Bad Neustädter Mordprozess: Rechtsmediziner gibt Einblicke
Autor: Redaktion
Bad Neustadt an der Saale, Sonntag, 09. Oktober 2022
Der gewaltsame Tod von Josef D. hat Bad Neustadt erschüttert. Am zweiten Prozesstag vor dem Schweinfurter Landgericht gibt ein Rechtsmediziner Einblicke in die Untersuchung des 26-Jährigen.
Etwa drei Minuten. So lange hat Josef D. wohl noch gelebt, nachdem ihn die sechs Messerstiche getroffen hatten. Etwa drei Minuten hat es gedauert, bis er verblutet war. Die mutmaßlichen Täter, so steht es in der Anklageschrift, standen derweil daneben, beobachteten seine Pupillen mit einer Fahrradlampe und fühlten seinen Puls. Man wollte sich offenbar sicher sein, dass der 26-Jährige wirklich tot ist.
Es sind schwer erträgliche Minuten am zweiten Prozesstag vor der 1. Großen Jugendkammer des Landgerichts Schweinfurt, als ein Rechtsmediziner der Universität Würzburg Bilder der Obduktion von Josef D. zeigt. Der 26-Jährige wurde in der Nacht auf den 22. November 2021 gewaltsam getötet, seine Leiche in den frühen Morgenstunden von Spaziergängern an einem Radweg in Bad Neustadt gefunden.
Sechsmal stach der Täter zu
Schnaufen und Schluchzen ist zu hören und ein erschrockenes "Ach du Scheiße", als das Gesicht des Getöteten mit einer schweren Verletzung an der Lippe auf der großen Leinwand erscheint. Für die Freunde und Angehörigen des 26-Jährigen ein beinahe unerträglicher Anblick.
Sechsmal hat der Täter zugestochen, in Rücken, Brust und Gesäß. Auch die Einstiche sind auf der Leinwand zu sehen. Der Rechtsmediziner sagt vor Gericht: "Alle Stiche sind gesetzt worden, als er noch einen funktionierenden Kreislauf hatte." Die Verletzung im Gesicht könne entweder von einem Schlag mit einer Flasche, einem Fußtritt oder beidem stammen.
Es ging um Drogen und 100 Euro
Seit dem 27. September sitzen drei Männer in Schweinfurt vor Gericht, weil sie am Tod von Josef D. im November 2021 beteiligt gewesen sein sollen. Zweien wirft die Staatsanwaltschaft Mord in Mittäterschaft vor, dem dritten Beihilfe zum Mord. Der Hauptangeklagte, ein 19-Jähriger, räumte bereits am ersten Prozesstag die "vorsätzliche Tötung" ein.
Ob es sich um Mord handelt, bleibt Gegenstand der Hauptverhandlung. In der Auseinandersetzung der jungen Männer - allen voran des Hauptangeklagten und Josef D. - ging es laut der Anklage um Drogen und Geld. 100 Euro soll der 19-Jährige dem später Getöteten geschuldet haben.
Dass Josef D. ihn an seine Schulden erinnerte, soll den Angeklagten so sehr verärgert haben, dass er beschloss, D. zu töten. Der 21-jährige Mitangeklagte, dem er dieses Vorhaben offenbart habe, soll zugestimmt haben.