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Bad Kissingen: Große Ideen für Landesgartenschau


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Donnerstag, 03. Februar 2022

Bis Ende Mai muss die Stadt ihre Bewerbung für eine Landesgartenschau abgeben. Die Überlegungen, wo die Veranstaltung stattfinden soll, konzentrieren sich auf Areale im Süden. Was alles geplant ist, im Überblick.
Eine mögliche Landesgartenschau soll vor allem hier stattfinden: Auf dem Areal beginnend beim  Sportpark (links) bis zum Alten Schlachthof (rechts).


Die Kurstadt will sich für eine Landesgartenschau im Zeitraum von 2028 bis 2032 bewerben. Erhält Bad Kissingen den Zuschlag und richtet eine Landesgartenschau tatsächlich aus, so wird diese vor allem im Süden des Stadtgebiets stattfinden: Als Ausstellungsfläche fasst das Rathaus das Areal am Dr.-Hans-Weiß-Sportpark ins Auge, zum erweiterten Umgriff gehören die Bereiche um die Lindesmühle und den Schlachthof dazu, sowie der Ballinghain, die alte Stadtgärtnerei und das Bahnhofsumfeld.

Bis Ende Mai haben die Verwaltung und das beauftragte Architekturbüro Zeit, die Bewerbungsunterlagen einzureichen. Seit Ende Oktober laufen Recherchen, Interviews, und Abstimmungen für die Bewerbung. Wie die bisherigen Überlegungen aussehen, wurde jetzt im Bauausschuss vorgestellt. Als zentrale Erkenntnis betonte der Landschaftsarchitekt Raimund Böhringer (iF ideenFinden GmbH): "Wir arbeiten auf einer wunderbaren Ausgangslage." Bad Kissingen habe mit dem Welterbetitel ein großes Pfund im Rücken. Ein enormer Vorteil für eine Bewerbung sei, dass sich der Großteil der benötigten Grundstücke in städtischer oder staatlicher Hand befindet. Dadurch entfällt ein teurer und langwieriger Grundstückserwerb.

Der Fokus liegt auf dem Gebiet zwischen Schlachthof und Sportpark. Hier sind die größten Investitionen vorgesehen. Für das Ausstellungsgelände schlägt der Planer den Sportpark vor. "Hier könnte man eine Landesgartenschau gut umsetzen", sagte Böhringer. Die Anlage solle so umgestaltet werden, dass sie danach als Bürgersportpark mit zwei Fußballflächen und als Wohnquartier mit ökologischen Wohnformen genutzt wird, etwa Häuser mit begrünten Fassaden, Dächern und Terrassen. Auch die Eishalle soll eine neue, noch nicht näher genannte Funktion bekommen.

Die Überlegungen sehen ferner vor, die Baudenkmäler Lindesmühle und Schlachthof als Attraktionen hervorzuheben. "Wir wollen die historischen Bereiche miteinander verknüpfen", erklärte Böhringer. Bisher sind die Ensembles durch Mauern, Zäune und Wege voneinander getrennt. Im Zuge der Landesgartenschau ist hier eine einheitliche Fläche angedacht, die Fußgänger zum Verweilen einlädt. Für die Lindesmühle gehen die Planer noch weiter: Der Servicebetrieb könnte in einen Neubau an anderer Stelle umziehen. Die ehemalige Gewürzmühle würde nach einer Sanierung als Wohngebäude mit Loft-Wohnungen das Quartier aufwerten. Als vorteilhaft sehen die Planer den Zeitplan an, in dem der Schlachthof zu einem neuen Veranstaltungszentrum umgebaut werden soll. Dieser passe zur Zeitschiene der Landesgartenschau. "Da kriegen wir eine tolle Perspektive", schwärmte Böhringer.

Brücke soll B286 überspannen

Das Gebiet rund um den Bahnhof ist ebenfalls Teil der Überlegungen. Hier macht Böhringer zwei Vorschläge: Zwischen dem Bahnhof und der Tennisanlage im Kurpark befinden sich einige freie Grünflächen - unter anderem auch der seit Jahren brachliegende ehemalige Spielplatz samt Minigolfanlage an der Kurpromenade. Auf diesen Grünflächen könnten elf Themengärten zu den "Great Spa Towns of Europe" entstehen, also zu den Kurstädten, die mit Bad Kissingen zum Welterbe ernannt wurden. Hier würde Bad Kissingen langfristig eine internationale Begrüßung für Gäste am Bahnhof bekommen. "Ich finde es spannend, wenn eine Landesgartenschau eine internationale Abteilung hat", sagte er.

Das Bahnhofsareal soll niveaugleich an den Ballinghain angebunden werden, der sich auf der anderen Seite des Stadtringes befindet. Ziel sei es, den in Vergessenheit geratenen Park wieder neu zu beleben und als Klimawald für die Umweltbildung sowie als Kunstlandschaft zu nutzen. Für die alte Stadtgärtnerei unterhalb des Freibades schwebt dem Planungsbüro ein Bürgerprojekt vor: Bürger könnten die Anlage als Begegnungsstätte für "urban gardening" benutzen, also als eine Art moderne Kleingartenanlage. "Die Gebäude dort sind super geeignet, weil sie Flair haben", meinte Böhringer.

Die Projekte an Bahnhof, Ballinghain und Stadtgärtnerei sollen mit vergleichsweise geringen Investitionen umgesetzt werden. Deutlich mehr Geld wird nötig, wenn es darum geht, das Areal Ballinghain/Stadtgärtnerei mit dem Quartier am Schlachthof zu verbinden. Der Planer schlägt eine 300 Meter lange Fußgängerbrücke vor, die die Bereiche über die B 286 hinweg verbindet. "Diese Spange braucht es, sonst würde alles als Teilbereich liegen bleiben", sagte Böhringer.

Einen Lageplan und wie die Stadträte die Ideen diskutieren, finden sie hier.