Büttnerei-Eröffnung: In Vorfreude mischt sich Trauer

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Waltrud und Alfred Diez beim Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
Waltrud und Alfred Diez beim Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
Büttnerei am alten Standort. Foto: Norbert Schmitt
Büttnerei am alten Standort. Foto: Norbert Schmitt
 
Historische Aufnahme mit dem späteren Büttner-Meister Albert Hofmann (2. von links). vor der Büttnerei.
Historische Aufnahme mit dem späteren Büttner-Meister Albert Hofmann (2. von links). vor der Büttnerei.
 
Waltrud und Alfred Diez beim Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
Waltrud und Alfred Diez beim Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
 
Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
 
Waltrud und Alfred Diez beim Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
Waltrud und Alfred Diez beim Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
 
Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
 
Waltrud Diez vor dem Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
Waltrud Diez vor dem Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
 
Waltrud Diez vor dem Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
Waltrud Diez vor dem Abbau der Büttnerei im November 2012. Foto: Norbert Schmitt/Archiv
 
Inklusion fängt ganz unten an: Ein Leitsystem für Taststöcke von Sehbehinderten und Blinden durchzieht die Alte Büttnerei im Fladunger Freilandmuseum. Leiterin Ariane Weidlich (rechts) und Kulturvermittlerin Simone Doll-Gerstendörfer haben mit ihren Mitarbeitern ein Jahr an dem Konzept getüftelt. Foto: Gerhard Fischer
Inklusion fängt ganz unten an: Ein Leitsystem für Taststöcke von Sehbehinderten und Blinden durchzieht die Alte Büttnerei im Fladunger Freilandmuseum. Leiterin Ariane Weidlich (rechts) und Kulturvermittlerin Simone Doll-Gerstendörfer haben mit ihren Mitarbeitern ein Jahr an dem Konzept getüftelt. Foto: Gerhard Fischer
 
Historisches Zeugnis des Büttner-Handwerks in Sulzthal.
Historisches Zeugnis des Büttner-Handwerks in Sulzthal.
 

Waltrud Diez schenkte dem Freilandmuseum Fladungen die Alte Büttnerei aus Sulzthal. Im Februar 2016 starb sie.

Ein Sulzthaler Dorffest feiern Vereine und Bürger am Samstag in der Hochrhön: Zwei Busse mit der Sulzthaler Blaskapelle, dem örtlichen Chor, Fahnenabordnungen aller Vereine, Bürgermeister und Interessierte machen sich auf den Weg. Daneben fahren viele privat, darunter auch die Familie der im vergangenen Jahr verstorbenen Stifterin Waltrud Diez. "Das wird ein schwerer Gang", sagt Witwer Alfred Diez. Einerseits freut sich der 81-Jährige, dass es endlich soweit ist und das Familienerbe seiner Frau öffentlich zugänglich ist, andererseits packt ihn die Trauer, dass seine Frau das nicht mehr persönlich erlebt.


Abbau im November 2012

Am 12. Februar 2016 starb Waltrud Diez plötzlich und unerwartet im Alter von 77 Jahren. Die Büttnerei war zu diesem Zeitpunkt längst abgebaut: Im November 2012 rückten Bauarbeiter an, teilten die Fassade in mehrere Teile auf und hoben sie auf einen Tieflader. Zum Schluss kamen die fünf Tonnen schweren Sandstein-Schwellen, die das Fundament des Gebäudes bildeten. In Fladungen wurde alles wenige Monate später wieder originalgetreu aufgebaut.
"Ich war zuerst eigentlich dagegen", erinnert sich Alfred Diez an die Entscheidung seiner Frau, die Büttnerei samt Inventar zu verschenken. Der 81-Jährige spricht nur über "die Werkstatt", wenn er die Büttnerei meint: Bis 1978 arbeitete sein Schwiegervater Albert Hofmann dort. Gelegentlich habe er mal mit angepackt, aber ohne Details zu kennen: "Damals hat mich das gar nicht interessiert", erinnert sich Alfred Diez.


Fürs Dorffest aufbereitet

Erst viele Jahre später, als Rentner, faszinierte ihn das alte Handwerk. Anlass war die 1050-Jahr-Feier des Marktes Sulzthal im Juli 2003: "Ich habe die Werkstatt aufgeräumt, alte Unterlagen gefunden und mich schlau gemacht", erzählt der 81-Jährige. Vor allem die Aufzeichnungen des letzten Lehrlings von Büttner-Meister Hofmann aus den 1950er Jahren waren hilfreich: Anhand der Beschreibungen und mit den alten Werkzeugen baute Alfred Diez Fass-Kübel nach. "Das hat alles auf Anhieb gepasst", wundert sich Diez noch heute.
Öffentliches Interesse am Büttner-Handwerk bestand schon länger: Vor 30 Jahren habe bereits das Hammelburger Heimatmuseum nachgefragt, damals lehnte Waltrud Diez ab. Nach der 1050-Jahr-Feier kam dann die Idee auf, die Büttnerei samt Einrichtung einem Museum anzubieten.


Alten Film digitalisiert

Der damalige Sulzthaler Bürgermeister Konrad Weingart vermittelte den Kontakt nach Fladungen. "Erst haben sie gezögert, aber dann war die damalige Leiterin Sabine Fechter Feuer und Flamme", berichtet Diez. Neben dem Gebäude holten die Museumsmitarbeiter alle Werkzeuge, die Lehren, Fass-Dauben und Originalrechnungen für die Maschinen aus dem Jahr 1927 ab. Sogar ein Super-8-Film von Alfred Diez, den er von seinem Schwiegervater drehte, wurde digitalisiert.
Mittlerweile ist alles in Fladungen gesichtet und in ein Ausstellungskonzept gegossen (siehe Titelseite). Die Eröffnung ist ein Festtag für die ganze Gemeinde: "Wir zeigen Präsenz", betont Bürgermeister August Weingart. Für Juni sei bereits ein Termin vorgesehen gewesen, dafür seien bereits der Gottesdienst verlegt und fünf Busse bestellt gewesen. Jetzt sind aber auch noch zwei Busse zusammen gekommen, trotz eines Termins am Samstag und Rakoczy-Fest.


Warten auf die Tastpläne

"Wir konnten den ersten Termin leider wegen produktionstechnischer Probleme nicht halten", bedauert die neue Museumsleiterin Ariane Weidlich die erneute Verschiebung. Die drei Tastpläne von Fassade, Umfeld und Grundriss seien in einem neuen 3-D-Druckverfahren hergestellt worden. Zudem habe eine Prüfgruppe aus Menschen mit Behinderung die Entwürfe immer wieder bewertet. Erst in dieser Woche seien die Tastpläne nun geliefert worden. "Wir sind dabei, den letzten Feinschliff zu machen", berichtet sie über die letzten Vorbereitungen. Zur Eröffnung erwartet sie auch Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenbundes aus Würzburg.

Bau Im Jahr 1865 wurde das Gebäude als Fasslager der Brauerei Benkert errichtet. Der Baugrund befand sich damals außerhalb des Ortes am Weg zum Felsenkeller am Langenberg, in dem das Sulzthaler Bier gelagert wurde.

Umnutzung Im Jahr 1921 wurde das Gebäude zu einer von zwei Büttnereien im Ort umgebaut. Bis 1978 arbeitete dort der letzte Büttner, also Fassmacher, Albert Hofmann. Das Inventar mit Werkzeugen und Maschinen aus den 1920er bis 1950er Jahren hat sich originalgetreu erhalten und wurde bei der 1050-Jahr-Feier im Juli 2003 öffentlich gezeigt.

Umzug Im November 2012 wurde das Gebäude in Sulzthal Stück für Stück abgetragen und im Frühjahr 2013 in Fladungen wieder aufgebaut.

Konzept In der Büttnerei wird an 13 Stationen die alte Kunst der Fassherstellung erklärt. Auch ein Film mit Aufnahmen des letzten Sulzthaler Büttners, fertige Fässer, Butterschleudern und eine Kinderbadewanne sind zu bestaunen.