Bad Kissingen: Kleiner Trost für Kulturfans
Autor: Redaktion
Bad Kissingen, Donnerstag, 16. Juli 2020
Der Förderverein mochte sich mit der Komplettabsage des Musik-Festivals nicht zufriedengeben. Deshalb gibt es am zweiten Oktoberwochenende eine Art Kissinger Nachsommer.
Freunde des Kissinger Sommers blicken in diesen Tagen mit Wehmut auf den Kalender. Wenn die Stadt nicht vor dem Hintergrund der Einschränkungen in der Corona-Krise das Festival komplett abgesagt hätte, würden sie gerade die letzten Konzerte der aktuellen Ausgabe besuchen. Dass aus dem Rathaus noch kein Lebenszeichen der ansonsten um diese Zeit in Bad Kissingen so prägenden Kultur zu hören war, will der Förderverein des Klassik-Festivals nicht hinnehmen. Der nach eigenem Bekunden größte private Sponsor des Kissinger Sommers hat daher selbst die Initiative ergriffen.
Herausgekommen ist eine kleine Reihe unter dem Arbeitstitel Kissinger Nachsommer. Sie vereint am zweiten Oktoberwochenende Virtuoses, verteilt auf sieben Termine.
Glücklich war der Vorstand des Fördervereins Kissinger Sommer, der nach eigenen Angaben fast 1000 Mitglieder zählt und jährlich 70 000 bis 80 000 Euro an Beiträgen und Spenden für die Finanzierung des Kissinger Sommers beisteuert, nicht damit, wie die vergangenen Monate für das kulturelle Aushängeschild der Stadt verlaufen sind. Da habe zunächst der frühere OB Kay Blankenburg "einen kulturellen Scherbenhaufen hinterlassen", sagte Anton Schick sen. nach einem Vorstandstreffen.
Was der Vorsitzende des Fördervereins damit kritisieren will, ist, dass der alte Stadtrat und der damalige Oberbürgermeister kurz vor Ablauf ihrer Amtszeit "ohne Rücksprache mit irgendjemand den Vertrag mit dem Intendanten nicht verlängert" haben.
Unsicherheit, wie es weitergeht
Seit Mai habe dann Schatzmeisterin Martha Müller erst einmal vergeblich versucht, Kontakt aufzunehmen. In den letzten Junitagen sei dann ein Gespräch zustande gekommen, berichtet Schick, aber da habe er monieren müssen, "dass kein Musiksachverstand mit am Tisch saß". Auch mit den Abläufen bei der Erstellung eines Faltblatts zum Programm der Sonderveranstaltungen war der Förderverein nicht zufrieden. Das Argument, angesichts der Corona-Krise müsse man auf Sicht fahren, könne nicht bedeuten, auf Initiative ganz zu verzichten.
Für den Anspruch, mitreden zu wollen, hat der Förderverein Gründe. Die Gagen der Künstler trägt er fast ausnahmslos. Ein Abend wird gefördert durch die Carl-Orff-Stiftung, ein Konzert durch das Schmuckatelier Meinck und die vom Kissinger Sommer her renommierte Kissinger Liederwerkstatt von der Anton-und-Katharina-Schick-Stiftung. Von der Stadt erhofft der Förderverein sich Unterstützung beim Ticketing. Die Staatsbad GmbH solle die Spielorte zur Verfügung stellen.
In den besonderen Umständen eines Jahres im Zeichen der Corona-Pandemie ein Lebenszeichen für den Kulturstandort Bad Kissingen zu setzen, ist ein Anliegen von Anton Schick sen. und seinen Mitstreitern. Mindestens genauso wichtig ist Schick aber, "den Leuten die Unsicherheit zu nehmen", wie es überhaupt weitergeht mit dem Kissinger Sommer.