Das Nitratproblem offensiv angehen
Autor: Regina Vossenkaul
Merkershausen, Montag, 14. August 2017
Die Messpunkte am Weißbach liefern Nachweise für den Erfolg von Gewässerschutz-Maßnahmen.
Trockenperioden, Starkregen und zu viel Nitrat im Grundwasser, aus dem das Trinkwasser gewonnen wird, beschäftigen die zuständigen Ministerien. Was die Landwirtschaft zur Verbesserung der Lage beitragen kann, darum ging es bei einer Informationsveranstaltung im voll besetzten Sportheim Merkershausen. Dazu hatte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bad Neustadt alle Landwirte, die vom Grundwasserkörper G 070 TH (von Höchheim bis Aidhausen) betroffen sind, eingeladen.
Keine Verbesserungen registriert
Vor dem Hintergrund der Wassersparverordnungen in den Wasserzweckverbänden Mitte, Nord und Süd ist das Thema besonders brisant. Peter Will vom AELF stellte klar, dass es um die Umsetzung der seit 2000 geltenden EU-Wasserrahmenrichtlinie geht, die Ziele für Grund- und Oberflächenwasser festgelegt hat. Allerdings konnten im Durchschnitt bisher keine Verbesserungen hinsichtlich Menge, Chemie und Stoffbelastungen registriert werden.
Tendenz: Wasser wird knapper
In Bayern existieren 256 Grundwasserkörper, davon 45 in Unterfranken. Ihren Zustand nahm zunächst Christian Guschker, bei der Regierung in Unterfranken zuständig für die Wasserwirtschaft, unter die Lupe. Zahlreiche Messstellen geben Auskunft über den Zustand von Brunnen, Quellen und Grundwasser. "Tendenziell wird das Wasser knapper", fasste Guschker zusammen. Denn weniger Niederschläge bedeuten eine geringere Grundwasserneubildung. Dazu kommt das Nitrat-Problem, das in Unterfranken trotz der geringen Viehdichte Probleme bereitet.Fehlender Regen gerade dann, wenn die Pflanzen ihre Hauptwachstumsperiode haben, sorgt dafür, dass die Düngegaben im Boden bleiben und nicht von den Pflanzen aufgenommen werden können. Plötzlich einsetzender Starkregen, der Oberflächen verschlammt oder für Abschwemmungen sorgt, verschärft das Problem.
Das Wasserwirtschaftsamt (WWA) hat in Unterfranken auf 50 Prozent der Fläche Nitrat-Grenzwertüberschreitungen festgestellt (in Franken 34 Prozent, in Bayern 23 Prozent).
Eva-Barbara Meidl, bei der Regierung von Unterfranken zuständig für die Oberflächengewässer, stellte 81 Flusswasserkörper in Unterfranken vor, davon sind nur vier Prozent in gutem Zustand.
Anbaumethoden und Fruchtfolge
Die Wasserqualität wird anhand von Messungen und der vorhandenen Flora und Fauna bewertet. Einträge durch Grundwasser, Kläranlagen, Drainagen und Oberflächenabfluss bestimmen die Qualität, auch hier können Landwirte durch Puffer- und Uferrandstreifen sowie geeignete Anbaumethoden und Fruchtfolge dazu beitragen, die Einträge zu vermeiden. Auch die Kommunen seien gefordert, ihre Kläranlagen zum Beispiel durch Phosphatfällung zu verbessern.Meidl stellte die Messstellen am Weißbach bei Ipthausen vor. Praxisbeispiele und Auswirkungen zeigte Rainer Schubert auf, Wasserberater des AELF Schweinfurt, der die gute Verringerung der Nitratbelastung auf einem Maisacker durch Untersaat von Rohrschwingel vorstellte. Mulchsaat oder Zwischenfruchtanbau, der Verzicht auf den Pflug, wo es möglich ist, Bearbeitung quer zum Hang, Erosionsschutzstreifen, Begrünung von Geländemulden und die durch Kulap geförderten Gewässerrandstreifen sind Stellschrauben, an denen man drehen kann. Michaela Stäblein vom Projekt "boden:ständig" zeigte Beispiele. Am Badesee Sulzfeld konnte eine Maßnahme mit Unterstützung aller Landwirte durchgeführt werden; momentan laufen Kartierungsarbeiten am Haubach. Die betroffenen Landwirte im "boden:ständig-Gebiet" werden zu einem runden Tisch eingeladen.
Jeder kann eine genaue Gegenüberstellung der Kosten und Nutzen durch Anlegen von Uferstreifen erhalten. Durch die Kulap-Förderung - wenn die Förderungen bleiben wie bisher - gibt es keine finanziellen Einbußen. Beratungen bietet auch das AELF Bad Neustadt an.