Daumen hoch oder runter? Drei Kandidaten kämpfen ums Landrats-Amt
Autor: Steffen Standke
LKR Bad Kissingen, Freitag, 21. Februar 2020
"Wie tickt mein Landrat für die nächsten sechs Jahre?" Das fragten sich sicher viele der 400 Zuschauer beim Wahlpodium von Saale-Zeitung und Main-Post in Oberthulba. Nach zweieinhalb Stunden stand fest: Alle drei Kandidaten hatten sich gut geschlagen. Die Wahl wird schwer..
Was für eine fiese Aufgabe: Da sollten die drei Landrats-Kandidaten (und ein Mitspieler) sich auf der Bühne auf ihre Schafkopfrunde konzentrieren, möglichst viele Stiche machen - und gleichzeitig knifflige Fragen zur Landkreis-Politik nur mit "Daumen hoch" oder "Daumen runter" beantworten. Das alles unter den gebannten Blicken von mehr als 400 Zuschauern. Amtsinhaber Thomas Bold (CSU) und seine Herausforderer Manuela Rottmann (Grüne) und Thomas Menz (SPD) meisterten die Herausforderung gut. Es war nicht die einzige beim Wahlpodium von Saale-Zeitung und Main-Post am Donnerstagabend in der Mehrzweckhalle des TSV Oberthulba.
Die Moderatoren Susanne Will, Siegfried Farkas und Benedikt Borst hatten viele Fragen zu Landkreis-Themen vorbereitet: zum öffentlichen Nahverkehr, zur E-Mobilität, der digitalen Infrastruktur. Zum Fachkräftemangel, der Kinderbetreuung und Gesundheitsvorsorge, zum Klimawendel und einigem mehr.
Doch da wie bei jedem Menschen das Leben auch bei Landrats-Kandidaten mit Lernen beginnt, wurden sie nach einer kurzen Begrüßung erstmal in die Schule geschickt. Die "Prüfer" Borst und Farkas fragten Daten und Fakten zum Landkreis Bad Kissingen ab; "Protokollantin" Will notierte die Punktezahl.
Die zwölf Fragen waren nicht ohne. Wer weiß schon, ob die Flüsse Premich, Lauer, Thulba und Schondra im Landkreis oder außerhalb entspringen? Oder welches Gemäuer älter ist: Trimburg oder Schloss Saaleck (mit der Trimburg lagen alle drei falsch)? Ganz sicher waren sich die Kandidaten, dass der FC Fuchsstadt der ranghöchste Fußballverein im Landkreis ist. Und dass Münnerstadt 1641 vor den Schweden errettet wurde. Noch nicht so lange her ist die Schließung des Mürschter Hallenbades 2010. Alle drei wussten das. Nach Auswertung der Antworten stand fest: Amtsinhaber Bold verfügt über das (vermeintlich) breiteste Landkreis-Wissen. Rottmann und Menz folgen gleichauf.
Nach dieser amüsanten Runde ging es an die "harten" Themen, speziell den Komplex ÖPNV. Manuela Rottmann will den nicht nur über einen niedrigeren Preis, sondern auch über besser abgestimmte Fahrzeiten voranbringen und mit Angeboten der Bahn koppeln. Thomas Menz plädiert dafür den ÖPNV attraktiv zu halten, sonst gehe er ein. Thomas Bold findet ihn schon jetzt nicht so schlecht, wie er oft gemacht werde. Das Angebot müsse mit dem Bedarf zusammenpassen.
Bei m Thema E-Mobilität und wann die alle im Landkreis zur Verfügung haben, "blitzte" es erstmals zwischen Bold und seiner grünen Herausforderin. Und zwar bei der Frage, wo die Energie herkommen soll. Rottmann plädierte dafür, den Bedarf vor Ort zu decken. "Ich will die Verantwortung für das, was wir hier verbrauchen, selbst übernehmen." Bold und Menz sahen - wie sie - Elektro nicht als einzige Lösung an. Wasserstoff müsse als weitere hinzugenommen werden. Der Landrat verblüffte mit der Aussage, dass über Solarstrom erzeugter Wasserstoff für mit dieser Technologie fahrende Autos aus Afrika kommen könnte. Rottmann lehnt das entschieden ab.
Beim Ausbau der digitalen Infrastruktur in den 26 Landkreis-Kommunen sehen Bold und Menz das Problem darin, dass derzeit bei den Tiefbauunternehmen die Kapazitäten für den Netzausbau fehlen würden. Für Rottmann wurden "in der Zeit vor 2020 Fehler gemacht". Förderprogramme seien zu kleinteilig gewesen. Die jetzige Bündelung der Bemühungen im Landratsamt findet sie gut.