Badeteich im Hochwassergebiet von Elfershausen?
Autor: Redaktion
Elfershausen, Montag, 17. Januar 2022
Der Markt Elfershausen plant am Ortsrand einen Badesee und erhält dafür viel Geld vom Bund. Heftige Kritik an dem Projekt kommt von Staatssekretärin Manuela Rottmann.
Der Markt Elfershausen im Landkreis Bad Kissingen hat sich für einen Badeteich für viel Geld vom Bundesinnenministerium beworben - und war erfolgreich. 90 Prozent der Kosten für die Anlage will der Bund aus dem Programm "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" übernehmen - insgesamt 378 254 Euro.
Heftige Kritik an dem Vorhaben kommt von der Grünen-Bundestagsabgeordneten Manuela Rottmann aus Hammelburg. Und der "Spiegel" führte das Projekt Badesee im November in einem Bericht über die Ampel-Koalition und Fördergelder für Kommunen als "Beispiel für mit Bundesmitteln finanzierten Unsinn" auf. Doch was genau ist in Elfershausen geplant?
Flugblatt-Aktion in Elfershausen
Bis Mitte März 2021 hatten sich Städte und Gemeinden für das Förderprogramm des Bundes bewerben können. Elfershausens Bürgermeister Johannes Krumm (FW/SPD) folgte dem Aufruf - mit dieser Idee: eine "Wasserbegegnungsstelle mit Retentionsraum", also ein mit Saalewasser gefüllter Badeteich samt Aufnahmefläche für Hochwasser. Mit dem Programm sollen laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Projekte "mit hoher Wirksamkeit für Klimaschutz und Klimaanpassung, mit hoher fachlicher Qualität, mit überdurchschnittlichem Investitionsvolumen oder mit hohem Innovationspotenzial gefördert werden". Wie aber passt das mit einem Badesee zusammen?
Auf Facebook begründet Krumm seine Intention in einem Kommentar so: "Es handelt sich bei dem Projekt aber um eine naturbelassene Parkanlage mit Blumenwiesen, Retentionsraum und chlorfreiem Wasserbecken. Um die gesetzten Klimaziele zu erreichen und auch wegen Covid-19 werden wir künftig vermehrt im Inland Urlaub machen. Es ist deshalb eine große Chance für die Marktgemeinde Elfershausen, die Naherholung, den Umweltschutz und den sanften Tourismus zu fördern."
Grünen-Politikerin Manuela Rottmann kritisiert, dass der Markt gleich die Fördermittel beantragte - und erst danach die Idee öffentlich vorstellte. In Elfershausen sorgte die Bewerbung jedenfalls für einige Aufregung, Einwohnerinnen und Einwohner sahen das Projekt kritisch. Im September tauchten im Ort Flugblätter auf, in denen 88 Unterzeichner die Wasserbegegnungsstelle und einen ebenfalls geplanten Wohnmobilstellplatz kritisierten. In der folgenden Gemeinderatssitzung wollte der Bürgermeister eine Bürgerbefragung zum Projekt beschließen lassen - doch der Gemeinderat lehnte ab.
Einen Monat später stellte ein Landschaftsarchitektenbüro im Gemeinderat ein Konzept für den Badesee vor. Die Gemeinderäte beschlossen daraufhin, einen Arbeitskreis zur "Förderung des Tourismus und Steigerung der Lebensqualität" zu bilden, dem auch interessierte Bürgerinnen und Bürger angehören sollen. Bürgermeister Krumm plädierte weiter für eine Bürgerbefragung.
Im Dezember beschloss der Gemeinderat schließlich, die Planung für eine Badestelle an einem alternativen Standort weiter außerhalb aufzunehmen. Doch ob die Förderzusage aus Berlin auch für den neuen Standort außerhalb des Ortes gilt, ist bislang offen.