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Bad Kissingen: Trauer um früheren SPD Stadt- und Kreisrat Gustav Brand


Autor: Redaktion

Bad Kissingen, Sonntag, 03. Juli 2022

Der 89-Jährige starb am 1. Juli. Jahrzehnte prägte der SPD-ler die Arbeit in Stadtrat und Kreistag mit.
Gustav Brand


Jeder in Arnshausen kannte ihn. Aber auch über die Grenzen seines Heimatorts hinaus war er bekannt und beliebt, weil er sich für alles interessierte, sich überall engagierte und, wenn´s drauf ankam, mit anpackte. Wer mit ihm zu tun hatte, konnte sich seiner schelmischen Art nicht entziehen: Egal ob Freund oder politischer Gegner, da wurde stets auch herzlich gelacht.

Gustav Brand war vom alten Schrot und Korn: Er mischte sich unter die Leute, hörte zu - und kümmerte sich. Nicht immer ging es dann darum, in öffentlichen Gremien hochoffiziell brisante Fragen aufzuwerfen. Der kommunalpolitisch engagierte Arnshäuser war eher der Mann der leisen Töne, der sich eigene Wege bahnte, um drängende Fragen anzubringen und eine Lösung anstehender Probleme zu forcieren.

2002 bekam er bei seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat die Silberne Bürgermedaille überreicht. Zusammen mit Edi Hahn und Ewald Müller war er 36 Jahre lang im Gremium vertreten gewesen. Alle drei waren "Männer der ersten Stunde", das heißt seit der Gebietsreform im Stadtrat gewesen. 2002 wurde Brand zudem mit dem Landkreis-Ehrenzeichen in Gold aus dem Kreistag verabschiedet, dem er 24 Jahre lang angehörte.

Brand war sozusagen schon von Haus aus mit der Kommunalpolitik vertraut, denn sein Vater war nach dem Zweiten Weltkrieg der erste gewählte Bürgermeister von Arnshausen gewesen. Bereits 1966 wurde Brand, von Beruf Postbeamter, in den Gemeinderat Arnshausen gewählt. 1972 trat er der SPD bei und kam in den Stadtrat Bad Kissingen. Seit 1974 war er dort zwei Wahlperioden lang stellvertretender Fraktionssprecher.

Er arbeitete im Pfarrgemeinderat und in der Kirchenverwaltung seines Ortes mit und war 1991 einer der Gründerväter des TSV Arnshausen. 30 Jahre lang hatte er zuvor den örtlichen Turnverein geführt und wirkte schließlich maßgeblich daran mit, dass TV Jahn 1899 und SV Arnshausen 1921 ihre langjährigen Querelen beilegten und zum TSV fusionierten. 20 Jahre lang war er dann dort Vorsitzender. Bei den Schützen war Brand Ehrenvorstand, Jahrzehnte lang war er bei ver.di engagiert, mischte bei den Feldgeschworenen mit und war im Bad Kissinger Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt vertreten. Auch bei den Eigenheimern, der Bad Kissinger Forstbetriebsgesellschaft, der Waldbereinigung und dem Verein für Gartenbau und Landschaftspflege war er über Jahrzehnte engagiert. Sein Credo drückte er einmal so aus: "Wenn man vom Elternhaus so erzogen wurde, ist es eine Selbstverständlichkeit, dort zu helfen, wo man gebraucht wird."

In den politischen Gremien erwies sich Brand als streitbar, und unabhängig, etwa wenn es um Arnshäuser Belange ging, wie den neuen Radweg oder die Sicherheit der Quellen. Wenn Brand von einer Sache überzeugt war, legte er sich ins Zeug - und stimmte auch gegen die eigene Parteilinie. Dabei blieb er stets der Sache verpflichtet, trug nichts persönlich nach.

Deswegen konnte der gerade noch glühend heiße Verfechter von SPD-Interessen nach den Sitzungen in Stadtrat und Kreistag durchaus mit dem politischen Gegner beim Bier zusammensitzen, was manche nicht verstanden. Für Brand war solcher "Lobbyismus" aber logisch, weil er Politik und Privatperson trennte und im Gegenteil der Ansicht war, dass diese Zusammenkünfte einen mit dem politischen Gegner "zusammenschweißen", wie er einmal sagte.

Dass ihm das gelang, davon zeugen zahlreiche Treffen, bei denen er mit Vertreterinnen und Vertretern der anderen Stadt- und Kreistagsfraktionen zusammensaß und Spaß hatte. Stets schwärmte er zum Beispiel von den Informationsfahrten dieser Gremien und von deren gesellschaftlichen Zusammenkünften.

In diesem Zusammenhang darf man wohl inzwischen auch dieses Geheimnis lüften: Gustav Brand hatte seinerzeit Wind davon bekommen, dass CSU-Altlandrat Marko Dyga eine ganze Schachtel guter Zigarren in seinem Schreibtisch im Landratsamt vergessen hatte, als er 1990 aus dem Amt schied.

Wenn man also in den Folgejahren, nach den jährlichen Abschlusssitzungen des Kreistags, dann bei gutem Essen im Landratsamt zusammensaß und spätabends der "harte Kern" an einem Tisch ausharrte, bat Gustav Brand dann jedes Mal Landrat Herbert Neder im Vertrauen, doch eine der Dyga-Zigarren zu spendieren - "damit sie nicht schlecht werden", wie er schmunzelnd zu sagen pflegte.

von Isolde Krapf