Das Idol einmal live erleben
Autor: Heike Beudert
Bad Kissingen, Freitag, 25. August 2017
Ob der Wahlkampfauftritt von Angela Merkel letztlich das Wahlverhalten der vielen Zuschauer beeinflusst, mag dahingestellt sein.
Eine Stunde ist ja auch zu kurz, um die aktuellen politischen Themen so tiefgreifend zu erläutern, um wirklich meinungsbildend zu sein. Darum geht es bei einem solchen Anlass vielleicht auch gar nicht. Kaum einer der Merkel-Besucher wird es anders erwarten. Der Auftritt der Bundeskanzlerin in Bad Kissingen und in allen anderen Orten, in denen sie sich in diesem Wahlkampf zeigt, erfüllt einen ganz anderen Zweck. Politiker wie Angela Merkel sind heute längst Stars. Und wie Musikfans ihre Idole nicht nur über eine MP3-Datei, auf CD oder im Fernsehen und Radio erleben wollen, so möchten eingefleischte Merkel-Fans ihre Politikerin einmal live erleben. Selbst wer kein ausgewiesener Angela Merkel-Freund ist, kann seit Freitagabend zumindest sagen, dass er jetzt einen Eindruck von der Kanzlerin hat
Ob dies den Aufwand gerechtfertigt hat? Diese Frage wird sich dennoch mancher gestellt haben. Die Vorbereitungen für eine solche Stippvisite sind immens. Die Art wie heute Wahlkampf geführt wird, ist aber auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Selbst eine demokratische Wahl muss ein Event sein. Wir haben zwar noch keine amerikanischen Verhältnisse, aber auch bei uns ist die Performance heute wichtig. Wahlveranstaltungen im Hinterzimmer eines Landgasthofes sind einfach nicht so spannend wie ein solches Erlebnis, das die Besucher mit so vielen anderen teilen können.
Und sicherlich sind sie in einer Zeit durchaus wichtig, in der so viele Menschen darüber klagen, dass die Politik ganz weit weg von ihnen ist, quasi auf einem anderen Planeten. Natürlich sind solche Veranstaltungen nur eine Momentaufnahme, aber sie zeigen, dass auch Politiker, selbst eine Kanzlerin, nur Menschen sind und sie sich sogar auch einmal versprechen.
Ja, und jetzt ist es gut, dass alles vorbei ist. Es kehrt Ruhe in die Stadt ein. Alle sind sicher froh, dass der Besuch der hohen Politik so ruhig und friedlich verlaufen ist. Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr unbedingt selbstverständlich.
Und dieses Mal war auch das Wetter auf der Seite der Kissinger. Anders als vor acht Jahren kam der große Regen am Freitag erst nach dem Merkelbesuch.