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Bad Kissinger Standortvorteil in Labortechnik


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Donnerstag, 11. Juni 2015

Im Landkreis Bad Kissingen gibt es eine hohe Dichte an Unternehmen in der Labor- und Medizintechnik. An der Branche hängen mindestens 800 Arbeitsplätze: Tendenz steigend.
Radiocaesiummessung durch Fachtierarzt Gerhard Losenbeck beim Institut Laboklin in Bad Kissingen. Im Landkreis gibt es eine hohe Dichte an Unternehmen in der Labor- und Medizintechnik.  Foto: Rauch


L und S Geschäftsführer Frank Böttcher spricht von einem echten Standortvorteil, wenn er über den Markt Bad Bocklet und den Landkreis Bad Kissingen redet. Böttcher trägt die Verantwortung für aktuell 412 Mitarbeiter, die in dem Labor für chemische und mikrobiologische Analytik arbeiten.Sie prüfen verschiedene Substanzen wie Arznei- und Lebensmittel darauf, ob sie gesundheitsschädliche Bakterien und andere Keime enthalten. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell, denn das Unternehmen erweitert seine Kapazitäten am Firmensitz in Großenbrach und baut für 19 Millionen Euro ein neues Laborgebäude. Das schafft langfristig Platz für 200 zusätzliche Arbeitsplätze.

"Ein Labor in der Größenordnung gibt es in Deutschland ganz selten", sagt Böttcher. Das mache einen Neubau schwieriger. Internationale Qualitätsstandards erfordern es, dass der Neubau direkt an das bestehende Hauptgebäude anschließt. Dafür müsste aber eine öffentliche Straße bebaut werde. Das wiederum haben die Verantwortlichen beim Markt Bad Bocklet und dem Landratsamt schließlich gestattet. Böttcher: "Die konstruktive Zusammenarbeit ist wirklich ein großer Vorteil." Große, wirtschaftlich starke Städte würden solche Projekte wohl eher blockieren, vermutet er.

Mindestens 800 Beschäftigte

Weitere Standortvorteile sieht Böttcher in geringen Lebenshaltungskosten für die Mitarbeiter und der geographischen Lage am Dreiländereck Bayern, Hessen und Thüringen. Die Region sei für qualifizierte Fachkräfte aus Thüringen attraktiv.

L und S ist im Landkreis zwar der größte Arbeitgeber im Bereich Labor- und Medizintechnik, aber bei weitem nicht der einzige. "Da haben wir einige Kompetenzen vorzuweisen", sagt Kreis-Wirtschaftsförderer Jürgen Metz. "Wir gehen aktuell im Landkreis Bad Kissingen von mindestens 800 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in dem Bereich aus." Mehr als zehn Prozent aller Angestellten im Gesundheitsbereich arbeiten also in einem der Labor- und Medizintechnikbetrieben.

"Die enorme Dichte hier ist schon auffällig", meint der stellvertretende Landrat Emil Müller (CSU). Für den Landkreis handelt es sich seiner Meinung nach um ein wichtiges Geschäftsfeld: Zum einen weil an den Laboren viele gut qualifizierte Arbeitsplätze und viel Know-How hängen und zum anderen, weil "zum Thema Gesundheit auch das Thema Verbraucherschutz dazugehört."

Müller verweist darauf, dass im Zuge der Behördenverlagerung in den nächsten Jahren eine Abteilung des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit 100 Mitarbeitern in der Großen Kreisstadt geplant ist. Die Behörde beschäftigt sich ebenfalls mit Lebensmittelsicherheit. Ihr soll auch ein Labor angegliedert werden. Vielleicht hat das vorhandene Fachwissen in der Region die Entscheidung des Freistaates positiv beeinflusst, vermutet Müller.

Warum aber hat sich die Branche so stark im Landkreis angesiedelt? Die L und S AG und Laboklin sind in den 1980er Jahren aus dem damaligen Labor Dr. Flaßhoff in Bad Kissingen hervorgegangen und bekennen sich seitdem zu der Region. Laboklin hat weltweit 250 Mitarbeiter, mehr als 200 davon in Bad Kissingen. "Das Know-How und die Expertise findet sich hier, weil dies unser erster Standort war", sagt Laboklin-Geschäftsführerin Elisabeth Müller.

Andere Unternehmen sind historisch gewachsen. In der Gesundheitsregion war dafür einfach der Bedarf da, meint Wirtschaftsförderer Jürgen Metz. "Weil das medizinische Umfeld da ist, konnten anfangs leichter Aufträge generiert werden."


Labor- und Medizintechnik im Kreis Bad Kissingen

Beschäftigte Laut einer Statistik von 2008 waren 741 Beschäftigte im Bereich Labor- und Medizintechnik im Landkreis Bad Kissingen gemeldet. In der Gesundheitsbranche hatten rund 6 900 Menschen eine Arbeit. Derzeit sind im Gesundheitsbereich 7  600 Menschen angestellt, das entspricht einer Steigerung von rund zehn Prozent. Für die Labor- und Medizintechnik liegen dem Landratsamt keine aktuellen Zahlen vor.

Labore Im Landkreis Bad Kissingen gibt es in dem Bereich unter anderem folgende Betriebe: L und S (Großenbrach), Laboklin, Institut Dr. Nuss, Geratherm (Bad Kissingen), Institut Romeis und Nspire Health (Oberthulba).