des Kliegl-Kindergartens um eine Krippe sowie vier neuen Ausbildungsplätzen ab Herbst 2016 zugestimmt. Im Kliegl-Kindergarten sollen 15 Krippenplätze entstehen, dazu sind Investitionen von rund 471 600 Euro notwendig. Laut Kämmerer Gerhard Schneider sind für Brandschutz und Fluchtwege rund 170 000 Euro zuständig, der Rest fließt in den eigentlichen Ausbau der Krippe.

Städtischer Anteil: 154 400 Euro

Der Kämmerer rechnete vor, dass er aktuell 160 000 Euro Förderung erwartet. Er versicherte dem Gremium auf Nachfrage, dass die Maßnahme gestoppt wird, wenn dieser Zuschuss nicht kommt, und dass jede Kostensteigerung sofort gemeldet wird. Nach jetzigem Stand übernimmt die Stadt 154 400 Euro, der Eigenanteil der katholischen Kirchenstiftung Herz Jesu beläuft sich auf 157 200 Euro. Dem stimmte der Ausschuss einstimmig zu.
Kerstin Heinisch, die Leiterin der Hauptverwaltung, gab einen Überblick über die Ausbildungssituation bei der Stadt: "Wir bilden über Bedarf aus", verwies sie auf eine soziale Verantwortung der Stadt: 22 Frauen und 24 Männer hätten in den zurückliegenden Jahren ihre Ausbildung bei der Stadt durchlaufen, 15 von ihnen wurden übernommen, elf bereits unbefristet. Bislang habe noch nie jemand eine Lehre bei der Stadt abgebrochen. "Das liegt auch daran, dass wir sehr gute Ausbilder haben", betonte Heinisch. Der Ausschuss billigte den Vorschlag, dass zum 1. September 2016 Azubis für folgende Berufe gesucht werden: Verwaltungsfach angestellte, Fachinformatiker Systemintegration, Kfz-Mechatroniker und Fachangestellter für Bäderbetriebe.

Überblick Die bislang einzige JaS-Stelle im Landkreis teilen sich seit dem Schuljahr 2013/14 die Berufsschule und das Sozialpädagogische Förderzentrum Saaletal-Schule. Ab Herbst kommen fünf weitere Schulen dazu: Eine ganze JaS-Stelle ist für die Mittelschule Bad Brückenau bewilligt, jeweils halbe Stellen sind ab Herbst geplant für die Mittelschulen Münnerstadt, Hammelburg und Nüdlingen sowie die Grundschule Hammelburg.

Schuldaten Rektor Harald Bötsch stellte dem Finanzausschuss Daten aus der Kliegl-Schule vor: Unterrichtet werden aktuell 366 Schüler in 18 Klassen. 143 Schüler (39 Prozent) haben einen Migrationshintergrund, 106 Kinder (29 Prozent) müssen eine Trennung oder Scheidung der Eltern verkraften, 83 Kinder (23 Prozent) werden von nur einem Elternteil erzogen, mindestens 46 Kinder (13 Prozent) stammen aus Hartz-IV-Haushalten, bei mindestens 74 Kindern (20 Prozent) haben die Eltern nur unzureichende Deutschkenntnisse und 68 Kinder (19 Prozent) werden aus Sicht der Schule von ihren Eltern nur unzureichend gefördert und unterstützt.