Bad Kissingen: Gute Noten für die Kurbäder

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Ralf Ruppert
Kurt Otilie (79) aus Bad Kissingen genießt jede Woche sein Bad im 42 Grad warmen Moor im Bad Kissinger Kurhausbad. Foto: Ralf Ruppert
Kurt Otilie (79) aus Bad Kissingen genießt jede Woche sein Bad im 42 Grad warmen Moor im Bad Kissinger Kurhausbad. Foto: Ralf Ruppert
Das Bild zeigt die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml während des Deutschen Heilbädertages im Gespräch mit Kurt Holetschek, dem Präsidenten des Bayerischen Bäderverbandes. Fotos: Ralf Ruppert
Das Bild zeigt die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml während des Deutschen Heilbädertages im Gespräch mit Kurt Holetschek, dem Präsidenten des Bayerischen Bäderverbandes. Fotos: Ralf Ruppert
 
Nicht nur Ministerin Melanie Huml, sondern der Heilbäderverband als ganzes haben durch den 109. Deutschen Heilbädertag jede Menge Medieninteresse auf sich gezogen. Fotos: Ralf Ruppert
Nicht nur Ministerin Melanie Huml, sondern der Heilbäderverband als ganzes haben durch den 109. Deutschen Heilbädertag jede Menge Medieninteresse auf sich gezogen. Fotos: Ralf Ruppert
 
Dabei waren Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks und Karin Bauer aus Bad Brückenau sowie Bürgermeister Wolfgang Back, Bad Bocklet.
Dabei waren Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks und Karin Bauer aus Bad Brückenau sowie Bürgermeister Wolfgang Back, Bad Bocklet.
 
"Wir wären froh, wenn wir die Probleme hätten, die Sie in Deutschland haben", sagt Martin Plachy, der Präsident des Europäischen Heilbäderverbandes. "Bei uns gibt es keine Prävention", berichtet er aus Tschechien, wo allenfalls für Kinder medizinische Vorsorgeleistungen bezahlt würden. Staatlich bezuschusst hätten die Patienten nur Anspruch auf stationäre Reha-Leistungen.
"Wir wären froh, wenn wir die Probleme hätten, die Sie in Deutschland haben", sagt Martin Plachy, der Präsident des Europäischen Heilbäderverbandes. "Bei uns gibt es keine Prävention", berichtet er aus Tschechien, wo allenfalls für Kinder medizinische Vorsorgeleistungen bezahlt würden. Staatlich bezuschusst hätten die Patienten nur Anspruch auf stationäre Reha-Leistungen.
 
"Bei uns wird viel zu viel operiert, man muss mehr auf Prävention setzen", betont Ernst Hinsken (70), Präsident des Deutschen Heilbäderverbandes. Das habe er am eigenen Leib nach einem Bandscheiben-Vorfall erfahren: "Ich habe mich nicht operieren lassen und fühle mich wohler denn je." Aus seiner Sicht gehört aber zu einem klassischen Kurort nicht nur Medizin, sondern auch ein Kurorchester.
"Bei uns wird viel zu viel operiert, man muss mehr auf Prävention setzen", betont Ernst Hinsken (70), Präsident des Deutschen Heilbäderverbandes. Das habe er am eigenen Leib nach einem Bandscheiben-Vorfall erfahren: "Ich habe mich nicht operieren lassen und fühle mich wohler denn je." Aus seiner Sicht gehört aber zu einem klassischen Kurort nicht nur Medizin, sondern auch ein Kurorchester.
 
"Ich wünsche mir, dass die Kassen nicht mehr nur ablehnen oder nur noch auf Widerspruch genehmigen", sagt Klaus Holetschek, Präsident des Bayerischen Heilbäderverbandes. Deshalb hofft er, dass bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin ein neues Präventionsgesetz beschlossen wird. Auch die betriebliche Vorsorge für die Mitarbeiter werde immer wichtiger, ist Holetschek sicher.
"Ich wünsche mir, dass die Kassen nicht mehr nur ablehnen oder nur noch auf Widerspruch genehmigen", sagt Klaus Holetschek, Präsident des Bayerischen Heilbäderverbandes. Deshalb hofft er, dass bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin ein neues Präventionsgesetz beschlossen wird. Auch die betriebliche Vorsorge für die Mitarbeiter werde immer wichtiger, ist Holetschek sicher.
 
"Bei uns in Bad Neustadt gibt es zwar noch die klassische Kur, aber es ist nicht unser Schwerpunkt", sagt die dortige Kurdirektorin Anja Hildmann. Bad Neustadt habe rund 1350 Betten, davon 1100 alleine in den Kliniken. Für Hildmann war der Deutsche Bädertag eine Premiere: "Mir war ganz wichtig, Kollegen kennen zu lernen, zukunftsweisende Themen zu besprechen und Erfahrungen zu sammeln."
"Bei uns in Bad Neustadt gibt es zwar noch die klassische Kur, aber es ist nicht unser Schwerpunkt", sagt die dortige Kurdirektorin Anja Hildmann. Bad Neustadt habe rund 1350 Betten, davon 1100 alleine in den Kliniken. Für Hildmann war der Deutsche Bädertag eine Premiere: "Mir war ganz wichtig, Kollegen kennen zu lernen, zukunftsweisende Themen zu besprechen und Erfahrungen zu sammeln."
 
"Der Begriff Kur ist heute sehr verwässert", sagt die Bad Brückenauer Kurdirektorin Andrea Schallenkammer. Viele Menschen würden bei dem Begriff eher an Haar-Kur, als an Prävention denken. "Aber wir wollen an den Begriff anknüpfen." Schließlich lohne sich der Blick auf die Blütezeit der Kur: "Damals hatten wir keine Fälle von Burnout, vielleicht waren diese Auszeiten ja gar nicht so verkehrt."
"Der Begriff Kur ist heute sehr verwässert", sagt die Bad Brückenauer Kurdirektorin Andrea Schallenkammer. Viele Menschen würden bei dem Begriff eher an Haar-Kur, als an Prävention denken. "Aber wir wollen an den Begriff anknüpfen." Schließlich lohne sich der Blick auf die Blütezeit der Kur: "Damals hatten wir keine Fälle von Burnout, vielleicht waren diese Auszeiten ja gar nicht so verkehrt."
 
Für den Bad Kissinger Kurdirektor Frank Oette gehören "Tradition, klassische Infrastruktur und ortstypische Heilmittel" fest zum Kurbetrieb. "Bei der Anschluss-Heilbehandlung sind die Patienten oft gar nicht in der Lage, die Klinik zu verlassen", nennt er den Unterschied zum Kur-Urlauber, der nach Bad Kissingen kommt, um Traditionen wie eben die Moorbäder oder das Kurorchester zu erleben.
Für den Bad Kissinger Kurdirektor Frank Oette gehören "Tradition, klassische Infrastruktur und ortstypische Heilmittel" fest zum Kurbetrieb. "Bei der Anschluss-Heilbehandlung sind die Patienten oft gar nicht in der Lage, die Klinik zu verlassen", nennt er den Unterschied zum Kur-Urlauber, der nach Bad Kissingen kommt, um Traditionen wie eben die Moorbäder oder das Kurorchester zu erleben.
 
"Was der Kunde mit seinem Geld macht, ist seine Sache", sagt Franz Zimmert von der Süddeutschen Krankenversicherung zum Thema Kur. In der Privat-Versicherung gebe es keine klassischen Kur-Leistungen, der Versicherte könne jedoch unter verschiedenen Tarifen mit unterschiedlich hohen Tagesleistungen wählen. Zimmert: "Wir sind die privaten Finanzierer des Kur-Aufenthalts."
"Was der Kunde mit seinem Geld macht, ist seine Sache", sagt Franz Zimmert von der Süddeutschen Krankenversicherung zum Thema Kur. In der Privat-Versicherung gebe es keine klassischen Kur-Leistungen, der Versicherte könne jedoch unter verschiedenen Tarifen mit unterschiedlich hohen Tagesleistungen wählen. Zimmert: "Wir sind die privaten Finanzierer des Kur-Aufenthalts."
 
Eines der Plakate, das der Kur ein neues Image geben soll.
Eines der Plakate, das der Kur ein neues Image geben soll.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Während für Kurt Otilie Moorbäder und Kurorchester fest zu einem Kurort dazugehören, ist die Suche nach einer Definition für Kur beim 109. Deutschen Bädertag schwierig. Immerhin legt die neue Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) ein klares Bekenntnis zur Prävention ab.

Für Kurt Otilie (79) aus Bad Kissingen ist es ganz einfach: "Moorbäder gehören zu einem Kurort." Jede Woche genießt er sein Bad im 42 Grad warmen Moor im Bad Kissinger Kurhausbad. Seit der Berliner 1999 nach Bad Kissingen gezogen ist, ist das wöchentliche Moorbad Routine, auf 758 Bäder ist er mittlerweile gekommen. Und sie wirken: "Ich hatte noch nie Probleme mit den Gelenken", sagt der begeisterte Wanderer.
Also möchte er das Angebot ebenso wenig missen wie den Kurpark oder das Kurorchester.

Für Kurt Otilie ist die Sache klar, wer allerdings beim 109. Deutschen Heilbädertag nachfragt, was den Kern der Kur ausmacht und was sie vor allem von der stationären Reha unterscheidet, bekommt ganz unterschiedliche Antworten. Schließlich wurde der Begriff Kur schon zur Jahrtausendwende aus dem Gesetz gestrichen. "Es kommt nicht darauf an, wie man den Begriff füllt, sondern es geht darum, was die Menschen damit verbinden", sagt etwa die neue Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) auf Nachfrage zum Thema Kur.

"Wir müssen den Präventionsgedanken noch stärker einbringen", kündigte Huml in Vertretung von Ministerpräsident Horst Seehofer beim Deutschen Bädertag an, sich für ein entsprechendes Gesetz einzusetzen. Bayern sei dabei gut aufgestellt: 47 so genannte hochprädikatisierte Kurorte und Heilbäder gibt es im Freistaat, hinzu kommen 300 Luftkurorte. "Die meisten haben sich zu modernen Gesundheitszentren entwickelt", stellt die Ministerin ein gutes Zeugnis aus, aber: "Einige sind auch mit ihren Gästen älter geworden", schränkt sie ein. Auch deshalb gibt es ein Förderprogramm über zehn Millionen Euro von der Staatsregierung speziell für Kurorte.

Vor allem müssten die Orte das Image der Kur aufpolieren: "Nicht nur ältere Menschen sollen kommen, sondern auch die, die jung und gesund bleiben wollen", gibt Huml als Devise aus. Und: "Der Mehrwert in unseren Heilbädern ist, dass ich nicht nur Wellness habe, sondern auch medizinisch-therapeutische Unterstützung."
Angesprochen auf das Bad Kissinger Dauerthema Steigenberger sagte Huml nur: "Das ist ein großes Anliegen von Horst Seehofer."

Ernst Hinsken, Präsident des Deutschen Heilbäderverbandes, hat ein Credo: "Wir müssen in Gesundheit investieren und nicht in Krankheit." Unterstützung bekommt er dabei von seinem Geschäftsführer Markus Schneid: "In Deutschland werden jährlich pro Versicherten drei Euro für die Prävention und 3000 Euro für Behandlungen ausgegeben", sagt Hinsken.

Auch der Bayerische Heilbäderverband liefert Zahlen dazu: Laut Geschäftsführerin Claudia Meier gab es Ende der 1980er Jahre 950.000 ambulante Badekuren. Was früher Kur hieß, stehe heute als "medizinische Vorsorge-Leistung" im Gesetz: Der versicherte wählt sich Ort und Unterkunft selbst aus und zahlt sie, er wird frei gestellt, die Krankenkasse zahlt ein Tagesgeld, die Kosten für den Badearzt und 90 Prozent der Heilmittel. Genutzt wurde das 2012 aber nur noch 65.000 Mal. "Es geht kontinuierlich bergab", sagt Meier. Heuer dürften es nur noch 50.000 Badekuren sein. Und der Geschäftsführer des Bayerischen Heilbädertages, Rudolf Weinberger, ergänzt: "Dabei kostet eine ambulante Badekur die Kassen im Schnitt nur 530 Euro."

"Die Kur ist etwas sehr wertvolles, das wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern wieder aufpolieren wollen", lautete deshalb die Ansage von Ernst Hinsken beim 109. Deutschen Bädertag in Bad Kissingen. Und: "Wir sind mehr als Wellness, Kur ist Wohlfühlen unter medizinischer Aufsicht."